Vaterstetten:Auf Wiedervorlage

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Der Platz vor dem Rathaus zählt nicht gerade zu den Sehenswürdigkeiten Vaterstettens. Wenn es nach dem Bürgermeister geht, wird hier bald umgestaltet. (Foto: Endt)

Für Vaterstettens Bürgermeister sind die Pläne für das neue Ortszentrum und das Geothermieprojekt immer noch aktuell

Von wieland Bögel, Vaterstetten

Aufgeschoben, nicht aufgehoben sind nach Meinung von Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) zwei teure Großprojekte der Gemeinde. Dies geht aus einer Antwort Reitsbergers an den Bund der Steuerzahler hervor. Dieser hatte wissen wollen, wie viel Geld bei den ergebnislos verlaufenden Planungen für die Geothermie und das neue Ortszentrum verloren gegangen ist. Nach Meinung des Bürgermeisters ist es zu früh, die Projekte als Verlust abzuschreiben, beim Ortszentrum könnte es bereits im kommenden Jahr Fortschritte geben.

Die Aufwendungen für die neue Vaterstettener Mitte sind durchaus beachtlich, etwa 1,3 Millionen Euro hat die Gemeinde laut Reitsberger seit 2003 für die Planungen ausgegeben. Zunächst gab es einen Architektenwettbewerb für einen Bürgersaal samt Kino - ein Projekt, das später als "nicht finanzierbar" verworfen wurde. Finanziert wurde zuvor indes die Planung, und zwar mit knapp einer Million Euro. Aus diesen Erfahrungen glaubte man in Vaterstetten gelernt zu haben, 2007 gab es einen neuen Versuch für ein neues Ortszentrum: den sogenannten wettbewerblichen Dialog. Bei dieser Form der Ausschreibung arbeiten die Kommune und ein Investor eng zusammen, die Gemeinde stellt die Flächen und erhält etwa ein neues Rathaus und einen Bürgersaal, die der Investor baut. Genau wie Wohnungen und Einkaufszentren auf Gemeindegrund entstehen, die der Investor dann bewirtschaftet.

Mit Kosten für die Gemeinde war allerdings auch diese Planung verbunden, rund 300 000 Euro. Und auch dieses Mal gab es kein neues Ortszentrum, weil die Firma, mit der die Gemeinde gerne zusammengearbeitet hätte, 2013 kurz vor der Vertragsunterzeichnung in Konkurs ging. Dennoch, so Reitsberger nun, die Formulierung des Steuerzahlerbundes, "dass die Planung gescheitert ist, kann ich so nicht unterstützen". Aus beiden Planungen habe man "wichtige Erkenntnisse gewinnen können", die man "im weiteren Planungsverlauf sehr gut verwerten" könne. Dazu, wie dieser Verlauf aussehen könnte, hat Reitsberger schon konkrete Vorstellungen:"Nach meinen Vorstellungen soll sich der Gemeinderat im Jahr 2016 mit neuen Planungskonzepten beschäftigen." Schließlich gebe es dafür immer noch Bedarf: Das Rathaus sei stark sanierungsbedürftig und ein Veranstaltungssaal werde "nach wie vor schmerzlich vermisst", genau wie zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten in Vaterstetten. Auch dazu, worüber die Gemeinderäte beraten sollen, hat Reitsberger bereits eine Idee: Der wegen der Insolvenz des Bauträgers nicht umgesetzte Planungsentwurf sei "aufgrund der städtebaulichen Qualität" durchaus aktuell. Die Gemeinde könne die Pläne kaufen, "nach eigenen Vorstellungen überarbeiten und ohne Beteiligung eines Dritten ganz oder wenigstens in Teilen selbst umsetzen".

Eine solche Teil-Umsetzung sei beim Geothermie-Projekt bereits im Gange, so der Bürgermeister. Zwar war die Tiefenwasserbohrung wegen der hohen Kosten und der Tatsache, dass sich kein Versicherer fand, der das Ausfallrisiko tragen wollte, nicht möglich. Ein möglicher Investor hatte sich darum im vergangenen Jahr zurückgezogen. Aber auch hier habe man wichtige Erkenntnisse gewinnen können, etwa über den Wärmebedarf der Wohn- und Gewerbegebiete Vaterstettens. Diese stelle eine "ausgezeichnete Arbeitsgrundlage" für die laufenden Nahwärme-Planungen des Kommunalunternehmens dar. Die für die Geothermie aufgewendeten Kosten seien zudem längst als Verluste des Kommunalunternehmens verbucht, wo sie "die Steuerlast reduzieren".

Um welche Summe es konkret geht, schreibt der Bürgermeister zwar nicht. Allerdings wurde Vaterstettener Anteil an den Planungskosten für die Geothermie von der Verwaltung bereits auf 328 000 Euro beziffert. Zu guter Letzt hält Reitsberger auch eine Wiederaufnahme der Geothermie für möglich. Er verweist darauf, dass es "bis zum heutigen Tag kein beschlossenes Projektende" gebe. Daher sei es durchaus möglich, dass "unter geänderten Rahmenbedingungen doch noch eine Realisierung stattfindet".

© SZ vom 09.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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