Streitthema:Immer wieder Parsdorf

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Vaterstettens Bürgermeister Georg Reitsberger überrascht seinen Gemeinderat mit einer neuen Variante der seit Jahren geplanten Umfahrung für die nördlichen Ortschaften

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Aufregung in der Großgemeinde. Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) kündigt an, seine Verwaltung werde die Arbeit an der von der Gemeinderatsmehrheit favorisierten Trasse für die Umgehungsstraße ruhen lassen. Zunächst soll eine vom Bürgermeister vorgeschlagene neue Streckenführung untersucht werden. Besonders befremdet die Gremiumsmitglieder, dass der Bürgermeister dies nicht zur Debatte stellt, sondern beim Tagesordnungspunkt "Bekanntgaben" die Gemeinderäte vor vollendete Tatsachen stellt.

Diese könnten erhebliche Folgen für das seit Jahren laufende Projekt haben, denn eigentlich müsste die Gemeinde ihre Beiträge fürs Planfeststellungsverfahren abliefern. Jede Verzögerung könnte den ohnehin knappen Zeitplan gefährden - bis 2023 muss der nördliche Teil der Umfahrung fertig sein, andernfalls verfällt ein Zuschuss von 4,5 Millionen Euro des Investors des Parsdorfer Gewerbegebietes. Damit wäre die rund 22 Millionen Euro teure Straße von der Gemeinde nicht mehr zu finanzieren.

Einige im Gemeinderat äußern ganz offen den Verdacht, dass es dem Bürgermeister genau darauf ankomme. Schließlich gilt Reitsberger als vehementer Gegner der Trasse, er kritisiert vor allem den Flächenverbrauch von gut sieben Hektar und den Verlauf quer durch ein bislang weitgehend unbebautes Areal zwischen Parsdorf, Hergolding und Weißenfeld, das neben der Landwirtschaft auch von vielen Bürgern als Naherholungsgebiet genutzt wird.

Im Februar schließlich lenkt der Bürgermeister ein - jedenfalls ein Stück. Die Verwaltung soll wie geplant Stellungnahmen im Verfahren abgeben, parallel soll aber die neue Variante Reitsbergers - eine Art Bypass der A 94 bei Parsdorf verbunden mit einer ortsnahen Umfahrung südlich von Weißenfeld - geprüft werden.

Im Gemeinderat kehrt damit erst einmal Ruhe ein - nicht so allerdings in Parsdorf. Die dortige Arbeitsgruppe Orts- und Verkehrsentwicklung um Johann Gunszt fordert im März im Gegenzug, die Planungen für das neue Gewerbegebiet an der A94 solange ruhen zu lassen, bis eine Umfahrung gebaut ist. Schließlich habe man diese den Parsdorfern schon bei der Planung des 2014 in Betrieb genommenen Gewerbegebietes versprochen.

Endgültig ad acta gelegt wird die "Bürgermeistervariante" dann im April mit der Vorlage des Verkehrsgutachtens. Demnach hätte die neue Trasse lediglich für Weißenfeld nennenswerte Verkehrsentlastung zur Folge. Die Debatte um die Umfahrung ist damit aber nicht beendet. So fordert die Grünen-Fraktion im Kreistag eine weitere Untersuchung, Hintergrund sind Pläne der Autobahndirektion für einen Umbau des Ostkreuzes und eine Verlegung der Kreisstraße EBE 4, was nach Meinung der Grünen die Umgehung "ad absurdum" führen werde.

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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