Teilbürgerversammlung:Klagen über laute Züge

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Bürgermeisterin Angelika Obermayr. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bürgermeisterin kann in Nettelkofen aber keine Entlastung versprechen

Von Thorsten Rienth, Grafing

Mit Spannung war die Teilbürgerversammlung erwartet worden. Doch die Bewohner von Grafing-Bahnhof und Nettelkofen lassen sich von den Berufsschulplänen ihrer Stadt nicht verrückt machen. Was Lärm und Belastung angehe, so seien sie ja von Bahnlinie und Westumfahrung einiges gewohnt, das war am Donnerstagabend der Tenor.

Er wolle eigentlich noch gar nicht über den genauen Berufsschulstandort reden, meldete sich einer der etwa 70 Besucher im Nettelkofener Feuerwehrhaus zu Wort. Wer wisse denn schon, ob nicht am Ende vielleicht alles ganz anders komme. "Aber: Was bringt so eine Schule für die Stadt?" Aus Sicht von Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) ist das zum Beispiel qualifiziertes Fachpersonal. "Wenn wir hier Ausbildungen anbieten, besteht auch die Hoffnung, dass die Leute hier eine Arbeitsstelle suchen und finden."

Die Schule müsse aber auch in größerem Kontext betrachtet werden. "Der Landkreis Ebersberg ist der einzige Landkreis in Oberbayern, der noch keine Berufsschule hat." Wichtig sei ihr zum aktuellen Zeitpunkt aber eines: Beschlossen sei bislang nur, dass die Stadt erste Grundstücksgespräche führe. Die Versammlung gab auch Einblick, wie schnell sich Gerüchte entwickeln können. 400 zusätzliche Autos seien schon ein starkes Stück, klagte ein Anwohner. "Woher auch immer diese Zahl kommt, bestätigen kann ich sie nicht", entgegnete Obermayr. Tatsächlich war in der Vergangenheit von 400 zusätzlichen Autos die Rede gewesen, allerdings beim ursprünglich vorgesehenen Schulstandort in Zorneding.

Als drängenderes Problem wird ohnehin offenbar der Bahnlärm empfunden. "Wenn ich mich bei offenem Fenster mit meiner Frau unterhalte und ein Zug vorbeifährt, dann höre ich überhaupt nichts mehr", beschwerte sich ein Anwohner. Er fürchte, dass solche Situationen mit dem Brenner-Basistunnel, dessen Zulaufstrecke durch Grafing führt, zur Regel würden. "Ich will einfach, dass die Stadt Grafing mit allen Mitteln versucht, dass wir eine Lärmschutzwand bekommen."

So bitter das klinge, antwortete Obermayr: "Es gibt im Verkehrsministerium eine ganz konkrete Berechnungsformeln für Lärmschutz an Bahnstrecken." Entweder man sei über der Grenze - und bekomme Lärmschutz. Oder man liege drunter - und bekomme keinen. "Wenn wir uns die Werte anschauen, dann sind wir hier in Grafing-Bahnhof leider ganz weit weg von der Schwelle, ab der das Verkehrsministerium aktiv wird." Der nachträgliche Lärmschutz in Schammach, den sogleich jemand als Gegenargument brachte, ist laut Obermayr nur zustande gekommen, weil das Verhältnis von Gewerbeflächen und Wohnungen in der Ursprungsrechnung nicht korrekt gewesen war und es mit dem Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz (CSU) jemanden gegeben habe, der das in Berlin an richtiger Stelle angebracht habe.

Warum man denn nicht einfach einmal Messungen mache? "Selbst wenn wir Ihnen das zahlen, wird das nichts bringen", prophezeite Obermayr. "Ich will hier einfach nur Klartext reden und keine falschen Hoffnungen machen." Beim Lärmschutz seien Berechnungen relevant, keine Messwerte. "Ich schüttele darüber auch den Kopf." Eine ähnliche Antwort musste Obermayr zwei Tage zuvor bei der Bürgerversammlung in der Stadthalle Anwohnern aus dem Ortsteil Engerloh geben. Dort hatten sich die Klagen auf die neue Ostumfahrung bezogen.

Und offenbar gibt es in Grafing-Bahnhof auch andere Ansichten. "Die Bahngleise sind schon immer dagewesen", meldete sich eine Frau zu Wort. "Wem das zu viel ist, der soll halt hier nicht kaufen oder bauen."

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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