Einrichtungsverbund Steinhöring:Streit um Gertrud Hanslmeier-Prockl beigelegt

Solidaritätsaktion für Hanslmeier-Prockl

Mitarbeiter und Betreute haben für Gertrud Hanslmeier-Prockl gekämpft - nun ist die Kündigung vom Tisch.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Katholische Jugendfürsorge zieht die Kündigung der Steinhöringer Leiterin endgültig zurück. Es gibt nun eine Einigung.

Von Wieland Bögel, Steinhöring

Die Kontroverse um die Leiterin des Einrichtungsverbundes in Steinhöring ist endgültig beigelegt. Wie der Einrichtungsträger, die Katholische Jugendfürsorge, mitteilt, sei der Rechtsstreit mit Gertrud Hanslmeier-Prockl beendet. Dies bedeute, dass die vor einem Vierteljahr ausgesprochene Kündigung der Einrichtungsleiterin zurückgenommen wurde.

Die Ende April ausgesprochene und mit sofortiger Freistellung verbundene Kündigung hatte hohe Wellen geschlagen. Denn Hanslmeier-Prockl gilt in der Steinhöringer Einrichtung, die sich um Menschen mit Behinderungen kümmert, als äußerst kompetent und ist bei Mitarbeitern wie Betreuten sehr beliebt. Weshalb die radikale Entfernung der Chefin aus dem Dienst großes Unverständnis und Verärgerung ausgelöst hatte. Durch das Verhalten der Katholische Jugendfürsorge wurde das eher noch verstärkt.

Über die Gründe für diesen Schritt hüllte man sich dort in konsequentes Schweigen. Lediglich, dass es "unüberbrückbare Differenzen" gebe, die sich nicht hätten ausräumen lassen, wurde bestätigt. Um so gesprächiger waren Freunde und Unterstützer der freigestellten Chefin. Diese, so war aus mehreren Quellen übereinstimmend zu erfahren, habe sich zu kritisch über gewisse Abläufe innerhalb der Jugendfürsorge geäußert, was Hanslmeier-Prockl wohl auch mit roten Zahlen in einigen Bereichen in Verbindung gebracht habe. Dazu habe sie dann konkrete Vorschläge gemacht, wie sich Rentabilität und Effektivität der Jugendfürsorge verbessern lassen könnten.

Hanslmeier-Prockls Chefs in der Jugendfürsorge werteten das offenbar als unentschuldbaren Eingriff in eigene Kompetenzen - wie in einem Schreiben vom Pfingstmontag etwas verklausuliert nachzulesen ist. So habe Hanslmeier-Prockl gegenüber Vorstand und Aufsichtsrat "Forderungen und Vorschläge" geäußert, wohl aus "Sorge um die zukünftige Entwicklung des Vereins". Dennoch war dies "unter Abwägung aller damals dem Aufsichtsrat und Vorstand vorliegenden Informationen der nachvollziehbare und naheliegende Grund, die Kündigung auszusprechen".

Eine Welle der Solidarität

Wichtig in dem Satz ist das "damals", denn im gleichen Schreiben hatte die Katholische Jugendfürsorge bekannt gegeben, die Freistellung Hanslmeier-Prockls aufzuheben. Das lag nicht zuletzt daran, dass sich die großen Widerstände gegen ihre Entlassung auch in ganz konkreten Aktionen niederschlugen. Im Betreuungszentrum gab es eine große Solidaritätsveranstaltung mit Betreuten und Mitarbeitern, eine weitere, als am Arbeitsgericht die Auftaktverhandlung in der Causa Hanslmeier-Prockl stattfand. Zudem übergaben Unterstützer mehr als 1000 Unterschriften an den Vorstand der Katholischen Jugendfürsorge.

Unterschrieben haben auch Politiker aus dem Landkreis, und zwar einen Brief an Erzbischof Reinhard Marx. Darin forderten Landrat Robert Niedergesäß (CSU), die Landtagsabgeordneten Doris Rauscher (SPD) und Thomas Huber (CSU), Europaabgeordnete Angelika Niebler (CSU), der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (CSU), die ehemalige stellvertretende Ministerpräsidentin Christa Stewens (CSU) sowie die Bezirksrätinnen Ottilie Eberl (Grüne) und Susanne Linhart (CSU), die Kündigung Hanslmeier-Prockls wieder aufzuheben.

Dies ist nun, gut sechs Wochen nachdem sie ihre Arbeit in Steinhöring wieder aufgenommen hat, auch offiziell passiert: "Das Arbeitsverhältnis besteht als ungekündigtes zu den bisherigen Bedingungen fort", schreibt die Jugendfürsorge und fügt noch eine Erklärung bei, auf die sich Hanslmeier-Prockl sowie die Vorstände Bartholomäus Brieller und Bastian Eichhammer zusammen mit der Aufhebung der Kündigung noch geeinigt haben.

Der noch vor drei Monaten offenbar sehr hitzig geführte Richtungsstreit wird nun zu einer Art Missverständnis: "Aus Sorge um die zeitgemäße und nachhaltige Entwicklung des Vereins erwachsen typischerweise Auffassungsunterschiede zu notwendigen Konzepten", heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Die "kritischen Vorschläge" Hanslmeier-Prockls hätten zwar "Irritationen und Meinungsverschiedenheiten" ausgelöst, seien nun aber dank "gutem Willen beider Seiten im Dialog weitgehend geklärt und bereinigt".

Damit ist wohl die Mediation unter Leitung des früheren Präsidenten der Katholischen Stiftungsfachhochschule München Egon Endres gemeint. Diese war offenbar erfolgreich: "Beide Seiten wissen um die Notwendigkeit beziehungsweise sind daran interessiert, ein erneutes und vertrauensvolles Miteinander zu gestalten, und sind dabei bereits auf einem guten Weg" heißt es weiter in der Erklärung, man wolle "die Kontroversen der Vergangenheit ruhen lassen, um für die Zukunft einen gemeinsamen Weg zur weiteren vertrauensvollen Zusammenarbeit zu ebnen".

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