Tafeln im Landkreis Ebersberg:Wünsche und Wunder

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Vor allem für die Kinder gab es kleine Überraschungen. (Foto: Privat)

Die Helferinnen und Helfer bieten den Kunden zu Weihnachten kleine Extras

Nichts wünschte sich die 13-Jährige so sehnsüchtig wie ein eigenes Fahrrad. Doch was für die meisten Kinder und Jugendliche selbstverständlich ist, schien für die Schülerin schier unerreichbar zu sein: Die Mutter ist alleinerziehend und konnte die Anschaffung nicht stemmen. Wochenlang versuchten auch die freiwilligen Helferinnen und Helfer der Aßlinger Tafel, wo die Familie immer wieder Lebensmittel holt, vergebens, ein gebrauchtes Fahrrad für das junge Mädchen zu organisieren. "Dann kam ein Anruf von einer Aßlinger Firma, ob sie uns Weihnachten etwas Gutes tun können. Ich erzählte ihnen von diesem Mädchen, und die Firma legte einen großen Betrag zu dem bereits gesammelten dazu", berichtet Sabine Küpferling, Organisatorin der Aßlinger Tafel. Ein Fahrradladen in Grafing machte dann auch noch einen Sonderpreis - und der große Wunsch des Mädchens konnte erfüllt werden. "Sie hatte Tränen in den Augen, genau wie wir auch. Das war ein Weihnachtswunder", erinnert sich Küpferling.

Nicht immer können Wünsche wie dieser erfüllt werden, doch überall im Landkreis haben sich die freiwilligen Helferinnen und Helfer der Tafeln in den vergangenen Wochen besonders darum bemüht, dass ihre Kundinnen und Kunden ein schönes Fest haben und Geldsorgen wenigstens kurz einmal in den Hintergrund gestellt werden können. In Aßling etwa gab es bei der Weihnachtsausgabe alkoholfreien Punsch, Geschenke und besondere Lebensmittel. Eine Bürgerin spendete auch Lebkuchen für die Kinder der Tafelkunden. Auch bei den anderen Tafeln gab es kleine Weihnachtsüberraschungen: Mit Einkaufsgutscheinen können sich etwa die Kundinnen und Kunden der Markt Schwabener, der Ebersberger, der Grafinger oder der Poinger Tafel selbst etwas leisten, für das sie sonst kein Geld hätten. In Kirchseeon durften die Kunden eine große Tasche mit besonderen Lebensmitteln wie etwa Kaffee und Stollen mit nach Hause nehmen.

Auch den Kindern aus den Familien, die finanziell schlecht gestellt sind, haben Tafel-Helfer und Spender gemeinsam in vielen Orten schöne Überraschungen bereitet. In Poing etwa konnten sich die Kinder Geschenke im Wert bis zu 25 Euro wünschen, die dann von Paten erfüllt wurden. 39 Päckchen wurden in diesem Jahr verteilt. Auch in Grafing hingen am Christbaum in der Stadtbücherei Wunschzettel der Tafel-Kinder.

In vielen Gemeinden ist es inzwischen auch eine schöne Tradition, dass gemeinsam gefeiert wird. In Ebersberg etwa gibt es bei der Weihnachtsfeier ein warmes Essen für die Kunden, gesponsert wird das von einer Einzelperson. Auch in Kirchseeon und Zorneding werden festliche Weihnachtsfeiern für die Kunden organisiert. In Zorneding haben in diesem Jahr auch Kindergartenkinder zur Weihnachtsfreude beigetragen. Sie sangen bei der Lebensmittelausgabe Weihnachtslieder, die Eltern der Kinder spendeten ein selbst erstelltes Rezeptbuch und Einkaufsgutscheine für jeden Tafelkunden. Und noch etwas Besonderes haben sich die Zornedinger Helfer einfallen lassen: Auf Kosten der Tafel wurden die heimischen Glühlampen der Kunden gegen LED-Lichter getauscht - die Kunden sparen sich so Investitionen und Stromkosten.

Doch auch wenn vieles ermöglicht wird - ein Happy Ende gibt es dennoch nicht immer. So auch nicht bei der Familie der 13-Jährigen, die sich so über ihr neues Fahrrad freut: Kurz vor Weihnachten wurde der Mutter von zwei Töchtern die Wohnung wegen Eigenbedarfs gekündigt. Sabine Küpferling: "Wir hoffen auf ein weiteres Wunder."

© SZ vom 24.12.2019 / moo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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