Treffen in der Grundschule:Die Themen liegen auf der Straße

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Zu schnelles Fahren, Schlaglöcher und fehlende Parkplätze bewegen die Vaterstettener auf ihrer Bürgerversammlung

Von Camille Scherer, Vaterstetten

Eine Rundfahrt, das wünscht sich eine Frau aus Baldham, als es bei der Bürgerversammlung in der Turnhalle der Grundschule an der Brunnenstraße am Mittwochabend um die Ausgleichsflächen für das Gewerbegebiet in Parsdorf geht. Denn anscheinend fährt der Gemeinderat "da zwar immer spazieren, aber wir dürfen's nicht sehen. Dabei interessiert das mehrere Bürger". Darauf hat Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) nicht gleich eine Antwort, allerdings ist Manfred Weber vom Bauamt ihm zur Stelle. Seine Informationen sind vollständig und in Rekordgeschwindigkeit gesprochen, nur leider nicht immer verständlich. Doch wirklich Zeit für langsamere Erklärungen ließen ihm die Bürger nicht, denn gleich ging man zum nächsten Thema Verkehrssicherheit über. Auch hier drückt vielen Bürgern der Schuh. Vor allem die Raser in der Johann-Sebastian-Bachstraße und in Weißenfeld seien ein Problem: "Statt 50 Stundenkilometern werden eher 80 gefahren", klagt ein Bürger. Er will wissen, was die Gemeinde dagegen unternehme. Der Bürgermeister bleibt diplomatisch und erklärt, dass es an der Johann-Sebastian-Bach-Straße eine "saubere" Zugangsstraße geben wird und dass Herr Weber ja da sei, um eine Lösung zu finden. Auch für die Weißenfelder hat er einen Trost: "Es gibt dort eine elektronische Verkehrsgeschwindigkeitsanzeige und der Straßenhügel wurde an dieser Stelle bewusst nicht entfernt, da das eventuell auch beim Fahren zügelt", antwortet Reitsberger mit einem verschmitzten Lächeln.

Doch auch weitere Themen liegen an diesem Abend quasi auf der Straße. Eine Dame beschwert sich über "riesige Schlaglöcher, die sich bei Regen mit Wasser füllen und über die man drüber fliegt". Eine andere Bürgerin fügt hinzu, dass die Straßen auch für Fahrradfahrer teilweise unzumutbar seien. Herr Weber vom Bauamt findet dafür nur einen Schuldigen: das fehlende Geld. Denn weil es nicht genügend Haushaltsmittel gebe, könnten jedes Jahr nur zwei Straßen ausgebaut werden.

Eine hitzige Diskussion bricht aus, als eine Frau die fehlenden Parkmöglichkeiten in der Gemeinde anspricht. In ihrer Straße etwa fände ihr Besuch kaum einen Stellplatz, weil die Kunden eines Frisöres gegenüber die Straße vollparkten. "Aber ist es nicht Pflicht, wenn man ein Gewerbe hat, auch Parkplätze zur Verfügung zu stellen?", beklagt sich die Baldhamerin. Georg Reitsberger kennt das Problem, denn er hat es selbst. Dass Vaterstetten, laut Brigitte Littke vom Bauamt, die Gemeinde mit der höchsten Stellplatzforderung sei, beruhigt die Stimmung kaum. Auch der Ausbau der Autobahn A 99 wurde thematisiert. Bei dieser befürchten alle den damit verbundenen Lärm, wenn die bisher dreispurige Autobahn auf vier Spuren erweitert wird. Der Bürgermeister verspricht an dieser Stelle die nötigen Maßnahmen.

Als dann ein Vaterstettener fragt, ob es in der Gemeinde die Möglichkeit eines Verbotes von Glyphosat geben könnte, sind die Besucher zwiegespalten. Die einen fürchten das Unkrautvernichtungsmittel, andere befürworten den Gebrauch. Der Bürgermeister, selbst Landwirt, erklärt an dieser Stelle, dass bereits seit Jahren auf öffentlichen Feldern keine "Spritzmittel" verwendet würden. "Nur bei Mais-und Getreidefeldern ist man auf Sauberkeit angewiesen, da bieten sich Zusammensetzungen mit Glyphosat an". Auf die Sorge, der Stoff sei krebserregend, entgegnete Reitsberger, dass dies nicht bewiesen sei. Nicht sehr zufriedenstellend für den Fragenden, aber eine ausführlichere Antwort wird er nicht bekommen, denn "das Thema gehört doch hier ohnehin nicht hin", erwidert eine Bürgerin.

Trotz des Unmutes über einige Themen beweist der Bürgermeister zumindest bei der Frage nach öffentlichen Toiletten viel Humor und Schlagfertigkeit: Als eine Dame sich über das Fehlen von WC's beschwert, sagte er: "Wenn's bsonder's dringend ist, dann kann man zur Not im Rathaus klingeln

© SZ vom 27.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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