SZ-Serie: Der Adventsreporter, Folge 5:Besinnung auf das Wesentliche

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Aus der "Heiligen Nacht" von Ludwig Thoma liest Bettina Eder ihren Besuchern vor. Danach trifft man sich auf der Terrasse zu Punsch, Glühwein und kleinen Happen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bereits zum neunten Mal gestaltet Bettina Eder ihr Adventsfenster in Glonn. Ihren Besuchern will sie ein bisschen Ruhe in der oft hektischen Vorweihnachtszeit bieten

Von Stella Vogl, Glonn

"Kommt alle z'samm!" Was schon Ludwig Thoma in seiner Weihnachtsgeschichte schreibt, ist das Credo am späten Nachmittag im Garten von Bettina Eder. Im Flackern von Teelichtern und umgeben von einem andächtig lauschenden Publikum, liest sie unter einem sternenklaren Himmel vor, was man alljährlich in der Weihnachtszeit zu hören bekommt.

Allerdings gibt es da für den ein oder anderen, der nur des Hochdeutschen mächtig ist, eine kleine sprachliche Hürde zu überwinden: Denn die Glonnerin hat sich in diesem Jahr für die "Heilige Nacht" von Ludwig Thoma entschieden, eine Weihnachtserzählung in tiefstem Bairisch. Da gibt sich Bettina Eder ganz traditionsbewusst: "Meine Mundart ist mir wichtig", verrät sie stolz. Und bei näherem Hinhören entfaltet selbst für jene, die nicht in Bayern geboren sind, die wohlbekannte Geschichte rund um das kleine Jesuskind in der Krippe ihren ganz eigenen Charme. Das mag vor allem auch an der Kulisse liegen, die beschaulicher nicht sein könnte. Denn statt leuchtende Weihnachtsmänner und Lichtprojektionen auf der Hauswand, wie man sie mancherorts antrifft, darf es bei den Eders ruhig ein wenig traditioneller zugehen. Ganz in diesem Sinne wurde auch die kleine Nische in dem Gartenhaus dekoriert, die trotz eisiger Temperaturen am Spätnachmittag zahlreiche Freunde, Ortsansässige und Nachbarn anlockt.

Dabei muss der ein oder andere junge Besucher hochgehoben werden, um einen Blick auf das Adventsfenster zu werfen. Wo in den Kindertagen von Opa Hans ab und zu noch frisches Brot gebacken wurde, wachen nun Maria und Josef über das kleine Jesuskind. Die Holzfiguren sind minimalistisch gehalten, nur dem Engel, der über der Familie thront, wurde ein lächelndes Gesicht aufgemalt. Eingerahmt wird das Adventsfenster von beleuchteten Tannenzweigen und grasenden Schafsfiguren vor dem Stall. Die Materialien aus Holz und Filz verbildlichen in aller Einfachheit, was sich Bettina Eders Familie von Weihnachten erhofft: Ruhe und Besinnlichkeit. Denn bei all dem Trubel in überfüllten Innenstädten und der Hektik um die letzten Schnäppchen, vermisst die Gastgeberin häufig die Rückbesinnung auf das "Still werden und die Nächstenliebe". Doch nicht nur Bettina Eder ist eine begeisterte Verfechterin der Adventszeit in ihrer ursprünglichen Form. Auch ihre Mutter Maria ist überzeugt: "Wenn man sich bissl auf das Wesentliche besinnt, geht's einem besser." Und das sei in dem anschließenden Beisammensein auf der Terrasse mit Punsch, Glühwein und kleinen Happen doch am schönsten. Bevor die mehrfache Großmutter vollends ins Schwärmen über Weihnachten gerät, holt sie noch schnell zwei Tassen, da es sich "bei Glühwein besser ratschen lässt".

Die Adventszeit beginnt in der Familie Eder mit dem Buß- und Bettag. Denn dann wird das erste Mal im Jahr der Teig für die Plätzchen ausgerollt. Doch das Warten wird nicht nur mit Gebäck und gemeinsamen Abenden in der Familie versüßt: Die Zeit bis Heiligabend hindurch besucht die Mutter von Bettina Eder gemeinsam mit ihrem Mann bei jeder Gelegenheit die verschiedenen Stationen des zwölften Glonner Adventswegs. Das steigert die Vorfreude auf Heiligabend, wenn die Familie gemeinsam zu der nahegelegenen Grotte wandert und den alljährlichen Weihnachtsgottesdienst besucht. "Nahrung für die Seele", so beschreibt die Seniorin die Initiative der Kolping-Familie. "Man muss sich ja nicht verpflichtet fühlen, mordsmäßig was vorzubereiten", erzählt sie über den Glonner Adventsweg. Oder wie Tochter Bettina es beschreibt: "Jede Familie gestaltet ein Fenster, so wie sie es wui".

Noch vier Stationen gibt es beim Adventsweg: Am Freitag, 21. Dezember, lädt Familie Reindl am Klosterweg 32 ein, am 22. Dezember die Familie Podehl am Spitzentränkbogen 20, am 23. Dezember die Familie Gröbmayr am Heckenweg 5a und am 24. Dezember ist die letzte Station die Pfarrkirche, wo um 16 Uhr die Kindermette beginnt.

© SZ vom 21.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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