Stinkender Müll:Katzenstreu im gelben Sack

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Der Müll wird unerträglich. Viele Hausverwalter klagen über Probleme mit der Entsorgung. Kommunen lassen die Containerplätze sogar mit Video überwachen.

Barbara Mooser

Bei Sommerhitze wird das Problem unerträglich: Hausverwalter klagen über Berge von stinkenden gelben Säcken in Tiefgaragen und Kellern, oft werden die mit Verpackungsabfällen gefüllten Beutel lange vor dem Abholungstermin auf die Straße geworfen.

Gelbe Säcke sind in vielen Gemeinden auch im vierten Jahr nach deren Einführung ein Ärgernis - vor allem im Sommer. (Foto: EBE)

Doch auch die Gemeinden, die seit einigen Monaten auf die gelben Säcke verzichten, sind das Problem nicht los: So chaotisch sind die Zustände an den Containern, dass sie sogar videoüberwacht werden.

Eine Ideallösung für die Entsorgung von Plastik, Blechdosen und anderen Verpackungen scheint es nicht zu geben. Seit der gelbe Sack im Jahr 2007 in den meisten Landkreisgemeinden eingeführt wurde, gibt es vielerorts erbitterte Klagen über diese Art der Entsorgung. "Ich habe in meiner Wohnung schlichtweg keinen Platz für den Sack. Und ich habe auch Besseres zu tun, als jeden Joghurtbecher zu spülen. Die Verpackungen werfe ich nach wie vor in den Restmüll", sagt eine Zornedingerin.

Andere Mieter mit kleinen Wohnungen suchen nach alternativen Lagermöglichkeiten, schließlich werden die Säcke nur alle vier Wochen abgeholt. "In jedem Haus gibt es ein anderes Problem mit den blöden gelben Säcken", stöhnt ein Hausverwalter, der eine Reihe von Objekten im Landkreis betreut. Viele Mieter stellten ihre Säcke einfach vor die Tür, obwohl eine Abholung lange nicht in Sicht sei. Das sei dann nicht nur ein Schandfleck vor dem Haus, auch Gestank und Ungeziefer seien die Folge. "Wir bitten dann immer wieder die Hausmeister, einen Schwung der Säcke zum Wertstoffhof zu fahren", erzählt der Hausverwalter. Einen geharnischten Brief hat er an die Gemeinde Zorneding geschrieben, als im vergangenen Jahr der Wertstoffhof eine Zeitlang die Annahme der Säcke verweigert hat.

Inzwischen hat sich zumindest dieses Problem wieder erledigt. Allerdings war das nur eins von vielen: Ein anderes ist nach Angaben des Hausverwalters die Tatsache, dass in den gelben Säcken auch immer Abfälle landen, die nicht hineingehören. "Wir wühlen teilweise in den Säcken herum, um herauszufinden, wer so schlecht trennt", erzählt der Verwalter - besonders ekelerregend ist dieser Job, wenn, wie kürzlich geschehen, Katzenstreu im gelben Sack entsorgt wurde.

Mit der Abschaffung des gelben Sacks ist das Problem freilich nicht aus der Welt, das stellen derzeit vor allem die Gemeinden Aßling und Grafing fest. In beiden Gemeinden müssen die Bürgerinnen und Bürger seit Jahresbeginn die Verpackungsabfälle wieder zum Container bringen - seitdem herrschen hier chaotische Zustände. Vor den Wertstoffcontainern stapeln sich in beiden Gemeinden die Müllsäcke, Tiere machen sich daran zu schaffen und verstreuen den Abfall in der ganzen Gegend.

In Grafing liegt das nach Einschätzung von Sachbearbeiter Wolfgang Bilo daran, dass die Einwurfschlitze zu klein sind, doch die Duales System Deutschland GmbH, die die Entsorgung übernimmt, zeige hier kein Entgegenkommen. In Aßling sind die Containerdeckel nach Angaben von Geschäftsleiter Wilfried Graupe zwar zu öffnen, doch deshalb wird auch viel Restmüll eingeworfen, für das Plastik ist dann kein Platz mehr. Für die Gemeinde ist das doppelt ärgerlich: Die Entsorgung falsch eingeworfener Abfälle wird Aßling vom DSD in Rechnung gestellt, zudem muss die Gemeinde jede Woche zwei- bis dreimal die Containerstellplätze reinigen.

Alle Gemeinden, ob nun mit gelbem Sack oder Container, müssen sich jedenfalls vorerst mit dem gewählten System einrichten. Die Verträge, die der Landkreis für sie mit dem DSD abgeschlossen hat, laufen erst Ende 2012 aus, wie Evelyn Schwaiger, Pressesprecherin des Landratsamts, erläutert. Dort landen inzwischen kaum mehr Beschwerden über die Verpackungsmüllentsorgung.

Dass vielen die Entsorgung der Verpackungen stinkt, schlägt sich übrigens nicht darin nieder, dass schlecht getrennt wird - im Gegenteil: Nach wie vor fällt im Landkreis im bayernweiten Vergleich besonders wenig Restmüll an, dafür wird hier besonders viel Plastik- und Verpackungsmüll gesammelt.

© SZ vom 12.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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