Technischer Ausschuss Ebersberg:Bitte keine Werbung

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Der Antrag einer Firma, an mehreren Straßen in Ebersberg Reklametafeln für andere Firmen aufzustellen, fällt im Technischen Ausschuss durch

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Werbung ist bekannt für kreative Umschreibungen alltäglicher Dinge, schließlich sollen diese der Kundschaft schmackhaft gemacht werden. Auch, wenn es um Werbung für die Werbung selbst geht, ist die Branche um Euphemismen nicht verlegen: Nichts geringeres als ein Gewerbeleitsystem plane man in der Kreisstadt zu errichten, so der Antrag einer Firma an den Technischen Ausschuss. Der sich davon aber nicht zum gewünschten Ergebnis leiten ließ, die drei Werbewände - denn darum handelt es sich - fanden keine Zustimmung der Stadträte.

Aufgestellt werden sollten zwei der Anlagen im Gewerbegebiet im Norden und zwar an der Anzinger Straße am Kreisverkehr und an der Schwabener Straße sowie eine in Langwied an der B304 in der Nähe des Baumarktes. Einige der favorisierten Standorte hatte die Verwaltung bereits aus formalen Gründen ausgeschlossen. Etwa in Langwied, hier, so Bauamtsleiter Christian Stöhr, gelte ein Mindestabstand von 15 Meter zur Straße. Auch negativ beurteilt habe man einen beantragten Standort im Norden, hier sei aus Gründen der Verkehrssicherheit für Werbeanlagen nur eine maximale Höhe von 80 Zentimetern zulässig, ansonsten könnten Autofahrer beim Einbiegen andere Fahrzeuge übersehen. Die beantragten Tafeln sollen aber jeweils dreieinhalb auf 1,80 Meter groß und stückweise an örtliche Gewerbetreibende vermietet werden. Diese könnten dort dann eine Art Firmenschild anbringen.

Ein Konzept, das im Ausschuss nicht überzeugte: "Das hat sich überlebt", meinte etwa Gerd Otter (Pro Ebersberg), wer heute etwas im Gewerbegebiet suche, benutze ein Navigationssystem. Und auch falls nicht, seien die Schilder ungeeignet, im Vorbeifahren könne man die ohnehin nicht lesen. Was bleibe sei ein unansehnlicher Straßenraum, weshalb seine Fraktion den Antrag ablehnen werde. Ebenfalls Ablehnung gab es seitens der Grünen: "Uns hat sich der Sinn nicht erschlossen", fasste Petra Behounek die Erkenntnisse aus der Fraktionssitzung zusammen.

Ohnehin scheint das Interesse der Gewerbetreibenden an den Werbewänden eher gering zu sein

Auch Josef Riedl (CSU) bemängelte den geringen Nutzen der Schilderwand: "Wer kann das lesen, wo kann man davor anhalten?" Zudem werde dort auch keine Adresse oder Telefonnummer zu sehen sein, "das ist werbetechnisch sinnlos". Der Meinung seien im Übrigen auch einige Geschäftsleute, mit denen er gesprochen habe, so Riedl: "Die wollen das nicht." Er erinnerte an eine ähnliche Aktion, die der Bund der Selbständigen vor Jahren bereits versucht hatte -"aber mit ansprechenden Stelen"- auch damals hätten sich keine Interessenten gefunden.

Dies bemängelte auch sein Fraktionskollege Hans Hilger: "Ich würde mich darauf einlassen, wenn es unsere Gewerbetreibenden wollen - aber nicht, wenn bloß eine Firma damit Geld verdienen will." Die im ungünstigen Fall nicht die einzige bleiben könnte, warnte Riedl: Denn erlaube man einer Firma das Aufstellen von solchen Schildern an der Straße, werde man es anderen kaum verbieten können. Auf diese "Präzedenz-Wirkung" solle man es gar nicht erst ankommen lassen.

Nicht zuletzt, weil die Schilder am Straßenrand auch gefährlich sein könnten, sagte Martin Schedo (CSU), als Polizist könne er vor der Ablenkung nur warnen, ganz besonders, wenn man es schlecht lesen könne. In einem ähnlichen Fall vor ein paar Jahren habe man eine Reklameaktion genau wegen möglicher Verkehrsgefährdung wieder abbauen lassen, damals warb ein geschmückter Ochsenwagen an der B304 für das anstehende Volksfest.

"Ich habe mich überzeugen lassen", sagte zuletzt auch Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos), seine Verwaltung hatte zunächst eine Zustimmung empfohlen. Am Ende fiel das Votum aber einstimmig dagegen aus.

Gar nicht mehr abgestimmt werden musste über eine andere umstrittene Werbeanlage, die Aldi an der Münchner Straße beantragt hatte. Bereits in der Oktobersitzung war der Antrag im Ausschuss, damals gab es viel Kritik an der siebeneinhalb Meter hohen Stele an der Wasserburger Straße. Diese blockiere die Sicht beim Abbiegen besonders für Radler und belästige die Anwohner durch die Dauerbeleuchtung. Die Entscheidung wurde daher zunächst vertagt, in der Zwischenzeit hatte man sich mit Aldi auf eine Verlegung der Anlage von der Straße weg sowie eine kleinere Ausführung geeinigt, doch kurz vor der Sitzung wurde der Bauantrag komplett zurückgezogen.

© SZ vom 16.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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