Start am Samstag:Geld sparen, Klima schützen

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Energieexperte Wolfgang Wochermaier (Zweiter von links) erläutert, wo Pelletheizungen oder Solaranlagen sinnvoll eingesetzt sind. (Foto: Christian Endt)

Bei Energiespaziergängen führen Fachleute zu vorbildlichen öffentlichen und privaten Projekten in Ebersberg

Von Anna Horst, Ebersberg

"Heutzutage keine Solaranlage auf dem Dach zu haben, ist Verschwendung", sagt Wolfgang Wochermaier überzeugt. Darum möchte er den Ebersbergern zeigen, wie sich bei der Wärme- und Stromgewinnung Energie sparen lasse. Bei einem Spaziergang durch die Stadt wird er zusammen mit Energieberater Manfred Giglinger Projekte in öffentlichen und privaten Gebäuden vorstellen, die eine umweltfreundliche und kostengünstige Energieerzeugung ermöglichen. Der Rundgang findet zum ersten Mal am Samstag, 17. November, von 10 Uhr an statt und soll in Zukunft fest zum Programm der Stadtführungen gehören. Vorab gab es nun einen Probelauf, an dem Bürgermeister Walter Brilmayer, Klimaschutzmanager Christian Siebel, einige Mitglieder des Arbeitskreises Energiewende 2030 und weitere Interessierte teilnahmen.

An 14 Stationen wird beim Energiespaziergang Halt gemacht und jeweils erklärt, welche Technologien dort zum Einsatz kommen. Eine davon ist Wochermaiers Handwerksbetrieb, der Fotovoltaik-Anlagen, eine Pelletheizung und ein Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Energieerzeugung nutzt. "Wir haben dadurch bis jetzt ungefähr 16 000 bis 18 000 Euro Energiekosten eingespart", sagt Wochermaier. Früher habe die Werkstatt 50 000 Kilowattstunden Strom aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen, jetzt seien es nur noch 4000.

Auch in der Grund- und Mittelschule an der Baldestraße wird Halt gemacht. Durch die kürzlich erfolgte Sanierung und die neue Anlagentechnik sollen dort Einsparpotenziale von bis zu 60 Prozent ermöglicht werden. Die neue Heizzentrale der Schule versorgt aber nicht nur das gesamte Schulgebäude mit Turnhalle und Schwimmbad, sondern liefert auch die Wärme für die Grundschule an der Floßmannstraße und deren neue Turnhalle. Möglich machen das drei verschiedene Bestandteile: ein Pelletkessel, ein Gas-Brennwertkessel und ein Blockheizkraftwerk (BHKW), das die meiste Leistung erbringt.

Letzteres funktioniere wie die Heizung im Auto, erklärt Wochermaier: "Mit Hilfe eines Motors wird Strom erzeugt, wobei immer auch Wärme freigesetzt wird. Die wird dann zum Heizen genutzt." Das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung wird auch in der Ebersberger Kreisklinik angewandt, und zwar schon seit 1989. Heute beziehen zum Beispiel die Realschule, die Gärtnerei, die Polizei, die Sparkasse sowie zwei große Wohnanlagen ihre Energie von der Kreisklinik. Beim Stopp vor dem Gebäude erzählt Giglinger, die Methode werde von vielen als "Brückentechnologie" betrachtet, die eine große Hilfe beim Energiewandel sein könne. In großen öffentlichen Einrichtungen in München sei ein Blockheizkraftwerk bereits seit Längerem Normalität.

Die Kraft-Wärme-Kopplung könne aber auch für kleinere Privathaushalte sinnvoll sein, betont Klimaschutzmanager Siebel. Solche Anlagen nennen sich dann Mikro- oder Mini-BHKW. Die Anschaffung einer solchen Anlage stelle trotzdem für viele Privathaushalte keine Option dar - die gesetzlichen Rahmenbedingungen machten ein eigenes BHKW einfach zu unattraktiv, so Wochermaier. "Fördertechnisch zieht der Staat gut mit, aber bei der konkreten Umsetzung von Projekten wird es dann schwierig", sagt er. "Es wird nur hinter hervorgehaltener Hand gesagt, aber der Staat will nicht, dass die Energiewende zu schnell vonstatten geht." In der Vergangenheit sei viel Geld in fossile Energien investiert worden. "Das kann man jetzt nicht einfach schnell wieder da rausholen", sagt er.

In Ebersberg finden aber auch leichter zu realisierende Alternativen zum Blockheizkraftwerk Anwendung, wie Pelletöfen oder Plug-In-Solaranlagen, die einfach an das private Hausnetz angeschlossen werden können.

Wer mehr über die vielfältigen Methoden zur Energieeinsparung erfahren möchte, sollte sich am kommenden Samstag um 9.45 Uhr zum Ebersberger Rathaus begeben und am ersten Energiespaziergang der Stadt teilnehmen.

© SZ vom 15.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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