Stadtpark Grafing:Altbürgermeister gegen Mauerbau

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Rudolf Heiler kritisiert das Einheitsdenkmal

Die Aufregung war groß, als zum Tag der Deutschen Einheit die Grafinger CSU diesen mit einem Mauerbau im Stadtpark zelebrierte. Die Grüne Jugend hatte das Denkmal wenige Tage später mit dem Spruch "Herr Bauer, wir sind sauer über Ihre Mauer" besprüht. Gemeint ist Grafings Rathauschef Christian Bauer. Nun kommt Kritik an der Aktion auch von seinem Vor-vorgänger im Amt, Altbürgermeister Rudolf Heiler. Was insofern bemerkenswert ist, als sich Heiler nach Ende seiner Amtszeit aus der Stadtpolitik stets herausgehalten hatte.

"Nach wie vor ,ziert' eine Mauer den Grafinger Stadtpark", schreibt der Altbürgermeister. "Dieses überdimensionierte Gemäuer, inmitten von vier Solitärbäumen, dominiert somit einen bedeutenden Teil der sogenannten Grafinger ,grünen Lunge' und weist mit einer darauf angebrachten Tafel auf die 30. Wiederkehr der Vollendung der deutschen Einheit sowie vor allem auf die ,edlen Spender' hin. Betrachte man die zurückliegende Diskussion, scheine es so, als ob der jetzige Bürgermeister wohl die Suppe auslöffeln müsse, "die ihm durch andere (einem Stadtrat?) eingebrockt wurde und bei der er, neu im Amt, mitmachte."

Heiler äußert Unverständnis, dass "bei so einer Aktion" nicht an "den 2018 verstorbenen, in Grafing höchst angesehenen ehemaligen Botschafter und Grafinger Ehrenbürger Hermann Huber" erinnert wurde, "der sich zusammen mit seiner Gattin Jaqueline Huber bekanntermaßen besonders umsichtig sowie engagiert um die Flüchtlinge in der Prager Botschaft bemühte - damit einen tatsächlichen Beitrag leistete und somit zweifellos besondere Verdienste für die deutsche Einheit erworben hat, zu erinnern". Dies "wäre naheliegend und selbstverständlich gewesen".

Da dies nicht erfolgte, bleibe "der schale Geschmack einer nach Profilierung aussehenden populistischen Aktion, die die Frage auslöst, ob nun auch andere Baumspender Anspruch auf in Stein gemeißelte Erinnerung haben werden".

Heiler möchte seine Kritik aber nicht ohne einen Vorschlag beenden. Man solle "an zentraler Stelle im Stadtpark eine schön gestaltete Tafel mit erklärenden Hinweisen unter anderem auf die landschaftsbaulichen, künstlerischen, geschichtlichen und botanischen Elemente" anbringen. Und natürlich "Weg mit der Mauer!"

© SZ vom 22.10.2020 / wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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