Stadtführungen in Ebersberg:Mit der Bimmelbahn auf Bildungsreise

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Der Lok der Ebersberger Faschingsgesellschaft hat eine neue Bestimmung gefunden: Das Stadtführer-Team um Robert Bauer (links), Roswita Hülser und Thomas Warg (rechts) wird damit künftig auf Erkundungstour gehen. Möglich machen das Robert Gockner und Franz Daser (2. und 3. von rechts). (Foto: Christian Endt)

Die Ebersberger Stadtführer um Thomas Warg haben ein neues Angebot geschaffen: Mit dem Mini-Zug der Faschingsgesellschaft sollen künftig auch weiter entfernte Ziele rund um die Kreisstadt angesteuert werden

Von Jonas Braun, Ebersberg

Vier Waggons, eine grün lackierte Lok mit Blindrädern, eine Hupe und natürlich eine Glocke. Liebevoll auf den Namen "Josefine" getauft, steht der Zug der Faschingsgesellschaft Ebersberg am Donnerstagabend auf dem Hof der Kugleralm. Nach mehr als 25 Jahren voller Einsätze beim Faschingsumzug, hat er nun eine neue Bestimmung gefunden. Eine Kooperation um Robert Gockner, Präsident der Faschingsgesellschaft, und Thomas Warg, Kreisheimatpfleger, will nun Stadt- und Umlandführungen mit dem Zug ermöglichen.

Diese Stadtführungen in und um Ebersberg sind bei weitem keine Neuheit. Warg bietet sie seit sechs Jahren zusammen mit bis zu 16 weiteren Stadtführern an. "Mehr als eintausend Führungen haben wir bereits hinter uns", sagt er. Doch dabei hätten sich zwei klare Nachteile ergeben: "Die Führungen müssen alle zu Fuß gemacht werden", das sei für Menschen, die nicht so fit sind, natürlich schlecht. Außerdem verkleinere sich dadurch der Radius, der für die Führungen in Frage käme. "Man kann viele interessante Sehenswürdigkeiten von vornherein gar nicht besichtigen, weil die Distanzen zu groß wären." Diese beiden Probleme sollen nun durch den Zug der Faschingsgesellschaft aus der Welt geschafft werden.

Wo die Führung dann langgeht und welche Themen auf der Fahrt behandelt werden können, das liege beim Auftraggeber. Wargs Team verfüge aber über viele Spezialisten, die sich alle auf einem anderen Gebiet besonders gut auskennen. Robert Bauer zum Beispiel sei "Oberkirchenführer", sagt er. Bauer kenne alle Kirchen im Umkreis und könne zu jeder eine ganz besondere Geschichte erzählen. "Wir sind mit dem katholischen Kreisbildungswerk eine Kooperation eingegangen", erzählt Bauer. "Von Kirchturm zu Kirchturm", heißt das Projekt und stellt eine Kirchenwanderung dar, die jetzt eben auch mit dem Zug bewältigt werden kann. Dadurch können weiter entfernte Kirchen bei einer Führung miteinander verbunden werden.

Auch historische Themen können behandelt werden, zuständig hierfür ist Roswitha Hülser, die für die Führungen in die Rolle von Regina Reis schlüpft. In mittelalterlichen Gewändern spielt sie dann die Hofwirtin von 1654. Das sind nur zwei der vielen Themen, die Thomas Warg Interessierten anbietet. Auch Schatzsuchen für Kinder seien mit im Angebot. Die Feuertaufe habe der Zug schon hinter sich, erzählt er. "Bei einem privaten Geburtstag konnten wir den Zug schon ausprobieren und es hat gut funktioniert." Für die erste Führung hat sich Warg Altbürgermeister Walter Brilmayer ausgesucht, der auch sonst für Stadtführungen bereitsteht.

Am 12. September soll der Zug dann der breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden, denn da wird es im Ebersberger Forst für den Tag des offenen Denkmals ein großes Event geben. Mehr als 20 Führer stehen dann bereit, um dem Forst seine Geheimnisse zu entlocken. "Der Zug wird den ganzen Tag als Shuttle im Wald zwischen den Stationen hin und her fahren", erklärt Warg. Kosten soll das Zugshuttle für die Besucherinnen und Besucher nichts. "Von den Hügelgräbern, über die weiße Frau, bis zum mystischen Brunnen, das alles wird mit dem Zug erreichbar sein", sagt er.

"Ohne diesen Mann wäre das alles nicht möglich gewesen", lobt Warg schließlich und meint damit den Lokführer Franz Daser, der als Hauptfahrer die Verantwortung für den Zug tragen wird. Verschiedene Zulassungen und TÜV sind notwendige Übel, um die Fahrerlaubnis zu erhalten. Auch darum kümmere sich Daser, sagt Thomas Warg. Bis zu 32 Erwachsene werden dann auf einmal in dem Zug mitfahren können. Die Kosten für die Führungen errechnen sich individuell, je nach Wunsch der Auftraggeber.

Der Name "Josefine" komme übrigens aus den Tagen, als die Lok gebaut wurde, erzählt Robert Gockner. "Die alten Mitglieder der Faschingsgesellschaft haben sie damals in Eigenregie gebaut." Mehrere tausend Arbeitsstunden seien dafür nötig gewesen. Weil sie alle so viel Zeit mit der Lok verbracht hatten und ihre Frauen zuhause vernachlässigten, tauften sie die Lok schließlich "Josefine", nach der Frau von Sepp Honauer.

Wer Interesse hat, eine Stadtführung per Mini-Zug zu buchen, kann sich an Thomas Warg unter thomas.warg@t-online.de wenden.

© SZ vom 21.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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