Stadtrat Grafing:Platzprobleme andersrum

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Wenig Interesse bei Eltern an Kita-Plätzen in Straußdorf

Von Thorsten Rienth, Grafing

So viel zum Thema Planbarkeit des Kinderbetreuungsbedarfs: Vor zwei Jahren hatte der Grafinger Stadtrat rund 70 000 Euro in die Hand genommen, um im Straußdorfer St. Margaret-Kindergarten eine zweite Gruppe einzurichten. Knapp 40 fehlende Plätze waren damals für den Herbst 2019 prognostiziert worden. Seitens der Grafinger Eltern folgte ein erboster Aufschrei. Jetzt will die Stadt die zweite Gruppe notgedrungen wieder schließen - weil sie sich nicht einmal ansatzweise füllt.

Für die 25 vor gut einem Jahr neu geschaffenen Plätze würden bis Januar 2020 lediglich fünf Anmeldungen vorliegen, erklärte die Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage für die jüngste Stadtratssitzung. "Für zwei weitere Kinder liegen ab April und Mai Aufnahmeanträge vor."

Über die Gründe der fehlenden Akzeptanz konnte die Verwaltung nur spekulieren. Ein Aspekt sei wohl, dass die Betreuungszeit der Einrichtung bereits um 14 Uhr - und damit vergleichsweise früh - endet. Womöglich spiele auch die auswärtige Lage eine Rolle. Dem würde allerdings entgegenstehen, dass Plätze etwa in Bruck oder Zinneberg durchaus angenommen würden.

In jedem Fall seien die Anmeldezahlen viel zu gering, um langfristig die Ausgaben für die zusätzliche Gruppe zu rechtfertigen, argumentierte die Stadtverwaltung. In Absprache mit dem Träger, dem Erzbistum München und Freising, solle der St. Margaret-Kindergarten spätestens vom nächsten Herbst an wieder mit nur einer Gruppe betrieben werden.

Der Stadtrat vertagte die Entscheidung jedoch auf eine der nächsten Sitzungen. Womöglich würde der Bedarf an Kindergartenplätzen schon bald wieder ansteigen, hieß es. Dann sei die Stadt für zusätzliche - oder eben nicht reduzierte - Kapazitäten sehr dankbar.

Derweil tut sich bei der Grafinger Kinderbetreuung die nächste sprichwörtliche Baustelle auf. Hintergrund ist, dass der St.-Elisabeth-Kindergarten seit dem Kindergartenjahr 2014/15 mit jeweils drei Krippen- und Kindergartengruppen läuft. Gemäß der Förderrichtlinien des Freistaates muss die Einrichtung allerdings mit vier Krippen- und zwei Kindergartengruppen betrieben werden.

Das wiederum führt dazu, dass die Stadt entweder eine Kindergartengruppe in eine Krippengruppe umwandeln muss. Oder Grafing muss mehr als 240 000 Euro an Fördergeld an den Freistaat zurückzuzahlen.

Die Eltern, von denen sich in der Bürgerfragestunde gleich mehrere zu Wort meldeten, favorisieren klar die Rückzahlung. Es sei "pädagogisch absoluter Schmarrn", wenn 16 Kinder zur Hälfte ihrer Kindergartenzeit "herausgerissen und anderswo wieder eingepflanzt werden".

Das sahen Bürgermeisterin und Stadtrat ebenso, weswegen das Gremium auch hier eine Vertagung beschloss. Derweil möchte die Stadt nochmals mit der Förderstelle der Regierung von Oberbayern verhandeln.

© SZ vom 27.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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