Uneinigkeit im Gemeinderat:Drüber, drunter oder raus?

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Bürgermeister Georg Reitsberger will eine Umgehung, die näher an der Autobahn liegt. (Foto: Christian Endt)

Wegen des Autobahn-Umbaus wird in Vaterstetten wieder mal die Umgehung diskutiert

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die geplante Erweiterung des Autobahnkreuzes München-Ost wird auch Auswirkungen auf den Bau der Umfahrung für Parsdorf und Weißenfeld haben. Diese soll westlich von Parsdorf die Autobahn 94 queren - doch die dafür bisher geplante Brücke wäre zu kurz. Nun, so beschloss es der Gemeinderat, soll die Brücke umgeplant werden.

Eigentlich wäre es eine reine Formalie gewesen, die das Gremium zu beschließen hatte. Wenn die Autobahn zehnspurig wird, muss eben auch die Brücke breiter werden. Was, da das Bauwerk noch nicht steht, vergleichsweise unproblematisch werden dürfte, wie Manfred Weber vom Vaterstettener Bauamt erklärte. Teurer soll die längere Brücke nicht werden. Das liegt daran, dass man sie nun mit einem Mittelpfeiler versehen kann, das macht den Bau einfacher. Für die Umplanung fallen allerdings Kosten an, laut Verwaltung sind es genau 84 817,69 Euro.

Die Gegner der Umfahrung - darunter auch Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) - nutzten den Tagesordnungspunkt indes, um erneut eine längliche Grundsatzdebatte über die neue Straße vom Zaun zu brechen. Der Bürgermeister regte an, statt der Brücke solle man doch eine Unterführung unter der Autobahn bauen. Sowohl nach Auffassung des gemeindlichen Bauamts wie der Autobahndirektion ist das aber nicht möglich. Denn einerseits sei wegen der bald zehn Spuren, die man untertunneln müsste, ein viel größerer Landverbrauch nötig, außerdem seien wegen der tiefen Lage Probleme mit dem Grundwasser zu erwarten.

Reitsbergers Parteifreund Herbert Uhl forderte, die gesamte Umfahrung umzuplanen. Wenn die Autobahndirektion die EBE4/M18 verlegen wollte, könne man dort gut eine andere Variante der Umfahrung, die Weißenfelder Südschleife, anschließen. Für diese brauche es deutlich weniger Fläche als für die aktuell geplante Variante nördlich von Weißenfeld und südlich von Parsdorf. Dafür werde letzteres dann auch nicht vom Verkehr entlastet, entgegnete Zweiter Bürgermeister Martin Wagner (CSU). Schließlich sei die Weißenfelder Südumfahrung ebenfalls geprüft worden, "die bringt für Parsdorf gar nichts". Reitsberger war sich nicht so sicher. Durch die Ausbaupläne für die A 94 seien die Prognosen nicht mehr aktuell, darum solle man versuchen, die Umfahrung flächensparender näher an der Autobahn zu bauen. SPD-Fraktionschef Sepp Mittermeier erinnerte die Freien Wähler daran, dass sie vor wenigen Wochen einem Projekt mit deutlich mehr Landverbrauch zugestimmt hatten: dem Logistikzentrum nördlich der A 94. "Vielleicht kann man dann heute mal über den eigenen Schatten springen und für die Umgehung stimmen."

Was laut Wagner auch aus einem anderen Grund nötig sei: Laut Vertrag mit dem Investor des Parsdorfer Gewerbegebietes zahlt dieser zu dem 18-Millionen-Projekt einen Zuschuss von rund 4,5 Millionen Euro. Aber nur, wenn es bis zum Jahresende 2023 in Betrieb geht. "Ich habe keine Lust, dass wir dieses Geld verlieren", so Mittermeier, genauso wenig die bereits geleisteten Planungskosten. Noch deutlicher wurde CSU-Fraktionschef Michael Niebler. Ohne das Geld vom Investor könne sich die Gemeinde gar keine Umgehung, egal welche Variante, leisten. Gegen die Stimmen der Freien Wähler, der AfD und des Bürgermeisters wurde beschlossen, an der aktuellen Variante festzuhalten und die Brücke umplanen zu lassen.

© SZ vom 11.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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