Vaterstetten:Beliebt und beengt

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Die Vaterstettener Bücherei ist gut besucht aber nach mehr als vier Jahrzehnten schon ein bisschen baufällig. (Foto: Christian Endt)

Die Vaterstettener Bücherei steht vor größeren Investitionen

Welche Tiere findet man in einer Bücherei? Na klar, das ist eine Scherzfrage für Kinder und die Antwort lautet natürlich: "Bücherwürmer und Leseratten." Es sei denn, man stellt die Frage in Vaterstetten, da lautet die Antwort nämlich: "Marder und Vögel". Als Büchereichefin Christina Walser kürzlich im Kulturausschuss ihren jährlichen Bericht vortrug, konnte sie den Gemeinderäten über viele neue Angebote der Bibliothek berichten, etwa Ferienpakete mit thematisch je nach Urlaubsort zusammengestellten Romanen, Landkarten, Sprachkursen und Kochbüchern. Aber es ging auch um ungewöhnliche Besucher. So schafften es immer wieder Vögel durch die schon etwas durchlässige Fassade ins Innere der Bücherei, die dann von den Mitarbeitern mit viel Geduld und Vorsicht wieder hinausgescheucht werden mussten. Bereits eine Art Stammgast ist der Marder, er nistete in den vergangenen Jahren schon des Öfteren in den Zwischendecken des mehr als 40 Jahre alten Baus an der Johann-Strauß-Straße. Neben tierischen Mitbewohnern gebe es dort auch immer mehr bauliche Mängel, so Walser, von losen Fenstergriffe bis zu Lampen, die sich von der Decke lösten.

Nicht nur für die Büchereimitarbeiter und -besucher ist das ein Problem, auf die Gemeinde könnte bald einiges an Kosten zukommen, sagte Georg Kast, der Büroleiter von Bürgermeister Georg Reitsberger. Denn, dass in den vergangenen Jahren wenig in die Bücherei investiert wurde, liegt daran, dass diese eigentlich längst ins neue Ortszentrum Vaterstetten umgezogen sein sollte. Doch als vor zwei Jahren der Investor, mit dem zusammen die Gemeinde das Projekt umsetzen wollte, in Konkurs ging, zeichnete sich ab, dass die Bücherei wohl noch länger in ihrem alten und vor allem zu kleinen Haus bleiben muss - was aber so nicht mehr viel länger geht, sagte Kast. "Wenn wir die Entscheidung für eine neue Bücherei nicht bald fällen, müssen wir in das alte Haus einiges einbauen." Neben der auf jeden Fall nötigen Reparaturen brauche man etwa eine neue Theke und ein elektronisches Ausleihsystem.

SPD-Gemeinderat Jo Neunert wollte von der Büchereileiterin wissen, welchen Standort sie für geeignet halte. Denn derzeit sind mehrere Optionen im Gespräch, etwa neben dem Rathaus, vielleicht in einem gemeinsamen Gebäude mit dem geplante Bürgersaal, an der neuen Schule am Sportpark oder am Baldhamer Bahnhof. Grundsätzlich wolle sie sich aus der politischen Debatte lieber heraushalten, sagte Walser, und keinen Standort vorschlagen. Sie erklärte aber auch, dass sie eine Bücherei in Schulnähe für sinnvoller halte als in einem Wohngebiet.

Sehr viel positiver als der bauliche Zustand der Bücherei fällt dagegen ihre Bilanz für das vergangene Jahr aus. Die Zahl der Besucher steigt stetig, 2014 waren es 42 134, das sind immerhin 622 mehr als 2013 und sogar 5759 mehr als 2009. Insgesamt 27 295 Medien, neben Büchern auch Spiele, CDs und Filme, sind derzeit im Bestand der Bücherei, und die kommen ganz schön herum in der Gemeinde. Denn vergangenes Jahr verzeichnete die Bücherei 151 393 Ausleihen, das sind 8286 mehr als 2013, obwohl die Zahl der Medien nicht gestiegen ist. Dieses Interesse sei einerseits natürlich erfreulich, so die Bibliothekschefin, andererseits würden Bücher, CDs und Co aber auch deutlich öfter verliehen, als ihnen gut tut. So wird ein Vaterstettener Büchereibuch im Jahr durchschnittlich 22 Mal ausgeliehen ein Film sogar ganze 33 Mal. "Der Verschleiß ist immens hoch", so Walser, gegensteuern könnte man hier nur mit einer Erhöhung des Bestandes, was derzeit aber aus zwei Gründen nicht möglich sei. Einerseits fehle das nötige Budget und andererseits "gibt es derzeit die Raumsituation nicht her."

© SZ vom 27.07.2015 / wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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