Vaterstetten:Arche Noah geht auf Erfolgskurs

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Aus ihren heimischen Gewässern (hier ein Aufführungsfoto von 2009) ist das Kindermusical Arche Noah zu großer Fahrt aufgebrochen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das von Beatrice Menz und Lena Grundhuber in Vaterstetten geschaffene biblische Singspiel gibt es nun als Partitur für Kinderchor. Jeder kann die Noten und Texte kaufen

Von Anja Blum, Vaterstetten

Zunächst schwamm die Vaterstettener "Arche Noah" nur in heimischen Gewässern, doch schon kurz darauf eroberte ihre junge Besatzung auch den Münchner Gasteig. Und nun wird das Kindermusical wohl bald auf vielen Bühnen im ganzen Land zu sehen sein: Der Münchner Verleger Friedemann Strube hat das in Vaterstetten entwickelte, biblische Singspiel in sein Repertoire für "gottesdienstliche Gebrauchsmusik" aufgenommen. Das bedeutet: Jeder, der musikalisches Material für Kinderchor sucht, kann nun auf das Vaterstettener Werk zugreifen, sprich, die Noten und Texte kaufen.

Zu verdanken ist dieser sagenhafte Erfolg der Hartnäckigkeit von Beatrice Menz, der Kirchenmusikerin und Chorleiterin der katholischen Pfarrei Vaterstetten. Die Schöpferin der "Arche Noah" hatte den Verleger immer wieder angerufen, ihm Material und Karten zu der Aufführung im Gasteig geschickt. Und von dieser war Strube dann so begeistert, dass er versprach, das Stück zu verlegen. "Die Kostüme, die Musik, der Einfallsreichtum dieses Szenarios - das alles war sehr professionell und kurzweilig. Das hat mir imponiert", erinnert sich Strube lebhaft. Vor allem gefalle ihm, dass das Vaterstettener Bühnenstück so variabel aufgeführt werden könne: in verschiedenen Besetzungen, von Laien oder auch von Profis. "Ich möchte einfach, dass die Menschen Musik machen, gerade für Kinder gibt es nichts Besseres", so das Credo des Verlagsgründers. Deswegen bringe er Musicals wie die "Arche Noah" überhaupt heraus, denn verdienen lasse sich an solchen Werken so gut wie nichts. "Im Gegenteil, wir finanzieren diese Sparte mit anderen Veröffentlichungen", erklärt Strube.

Ums Geld geht es auch den Schöpfern der Arche Noah nicht: Beatrice Menz hat die Musik zusammen mit ihrem Lebensgefährten Alexander Hermann komponiert, für den Text zeichnet die Journalistin Lena Grundhuber verantwortlich. "Wir freuen uns einfach, dass die viele Arbeit nicht verloren geht, und dass wir unser Werk jetzt endlich in Reinform in Händen halten", so Menz. Bislang nämlich habe das Musical lediglich als handschriftliches Manuskript existiert, "das ziemlich unleserlich war", gesteht sie. Deswegen sei die Übersetzung in ein Notenschreib-Programm auch recht aufwendig und mit mehren Korrekturphasen verbunden gewesen. Außerdem seien nicht alle Stimmen deutlich ausgeschrieben gewesen, ihr Klavierpart zum Beispiel habe nur aus Harmonien bestanden, den Rest habe sie stets improvisiert. "Für die käuflichen Noten wären meine Ausschmückungen aber zu kompliziert gewesen, wir haben versucht, die Musik möglichst einfach und leicht spielbar zu halten", erklärt die Kirchenmusikerin. "Wer dann darüberhinaus improvisieren mag, kann das ja gerne tun." Sehr wohl zu finden sind in den Noten indes nützliche Tipps zur Spielweise, etwa für die lautmalerischen Elemente des Saxofons: "Spiele I-ah für den Esel".

Der Strube-Verlag hat die "Arche Noah" also nun in eine leserliche Form gebracht. "Das allein hat ihn 2500 Euro gekostet", weiß Menz. Zu kaufen gibt es das nun als Musik und Text - Choreografien, Kostüme und Bühnenbild müssen die zukünftigen Besatzungen der "Arche Noah" selbst kreieren. Allerdings sollte man die Chornoten mehrmals bestellen, falls man tatsächlich eine Aufführung plant. "Kopieren ist nämlich verboten", erklärt Menz. Doch dass diese Mehranschaffung ein Kirchenmusikbudget sprengt, ist unwahrscheinlich: der Chorsatz ist für 1,50 Euro zu haben.

Beatrice Menz jedenfalls rechnet damit, dass die "Arche Noah" auf Erfolgskurs gehen wird: "Ich bin immer wieder von Kollegen angesprochen worden, die auf der Suche waren nach gutem Material für Kinder", erzählt sie. Denn solches sei nicht gerade einfach zu finden: Zahlreiche Kompositionen seien entweder zu tief gesetzt für junge Stimmen, rhythmisch zu kompliziert - oder melodisch einfallslos. Die "Arche Noah" hingegen ist praxiserprobt, erst im vergangenen Jahr wurde das Stück in Vaterstetten noch einmal aufgeführt. "Und unsere Lieder lassen die Kinder einfach nicht mehr los, sie singen sie immer wieder vor sich hin", erzählt die junge Chorleiterin.

Im Hinterkopf hat sie dabei wohl schon ihren nächsten Coup: Auch das Musical "Jonas im Walfischbauch", mit dem Menz und Hermann eine Geschichte der schwedisch-deutschen Autorin Christl Nyström vertont haben, soll demnächst verlegt werden. "Wenn es nur nicht so viel Arbeit wäre", sagt Menz und lacht.

Geführt wird das Werk beim Verlag Friedemann Strube als "Musical für Kinder/Jugendchor und Band". Angeboten werden jeweils einzeln die Partitur, die Klavierstimme samt Chor, die Chorstimme samt Soli sowie die Saxofon-, Bass- und Schlagzeugnoten, insgesamt etwa hundert Seiten. Kosten bei einfacher Ausführung: 24 Euro für alles.

© SZ vom 09.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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