Streifzug durch die Gemeinden:Gummibärchen und Wahlzettel-Origami

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In vielen Wahllokalen im Landkreis wird es erst nachmittags voll. Die Helfer bewahren dank der richtigen Stärkung ihre gute Laune.

Von Sophie Aschenbrennerund Joseph Hausner

Ebersberg

Gummibärchen, heißer Tee und Cola halten die Wahlhelfer in Ebersberg bei guter Laune. Die Wahlbeteiligung ist nachmittags angestiegen, um 14 Uhr liegt sie inklusive Briefwahl bei etwa 40 Prozent. "Vormittags war sehr wenig los", sagt einer der Helfer. Ein Pärchen kommt, um seine Briefwahlunterlagen abzugeben. "Das mit dem Abschicken haben wir irgendwie verplant", sagt der junge Mann. Vielleicht hat ihm seine Freundin auch beim finalen Falten geholfen, laut der Wahlhelfer kann man beobachten, dass die Frauen weitaus schneller im Falten der Stimmzettel sind als die Männer. Ob dies wohl am jahrelangen Basteln mit dem Nachwuchs liegt? Die Kinder dürfen die Wahlzettel zwar nicht falten. Als Ausgleich wird drei wartenden Kindern von den Haribo-Goldbären angeboten, die auf dem Tisch der Wahlhelfer stehen. Die drei brauchen vier Anläufe, bis sie der Verführung nachgeben und naschen. Brechen sie gerade ein Gelöbnis der Fastenzeit oder schüchtert sie die Erwachsenendomäne des Wahllokals doch noch etwas ein?

Forstinning

Selbstbewusster sind da zwei junge Damen in rosa Schneeanzügen und pinken Glitzermützen, die ihre Eltern in Forstinning in der Grundschule zum Wählen begleiten. Die etwa Dreijährige breitet die Arme weit aus und mustert kritisch die Wahlhelfer, bevor sie zielstrebig auf eine Kabine zusteuert. Sie will Papa wohl wählen helfen. Kurze Zeit später tönt lautes Geschrei hinter dem knallorangefarbenen Vorhang her. Vielleicht konnte sie ihre Meinung nicht durchsetzen? Ein kleiner Junge interessiert sich sowieso eher für Fußball als für Kommunalpolitik: Auf die Frage, ob sein Papa denn das richtige wähle, erzählt er strahlend vom 2:1-Sieg heute morgen. Insgesamt sind die Forstinninger sehr zufrieden mit der Wahlbeteiligung, es seien auch sehr viele Erstwähler dabei, wie ein Wahlhelfer berichtet. "Die Leute haben oft Fragen zum Ausfüllen der Stimmzettel", sagt ein anderer. Doch dank guter Verpflegung aus Tee, Kuchen und Wurstsemmeln aus dem Stüberl tut das der guten Stimmung keinen Abbruch.

Markt Schwaben

Im Kindergarten Sonnenschein in Markt Schwaben sitzen die drei Wahlhelfer wie die Wähler auf orangefarbenen Bierbänken. Einige Bürger brauchen Tipps: Ein älterer Herr mit Federhut faltet den Zettel so, dass jeder seine Kreuze sehen kann, andere haben Probleme damit, den weißen großen Wahlschein wieder in die richtige Form zu bringen. "Der ist heute eine Herausforderung", sagt eine Wahlhelferin. Eine Dame breitet den Schein hinter ihrem Sichtschutz umständlich aus und faltet ihn wieder zusammen. Viele der Wähler sitzen lange über ihren Kreuzen, andere entscheiden sich sehr schnell. Die Leute kommen schubweise, die Wahlbeteiligung an den Urnen ist eher niedrig: Um 15 Uhr liegt sie bei etwa 20 Prozent, inklusive Briefwahl rechnen die Helfer aber mit 40 bis 50 Prozent.

Vaterstetten

Auf dem Parkplatz der Grundschule an der Gluckstraße herrscht ein reges Kommen und Gehen, Parkplätze sind Mangelware. Alle ankommenden Wähler bleiben erst einmal vor den Musterstimmzetteln stehen, die in der Aula aushängen. Die Wahlen sind auch ein soziales Ereignis, die Menschen stehen in Grüppchen beisammen und diskutieren - nicht nur über Politik. Ein älterer Herr mustert draußen im kalten Wind seine Wahlbenachrichtigung, während sein schwarzer Pudel sehnsüchtig ins warme Innere der Aula blickt. In dieser fährt gerade ein Mädchen seine Puppe im Kinderwagen spazieren. Im Stimmbezirk 12 liegt die Wahlbeteiligung inklusive Briefwahl gegen 16.15 Uhr bei etwa 51 Prozent, im Stimmbezirk 14 bereits bei 58 Prozent. Insgesamt sind die Wahlhelfer zufrieden. "Die Leute kommen und wählen. Auch wenn wir eher wenige Erstwähler haben", sagt eine Helferin. Emmering

Die Bürgermeisterwahl hat in Emmering schon lange vorher hohe Wellen geschlagen und für Diskussionen gesorgt. Entsprechend groß ist auch der Andrang auf die Wahlkabinen am Sonntag. Der Parkplatz vor der Grund- und Mittelschule ist gut ausgelastet, auch im näheren Umfeld des Wahllokals stehen überall Autos. Bereits gegen 15 Uhr zeichnet sich eine sehr hohe Wahlbeteiligung ab, rund 70 Prozent der Emmeringer haben zu diesem Zeitpunkt ihre Stimme abgegeben. Das hohe Interesse an der Kommunalwahl sieht ein Wahlhelfer vor allem darin begründet, dass der Kampf um das Bürgermeisteramt die Gemeinde in den vergangenen Wochen doch ordentlich aufgemischt habe. Zeitweise müssen bis zu zehn Leute anstehen, weil alle neun Wahlkabinen belegt sind. Ein Wähler hofft, dass sich "die Situation nach der Wahl endlich wieder beruhigt", die Stimmung sei sehr aufgeheizt gewesen in letzter Zeit.

Steinhöring

Bereits ein Drittel aller Wahlberechtigten hatte in Steinhöring schon vor Sonntag abgestimmt - per Briefwahl. In den Wahlkabinen bleibt der große Ansturm jedoch aus. "Die Wahlbeteiligung lässt ein wenig zu wünschen übrig", zieht die Schriftführerin am Nachmittag eine erste Zwischenbilanz. Zwischen acht und neun Uhr vormittags habe sogar nur einer seiner Stimme abgegeben. Die Wahlhelfer selbst sind unterdessen gut versorgt und überbrücken mit Kaffee und Gebäck die Zeiten, in denen weniger zu tun ist. Bis ein Uhr nachts werden die Helfer wohl mit dem Auszählen der Stimmen beschäftigt sein, schätzen sie. Völlig unterschiedlich lange halten sich die Wähler in den Kabinen auf: Während manche bereits nach einer Minute fertig waren, benötigen andere bis zu 20 Minuten. Vor allem mit dem großen Kreistags-Wahlzettel haben einige zu kämpfen.

Grafing

Reger Betrieb herrscht an der Georg-Huber-Mittelschule, hier dürfen gleich elf Stimmbezirke auf drei verschiedenen Stockwerken ihre Kreuze machen. Vor dem Eingang und rund um den voll belegten Parkplatz stehen Menschen im Kreis und diskutieren miteinander. "Hast du gesehen? Die Wischeropp huscht hier durch die Gänge", verlautet es da, offenbar interessiert sich auch die Kandidatin der Freien Wähler dafür, wie es im Wahllokal so läuft. Und auch die Kandidatin der Grünen lässt sich sehen, so wird jedenfalls erzählt: "Die Obermayr war auch gerade mit ihrer ganzen Familie hier." Das ein oder andere Mal wird bei den Wahlhelfern Rat gesucht, etwa wenn es ums Kumulieren und Panaschieren geht. "Ich hoffe, ich habe alles richtig gemacht", sagt eine junge Frau etwas verunsichert. Der letzte Satz des Wahlvorstandes ist gegenüber jedem Wähler der gleiche: "Ich gebe Ihnen schon einmal den Zettel mit für eine eventuelle Stichwahl."

© SZ vom 17.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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