Unzfriedene Markt Schwabener:Massive Töne

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Markt Schwabens Zweiter Bürgermeister Albert Hones (CSU) am Donnerstagabend vor 150 Gästen im Unterbräu. Er ist der erste Stellvertreter des krank geschriebenen Rathauschefs Georg Hohmann (SPD). (Foto: Christian Endt)

Auf der Markt Schwabener Bürgerversammlung kommt Kritik an Gemeinderat und Verwaltung auf. Es geht um die Park- und Verkehrssituation, die Neuverschuldung und die Informationspolitik im Ort

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Die Musi spielte im obersten Stock, im "Proberaum der Marktkapelle Markt Schwaben". Feine Töne waren es, die durch die Tür mit dem Schild drangen. Ganz anders als zwei Etagen tiefer, im Festsaal des Hauses. Dort ging es ruppig zu, weil hier die politische Musik des Abends spielte. Und die klingt in Markt Schwaben seit längerem ungefähr so stimmig, wie wenn ein Trommler zum ersten mal in eine Tuba bläst.

Auf der Bürgerversammlung der Gemeinde Markt Schwaben ließ sich am Donnerstag gut erahnen, dass der Ort ein kompliziertes Jahr hinter sich hat. Und dass es auch in nächster Zeit spannend bleiben dürfte. Die 150 Gäste im Markt Schwabener Unterbräu stellten vieles in Frage, was die Gemeinde und ihre Verwaltung im vergangenen Jahr bewerkstelligt hat. Es ging dabei um die Park- und Verkehrssituation, die Neuverschuldung und die Informationspolitik der Gemeinde.

Da konnten sie hoch droben noch so gefällig musizieren; unten war die Harmonie im zweiten Teil des Abends verflogen. Was ja nicht ganz ungewöhnlich ist bei einer Bürgerversammlung - wo die Zuschauer anders als im Gemeinderat ein Mitspracherecht haben. Und das haben viele Markt Schwabener genutzt.

Ein Kernpunkt: Die angespannte Park- und Verkehrssituation - ein generelles Thema in der Region und in Markt Schwaben im Speziellen. Mehrere Gäste beschwerten sich über zugeparkte Straßen - und dass die Gemeinde zuletzt trotzdem an einer Stelle Parkmöglichkeiten verschwinden ließ. Kürzlich wurden dort Steinbrocken ausgelegt, die versperren jetzt den Platz. Albert Hones (CSU) vertrat den krankgeschriebenen Bürgermeister Georg Hohmann (SPD). Er verteidigte diesen Schritt, weil dort offiziell nie geparkt werden durfte. "Es wurde nur jahrelang toleriert", so Hones. Dass der Markt Schwabener S-Bahnhof zu wenig Platz für zu viele geparkte Autos habe, darin waren sich inklusive Hones alle einig. Es gebe aber "vorläufig keine Lösung dafür", so Hones. Stattdessen ermutigte er die Markt Schwabener einmal mehr dazu, den Weg zum Bahnhof ohne Auto anzutreten.

Es waren massive Töne, die mancher im Publikum wählte. Dennoch blieb es überwiegend sachlich. So auch bei der Anmerkung eines Bürgers, der sich über die vielen Autofahrer zwischen Habererweg und der Straße An der Bachleiten beschwerte. "Sie benutzen das als Abkürzung und fahren zu schnell", sagte er. Der vermeintliche Vorteil: Auf dieser Strecke gibt es keine Ampeln. Der Empfehlung einer Einbahnstraße erteilte die Verwaltung aber eine Absage. Dann müsste man den Verkehr ganz anders abwickeln, hieß es.

Kritik kam auch an der Neuverschuldung an, die Markt Schwaben anpeilt. Die soll ja demnächst auf 60 Millionen Euro ansteigen, wegen des Schulneubaus, der alleine schon 45 Millionen Euro kosten soll. Zu den Plänen, ein neues Zentrum für um die tausend Grund- und Mittelschüler im Ort zu bauen, gab es im Ort in den vergangenen zwei Jahren immer wieder hitzige Debatten, es drohten gar zwei Bürgerbegehren. Jetzt steht dem Ganzen immer weniger im Weg. Hones reagierte unaufgeregt, auch auf die bekannte Höhe der Schulden. "Die Schule ist kein Luxusprojekt, sondern ein Muss."

Zuletzt ging in einigen Markt Schwabner Haushalten die Angst vor Schadstoffen im Trinkwasser um. Die frühere CSU-Gemeinderätin Ulla Baumhof erklärte auf der Bürgerversammlung, dass die Gemeinde in der Wahrnehmung vieler nicht ausreichend über das Problem informiert habe - ein Kritikpunkt, den auch andere geäußert hatten. Die Gemeinde verteidigte sich einmal mehr: Damit niemand überreagiert, habe man bewusst nur die Radio-Sender informiert und auf Lautsprecher-Durchsagen verzichtet. Kürzlich stellte sich ja heraus, dass vom Trinkwasser nie wirklich Gefahr ausging.

© SZ vom 19.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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