Steigende Schülerzahlen:112-prozentig

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Trotz der Anfang 2017 fertiggestellten Erweiterung ist die Realschule Vaterstetten immer noch überbelegt

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Auch Nicht-Techniker wissen: Zeigt eine Anzeige Werte jenseits von 100 Prozent, ist das meist kein gutes Zeichen. Sogar 112 Prozent zeigt die "Belegungs-Anzeige", die nun auf der Versammlung des Zweckverbandes der Vaterstettener Realschule zu sehen war. In der Schule, so Johannes Dirscherl vom Ebersberger Landratsamt, werden derzeit 1118 Mädchen und Buben unterrichtet, ausgelegt ist das Gebäude eigentlich auf 1000.

Im vergangenen Schuljahr waren noch insgesamt 25 Pulte weniger belegt, und aufgrund der aktuellen Klassenstärken sei auch im Herbst 2019 mit einer weiteren Steigerung der Schülerzahlen zu rechnen, so Dirscherl. Denn der derzeitige Abschlussjahrgang ist eher klein, 174 Zehntklässler gibt es aktuell in Vaterstetten. Dafür aber 195 Neunt- und sogar 205 Achtklässler. Gibt es im kommenden Schuljahr eine normal große Zahl an Fünftklässlern und hält der Trend an, dass in den unteren Klassen viele ehemalige Gymnasiasten auf die Realschule wechseln, sei davon auszugehen, dass die Gesamtschülerzahl auch 2019/2020 steigen wird.

Damit nähert man sich langsam, aber sicher, den Werten, die Anfang des Jahrzehnts zu verzeichnen waren. Der bisherige Schülerzahlenrekord wurde im Jahr 2010/2011 erreicht, damals gab es in Vaterstetten 1165 Realschüler. Da aber im gleichen Jahr die ersten Klassen der - damals noch im Bau befindlichen - Poinger Realschule gebildet wurden, nahm die Schülerzahl in Vaterstetten zunächst ab. Leerstand war allerdings nicht zu verzeichnen, 2013/2014 - im Jahr mit den wenigsten Schülern - waren es immer noch 1075. Schon im folgenden Jahr waren es wieder 1099.

Der kurzfristige Rückgang bei der Belegung habe auch den Grund, erläuterte Dirscherl, dass die Zahl der Schüler aus der Stadt München gesunken war. Aufgrund der Überbelegung und der damals anstehenden Bauarbeiten für die Schulerweiterung habe man den Eltern aus der Landeshauptstadt geraten, ihre Kinder lieber anderswo anzumelden. Mit - wenn auch nur zeitweiligem - Erfolg: So gingen im Schuljahr 2012/2013 nur noch 55 junge Münchnerinnen und Münchner in Vaterstetten in die Schule. Zum Vergleich, aus den Landkreisen München und Ebersberg waren es 310 beziehungsweise 736 Realschüler.

Aktuell haben 137 der Schulkinder einen Wohnort in der Stadt und 326 im Landkreis München, 655 verteilen sich auf 15 der 21 Ebersberger Landkreisgemeinden. Mit großem Abstand vorne liegen Vaterstetten und Kirchseeon, dort wohnen 318 beziehungsweise 142 Realschüler. Im Landkreis München sind es erwartungsgemäß die beiden Zweckverbandsmitglieder Haar und Grasbrunn, welche mit 199 und 126 die meisten Realschüler stellen.

Trotz der gestiegenen Schülerzahlen ist die Anzahl der Klassen leicht gesunken von 42 auf 41. Im Schnitt seien heuer 27 Mädchen und Buben in einer Klasse, erklärte Schulleiterin Anita Ruppelt. Allerdings sei es das Ziel des Kultusministeriums, diesen Wert weiter zu senken. Sehr viel steigern lässt sich die Klassenstärke übrigens nicht, so Ruppelt auf Nachfrage von Kreisrätin Ursula Mayer (CSU). Aufgrund der Größe der Klassenzimmer sei dort Platz für maximal 33 Schüler. Bevor es so weit kommt, sollte aber Abhilfe geschaffen sein, schließlich ist in der Nachbargemeinde Haar ebenfalls eine Realschule geplant. "Diese Entlastung wäre durchaus willkommen", so Dirscherl nun in der Verbandsversammlung.

Wann diese Entlastung allerdings eintritt, lässt sich derzeit nicht einmal schätzen. Zwar erteilte das Kultusministerium bereits Anfang 2015 die Genehmigung für eine Realschule in Haar mit bis zu 25 Klassen und 750 Schülern. Sie wäre Teil eines Schulcampus zusammen mit einer Pflege- und einer Fachoberschule. Für diese gibt es seit diesem Schuljahr Vorläuferklassen, der Umzug ins eigene Schulgebäude war eigentlich für 2021 geplant. Doch dass das zu halten ist, gilt als unwahrscheinlich. Denn für den Schulbau werden Grundstücke der Stadt München benötigt, und diese fordert als Gegenleistung Baurecht für Wohnungen auf anderen städtischen Flächen. Bei der Gemeinde Haar, die für die entsprechende Bauleitplanung zuständig ist, sieht man die Pläne skeptisch, der Landkreis München versucht derzeit zu vermitteln.

Für Vaterstetten heißt dies auf jeden Fall: Warten. Vor allem, weil nach der derzeitigen Planung die neue Realschule als letztes Gebäude des Schulcampus gebaut werden soll. Bis dahin dürfte die Überdruckanzeige in Vaterstetten wohl noch ein bisschen steigen.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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