Steinhöring:Einrichtungsverbund Steinhöring sucht dringend neue Mitarbeiter

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Die Werkstätten wirken wie eine Wohngemeinschaft von verschiedensten Berufen. Hinter jeder Tür steckt eine andere Spezialabteilung. (Foto: Einrichtungsverbund Steinhöring)

Der Verbund gilt als "ausgezeichneter Arbeitgeber" und hat trotzdem akute Personalnot. Gesucht sind sechs verschiedene Berufsgruppen.

Von Daniela Gorgs, Steinhöring

Wenn man Rudi Baumann zuhört, wie er von seinem Arbeitsplatz erzählt, möchte man am liebsten noch einmal umschulen und eine Bewerbung schreiben. Baumann ist Verwaltungsleiter im Einrichtungsverbund Steinhöring. Seit 27 Jahren. Und immer noch fährt er gerne in die Arbeit. Er weiß, dass er durch sein Tun den Menschen, die Unterstützung benötigen, helfen kann. "Das ist ein richtig tolles Gefühl. Das trägt mich", sagt Baumann. Auch wenn er selbst nicht direkt mit den Menschen zu tun hat, sondern eher "nur" die Wirtschaftlichkeit herstellt, damit all die Heilerziehungspfleger und Pädagogen ordentlich arbeiten können. Baumanns Büro ist direkt vor dem Aufzug. Seine Tür ist fast immer offen, damit er in Kontakt mit den Werkstattmitarbeitern bleibt. Rollstuhlfahrer, die den Aufzug benutzen, winken dann kurz in sein Zimmer, grüßen den "Rudi" und erzählen, was es zum Mittagessen gegeben hat.

"Rudi" Baumann lacht, als er das erzählt. Seine Arbeit in Steinhöring erfüllt ihn "mehr als ein toller Börsenkurs". Zwei Mal bereits wurde der Einrichtungsverbund Steinhöring im Unternehmenswettbewerb "Great Place to Work" als "Bester Arbeitgeber Gesundheit & Soziales" ausgezeichnet. Und doch: Der ausgezeichnete Arbeitgeber hat 20 offene Stellen und sucht Unterstützung. Das ist so dringend, dass der Einrichtungsverbund im Landkreis auf vier mal drei Meter großen Anzeigenwänden plakatiert.

Zum Beispiel in Grafing Bahnhof. "Ein großer Umschlagplatz", wie Baumann erklärt. "Dort kommen viele aus der Region vorbei." Steinhöring sucht Heilerziehungspfleger, Pädagogen, Erzieher, Hauswirtschaftskräfte, Logopäden und Ergotherapeuten. Und, es seien auch Betreuungshelfer willkommen, sagt die zurückgekehrte Einrichtungsleiterin Gertrud Hanslmeier-Prockl. Vor allem auf dem Fendsbacher Hof im Landkreis Erding könnten auch unausgebildete Kräfte sehr gut Fuß fassen.

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Hanslmeier-Prockl freut sich, wieder in Steinhöring zu sein. Die Katholische Jugendfürsorge hatte ihr im April überraschend wegen "unüberbrückbaren Differenzen" gekündigt, was bei Politikern, Kollegen und Bewohnern des Betreuungszentrums Unverständnis und Verärgerung auslöste. Die gemeinnützige Organisation zog die Kündigung der beliebten Einrichtungsleiterin zurück und legte den Rechtsstreit bei. "Ich bin froh, wieder hier zu sein", sagt Hanslmeier-Prockl. Sie sitzt wieder an ihrem Schreibtisch in Steinhöring und berichtet über neue Projekte. Zum Beispiel über die Frühförderstelle für Kinder am Rathausplatz in Markt Schwaben, die im September eröffnet wird. Bislang gibt es nur eine Frühförderstelle in Ebersberg.

Der Verbund unterstützt Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen

Der Einrichtungsverbund Steinhöring unterstützt Menschen jeden Alters mit unterschiedlichen körperlichen, geistigen und seelischen Beeinträchtigungen dabei, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen. In den Landkreisen Ebersberg und Erding arbeiten knapp 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in verschiedenen Einrichtungen, Wohngruppen und Werkstätten. Die Angestellten schätzen, dass sie eigenverantwortlich arbeiten dürfen und ihre Arbeit anerkannt wird. Nach Ansicht des international tätigen Forschungs- und Beratungsinstituts "Great Place to Work" kümmert sich der Einrichtungsverbund um die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf, bietet eine breite Variante an Arbeitszeitmodellen sowie verschiedene Sport- und Gesundheitsmöglichkeiten, Fort- und Weiterbildung.

Soeben hat der Steinhöringer Einrichtungsverbund an der Gärtnereistraße in Ebersberg ein neues Wohnhaus für Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf fertiggestellt. Im Juli bezog die erste Wohngemeinschaft das Haus. Die Fachkräfte, die den Bewohnern dort zur Seite stehen werden, sind gefunden. Doch sollen in diesem Jahr noch zwei weitere Gruppen die neuen Räume beziehen, die zweite im September, die dritte im November. Und das Personal ist sehr knapp.

Manche Dienste seien jetzt schon schwer zu besetzen, sagt Baumann. "Auf dem europäischen Markt gibt es kaum noch Leute." Und die wenigen Fachkräfte, die zur Verfügung stünden, würden von München abgefangen. Im Wettstreit mit der Landeshauptstadt könne Steinhöring nicht mithalten. In der karitativen Einrichtung gelte der kirchliche Tarif, der mit dem Tarif im öffentlichen Dienst vergleichbar sei. Dort noch ein Zulage "draufzusatteln", wie Baumann es nennt, könne sich der Einrichtungsverbund im Gegensatz zur Landeshauptstadt finanziell nicht leisten. Und doch hofft er, dass sich der ein oder andere Bewerber aus der Region finden werde.

Ein Großteil der Steinhöringer Mitarbeiter kommt aus Mühldorf, Wasserburg oder Traunstein. Aus Gegenden, in denen man sich das Wohnen noch halbwegs leisten könne. Baumann verstehe, dass das Geld bei der Wahl des Arbeitsplatzes und Berufes eine Rolle spiele. Aber die Atmosphäre und Unternehmenskultur seien auch nicht zu unterschätzen. Er selbst jedenfalls habe in den vergangenen 27 Jahren noch keinen Tag bereut, in Steinhöring zu arbeiten.

Ein Blick auf die Stellenangebote in Steinhöring ist unter www.evs-steinhoering.de möglich. Auch für junge Menschen, die einen Ausbildungsplatz in der Heilerziehungspflege suchen. In der Regel, sagt Hanslmeier-Prockl, würden die Auszubildenden auch gleich in Steinhöring übernommen.

© SZ vom 02.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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