SZ-Serie: Kein Advent ohne...:Buttnmandlbrot und Teppichklopfer

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Zur Handwerksausrüstung des Bäckermeisters Richard Freundl gehört seit zwei Jahren der Teppichklopfer. (Foto: Privat)

Bäckermeister Richard Freundl hat eine Weihnachts-Kreation erfunden

Von Korbinian Eisenberger

Immer wieder dieser Advent - berühmt für "Last Christmas" und Plätzchenbacken, berüchtigt für "Stirb langsam" und Lichterkettenaufhängen. Wir haben für unsere Serie "Kein Advent ohne..." Menschen aus dem Kreis Ebersberg gefragt, welche Tradition, welches Lied oder welches Accessoire bei ihnen im Advent auf keinen Fall fehlen darf:

Zur Handwerksausrüstung des Bäckermeisters Richard Freundl gehört seit zwei Jahren der Teppichklopfer. Das ist insofern erstaunlich, weil der Teppichklopfer in aller Regel zum Entstauben von Flokatis genutzt wird. Richard Freundl , mit 26 dem Kindesalter längst entwachsen, hat eine andere Verwendung für den Teppichklopfer gefunden: Er drischt damit sanft auf Stroh ein. So, dass die Halme das Getreide abwerfen, allerdings nicht wie in einem Mähdrescher abbrechen. Das Stroh wird nämlich als Verkleidung gebraucht. Und das Getreide für Freundls Advents-Kreation: das Buttnmandlbrot.

Seit 2018 gehört das Buttnmandlbrot fest zum Adventsinventar der Auslagen in den vier Freundl-Filialen in Ebersberg und Aßling. Entstanden ist die Idee auf einer einjährigen Forschungsreise. Freundl arbeitete bei Bäckerein in ganz Bayern und Österreich, Betriebe mit 400 Mitarbeitern, und kleine Familienbäckerein. Diese Tour führte ihn in den Ort Berchtesgaden, wo im Advent traditionell Buttnmandl laufen. Buttnmandl sind als Strohungeheuer verkleidete Menschen, ähnlich wie Perchten, aber in der Wirkung noch unfreundlicher. Für Freundl aber freundlich genug.

Der 26-Jährige sitzt jetzt in seiner Bäckerei und erzählt, wie eins zum anderen kam. Per Zufall befand er sich damals im selben Bierstüberl wie jener Mann, der die Berchtesgadener Buttenmandl mit Stroh ausrüstet: Ein Landwirt aus Harthausen bei Grasbrunn (Kreis München), der Urgetreide anbaute. Sein Stroh wurde zur Verkleidung, und sein Urkorn landete in der Biogasanlage. "Das tat mir richtig weh, dafür ist Urgetreide viel zu schade", sagt Freundl.

Also kaufte er dem Bauer das Urkorn ab. Mit Spezln und Teppichklopfern geht es seither von Ebersberg nach Harthausen, wo sie das Getreide eigenhändig aus dem Stroh klopfen. Später wird daraus Buttnmandlbrot, ein reines Voll- und Urkornbrot mit gerösteten Haselnüssen und dezentem Honigaroma. "Ich habe einige Versuche gebraucht, bis es so aussah wie ich es wollte", sagt Freundl. Mittlerweile bäckt er immer im Advent 240 Laib Buttenmandlbrot, das die Bäckerei mittwochs und donnerstags verkauft. Bis Weihnachten ist die Charge meist leer. Deswegen steht im September wieder eine Tour mit dem Teppichklopfer an.

© SZ vom 18.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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