Technischer Ausschuss Ebersberg:Im Namen der Kapelle

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Die Idylle rund um die kleine Kapelle trügt etwas, denn unter den Anwohnern in Rinding ist ein Streit über ein geplantes Wohnhaus entbrannt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein geplantes Wohnhaus in Rinding ärgert die Nachbarn und beschäftigt die Stadträte

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Dass es im Baurecht zu wenige Regelungen gäbe, dürfte eine eher selten geäußerte Kritik sein. Dennoch gibt es in der Tat Bereiche, in denen auch das Baugesetzbuch nicht mehr weiterhilft. Etwa mögliche Ruhestörungen durch Bewohner eines noch gar nicht gebauten Hauses. Solche befürchten Nachbarn eines beantragten Neubaus im kleinen Ort Rinding bei Ebersberg und hatten eine entsprechende Stellungnahme an den Technischen Ausschuss des Stadtrates eingereicht. Dass man diese Befürchtungen bei der Frage der Baugenehmigung nicht berücksichtigen könne, war im Ausschuss unbestritten. Einen anderen Einwand der Anwohner müsse man aber ernster nehmen, befanden einige Mitglieder des Gremiums.

Konkret geht es um den Neubau eines Gebäudes, das bereits jetzt als Wohnhaus genutzt wird. Beantragt wurde, es in etwa den gleichen Maßen wieder aufzubauen, allerdings mit insgesamt fünf Wohneinheiten. Was einigen in der Nachbarschaft wohl offensichtlich zu viel ist, wie die kritische Stellungnahme an die Stadt beweist. Auch im Ausschuss gab es Bedenken, Jürgen Friedrichs (Grüne) und Gerd Otter (Pro Ebersberg) fragten, ob ein solcher Zuwachs dem Ortscharakter des doch sehr überschaubaren Dorfes Rinding zuträglich sei.

Zumindest baurechtlich sei das nicht zu beanstanden, sagte Ebersbergs Bauamtsleiter Christian Stöhr, solange der Neubau äußerlich seinem Vorgänger entspreche, spiele es keine Rolle, wie viele zusätzliche Wohnungen entstehen. Außer, die Stadt stelle einen Bebauungsplan für den Ort auf. Solle der aber auch für den geplanten Neubau gelten, müsste man jetzt eine Veränderungssperre beschließen. Für dieses Vorgehen gab es im Ausschuss indes keinen Antrag.

Aus der CSU kam dagegen Zustimmung für die neuen Wohnungen, Hans Hilger verwies darauf, dass der Bauwerber genau das tue, was der Stadtrat ansonsten immer fordere: Verdichten um mehr Wohnraum zu schaffen. Und der werde "dringend gebraucht", so Josef Riedl. Er verwies darauf, dass es hier um einen Ersatzbau gehe, "das ist rechtlich zulässig". Zudem vermutete er andere als baurechtliche Motive hinter der kritischen Stellungnahme der Nachbarn, da seien wohl auch persönliche Gründe im Spiel: "Wir werden den Ort nicht befrieden, egal was wir entscheiden."

Dass es hier um mehr, als einen Neubau gehen könnte, schloss auch Christoph Münch (SPD) nicht aus: "Ich lasse mich ungern in Nachbarschaftsstreitigkeiten reinziehen." In einem Punkt allerdings sei die Kritik nicht von der Hand zu weisen: Die Nachbarn hatten moniert, dass die Zufahrt beziehungsweise die Parkplätze für den Neubau direkt neben einer historischen Kapelle entstehen sollen. Hier könnte es schon Konflikte mit dem Denkmalschutz geben. Diese Befürchtung äußerte auch Friedrichs, er regte an, die Parkplätze vielleicht in einer Tiefgarage unterzubringen. Riedl schlug vor, mit dem Bauwerber noch einmal zu reden, vielleicht könne man die Parkplätze und die Zufahrt etwas verlegen. Andererseits sei die Gefahr für die Kapelle ja auch nicht so groß, "direkt an der Hubertuskapelle an der Schwabener Straße fahren täglich Tausende Autos vorbei".

Längeren Diskussionsbedarf gab es noch über einen Vorschlag von Münch, mit dem Ausschuss einen Ortstermin zu veranstalten. Unterstützung kam von Pro Ebersberg und den Grünen, die CSU war strikt dagegen. Schließlich einigte sich der Ausschuss darauf, die Entscheidung zu vertagen. Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) sagte, er werde mit dem Bauwerber über die Kritik im Ausschuss reden, die Zahl der Wohnungen werde man aber wohl nicht beeinflussen können. Wie Proske auf Nachfrage erklärt, könne man mehr Abstand zur Kapelle zwar anregen, habe als Stadt aber keinen Einfluss, da für die Einhaltung des Denkmalschutzes das Landratsamt zuständig ist.

© SZ vom 19.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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