Straußdorf:Hochgiftige Altlast im Wohngebiet

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Jede Menge hochtoxisches Chrom: Der Boden der ehemaligen Straußdorfer Zimmerei ist mit Chromat-Rückständen verseucht, die den Grenzwert um das 50-fache überschreiten.

Thorsten Rienth

Chrom-VI-Verbindungen sind ein Abfallprodukt aus Imprägnier-Werkstätten und laut europäischer Gefahrstoffkennzeichnung "umweltgefährdend" und "sehr giftig". Auf dem Schindecker-Gelände in Straußdorf sind jetzt Rückstände festgestellt worden, die den Grenzwert um mehr als das 50-fache überschreiten. Der geplante Umzug des Bauhofes auf das Grundstück ist damit vorerst gescheitert.

Teuerer und umweltgefährdender Sanierungsfall: die ehemalige Zimmerei in Straußdorf. (Foto: region.ebe)

150 Mikrogramm pro Liter Boden darf die Konzentration des Chromats nicht überschreiten. Im Betonfundament der Straußdorfer Imprägnier-Werkstätte sind aber mehr als 8600 Mikrogramm pro Liter des "hochtoxischen Chroms" gemessen worden, berichtet Bauamtsleiter Josef Niedermaier. An anderen Stellen des Areals ist die Chromkonzentration mit 670 Mikrogramm pro Liter zwar niedriger, aber noch immer weit jenseits des Grenzwerts.

Der Zwischenstand eines Altlastenberichts war erst am Dienstag, dem Tag der jüngsten Stadtratssitzung, im Rathaus eingetroffen. Grafing musste ihn im Zuge der Bauleitplanung für ein Straußdorfer Areal in Auftrag geben, auf dem sich das Werk befindet.

Offen ist deshalb auch noch, wie großflächig die Belastung tatsächlich ist. Niedermaier berichtete den Stadträten, dass bislang bis in eine Tiefe von fünfeinhalb Metern gebohrt worden sei. Es sei deshalb zu diesem Zeitpunkt schwer, die Ausbreitung "vertikal einzugrenzen".

Gleichzeitig warnte der Bauamtsleiter in der Sitzung aber vor Panikmache. Natürlich bedeute die Konzentration eine "massive" Belastung, es bestünde jedoch nach derzeitigem Stand keine Gefahr für die umliegenden Wohngebiete. Laut Gefahrgutverordnung ist diese Chromverbindung vor allem bei oraler Einnahme gefährlich - dann aber schnell tödlich.

Auch das Grundwasser ist seiner Ansicht nach nicht gefährdet. "Das liegt dort etwa 40 bis 45 Meter weiter weg und dazwischen ist eine sehr undurchlässige Erdschicht."

Für die Stadtratsfraktionen war der Zwischenbericht eine handfeste Überraschung. Eigentlich wollten sie am Dienstag über einen Umzug des Grafinger Bauhofs auf das Schindecker-Gelände beraten. Diese Option dürfte mit den Neuigkeiten aus dem Altlastenuntersuchung in weite Ferne gerückt sein. Sicher ist, das Gelände bei dieser Menge an Altlasten nicht ohne weiteres neu bebaut oder neu genutzt werden kann.

Im Stadtrat drängt man nun auf eine umgehende Aufklärung, wie groß die Gefahr für die Nachbarn tatsächlich ist und ob das Gelände saniert werden muss. Auf SZ-Nachfrage stellte CSU-Sprecher Thomas Huber schon einmal klar, dass für die CSU dann das Verursacherprinzip gelte: "Es kann ja nicht sein, dass der Steuerzahler die Sanierung eines Privatgrundstücks zahlt."

Nach Einschätzung von Niedermaier führt an der Sanierung kein Weg vorbei. Er gehe sogar davon aus, dass angesichts der Menge des Chromats "Sanierungspflicht" bestehe. Diese müsste dann das Landratsamt verhängen. Die Informationen aus dem Altlastenzwischenbericht jedenfalls würden der Behörde nun umgehend weitergeleitet.

© SZ vom 22.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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