SZ-Serie: Die Ferienreporter, Folge 10:Mit Richard Lugner und Spachtelmasse

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Lukas Müller, Jannick Jahne und Ben Müller helfen mit, das JiG in Grafing nach dem Wasserschaden wieder herzurichten. (Foto: Christian Endt)

Die Renovierungsarbeiten sind im JiG trotz Sommerpause im vollen Gange. Viele Freiwillige helfen mit, das durch einen Wasserschaden Anfang des Jahres beschädigte Gebäude wieder herzurichten

Von Sandra Langmann, Grafing

Rockmusik ist aus der Rotter Straße 8 zu hören. Doch lauscht man etwas genauer, dann mischen sich die Gitarrenklänge, die aus den Boxen dröhnen, mit dem Kratzen der Spachteln, die über die Ziegelwände gezogen werden. Hier bei der Jugendinitiative Grafing (JiG) wird seit einer Woche gespachtelt und gestrichen, um dem JiG einen neuen Look zu verleihen. "Über sechs Jahre lang ist hier nichts gemacht worden", verrät Lukas Müller, erster Vorstand des JiG. Nun sei es aber an der Zeit, dass der Jugendtreff einen neuen Anstrich bekommt. Dadurch sollen die Räumlichkeiten offener wirken und jeden Jugendlichen ansprechen.

Im Vorraum, dort wo der Kicker steht, ist das schon ganz gut gelungen. Wo zuvor Farbkleckse nur irgendwie an die Wand gepinselt wurden, befindet sich nun eine cremefarbene Wand, die zum unteren Ende hin in Rostrot ausläuft. Die Farbe wurde im Vorstand beschlossen und dann wurde gleich mit dem Arbeiten begonnen. Als im JiG vor einigen Jahren gestrichen wurde, wurde einfach darüber gepinselt. Nun wurde zuerst eine Spachtelmasse aufgetragen und dann mit dem Anstrich begonnen. "Wenn, dann wollten wir es gleich richtig machen", so Müller. Und das funktioniert nur, weil alle mithelfen.

Ben Müller und Jannick Jahnel, 16 und 17 Jahre alt und im Vorstand, haben sich gerade den Eingangsbereich vorgeknöpft. Jannik streicht ganz geschickt die Masse von einer Spachtel auf die andere, um sie daraufhin in einer dünnen Schicht auf die Wand aufzutragen. Währenddessen hat sich Ben eine Leiter geschnappt und macht sich neben der Eingangstür zu schaffen. Erschöpft wischt er sich den Schweiß von der Stirn. Ganz schön anstrengend. "Zeit für eine Trinkpause", meint Lukas Müller. Für die fleißigen Helfer gibt es nämlich Freigetränke, und über die freuen sie sich riesig. Es wird gequatscht, herumgealbert und gelacht, bevor es wieder an die Arbeit geht. Daheim hätte er eh nichts zu tun, meint Ben Müller. Hier kann man helfen und hat auch noch Spaß daran. "Und man lernt etwas dabei", ergänzt Jannick.

Gelernt wird im JiG also auch in den Sommerferien, denn von Spachtelarbeiten hatten die Vorstandsmitglieder überhaupt keine Ahnung. "Das mussten wir noch nie machen", so Lukas Müller. Also haben sie ein ehemaliges Mitglied, das die Ausbildung zum Maler gemacht hat, um Hilfe gebeten. Er habe ihnen erklärt, was sie machen müssen und das Material besorgt. Daher können die Jugendlichen alles im Alleingang bewältigen. "Die Renovierung war wirklich dringend nötig", weiß Müller. Der Putz sei schon von den Wänden gebröckelt, und als man nach dem Wasserschaden im Winter sowieso renovieren musste, machen sie nun mit den anderen Räumen weiter.

Im letzten Winter fiel im JiG nämlich die Heizung aus und aufgrund der Kälte war ein Wasserrohr geplatzt. Daraufhin musste der Jugendtreff von Januar bis Juni schließen. "Es war einfach zu kalt", erklärt Müller. In dieser Zeit konnten keine Veranstaltungen stattfinden und das habe die Pläne des neuen Vorstands, der im Oktober gewählt wurde, etwas umgeworfen. Deren Ziel war es nämlich, über zahlreiche Konzerte und "Volxabende" so viele Jugendliche wie möglich anzusprechen. "Unsere wenigen Veranstaltungen waren sehr erfolgreich. Doch der Wasserrohrbruch hat uns viel Zeit gekostet." Lukas Müller hofft, dass die Heizung im Herbst repariert wird und dass wieder Events stattfinden können. "Das hat uns die Stadt zugesichert", so Müller. Und dann kann es wieder richtig losgehen. Die Kosten für die Renovierungsarbeiten trägt das JiG selbst. Jedoch bekommen sie einen Zuschuss vom Kreisjugendamt.

Zuvor muss noch der Aufenthaltsraum, wo sich die Theke befindet, gestrichen werden. Dort, wo zuvor alte Schallplatten auf dunkelroten Wänden angebracht waren, prangt noch grauer Putz.

Da klopft auch schon Felix Peter mit seiner Schwester Lena an die Tür. Sie kommen mit dem Longboard aus dem vier Kilometer entfernten Pienzenau um zu helfen. "Vorsicht, da steht noch die Leiter vor", ruft Ben, der zur Tür hastet. "Es ist schon cool, dass uns so viele Leute helfen", freut sich Lukas Müller. Und dank Richard Lugner alias Mörtel, dem österreichischen Bauherrn und ehemaligem Bundespräsidenten-Anwärter, sollten die Arbeiten bis September abgeschlossen sein. Sein Bild wurde über dem Kicker angebracht und gilt seit Beginn der Renovierungsarbeiten als "Schutzpatron des JiG". Die Jugendlichen machen sich einen Spaß daraus, scheint aber zu funktionieren.

© SZ vom 28.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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