Stadion des EHC Klostersee:Sichere Investition

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Ohne den EHC läge die Verantwortung für den Stadionbetrieb und die Instandsetzung bei der Stadt. Alternative wäre eine Bauruine oder ein Abriss. (Foto: Christian Endt)

Die Befürchtung, das Eisstadion könnte die Grafinger Finanzpläne gefährden, erweist sich als nahezu unbegründet

Von Thorsten Rienth, Grafing

Max Graf von Rechberg war alles andere als begeistert. Strammen Schrittes kam er in den Grafinger Sitzungssaal. Dann presste der CSU-Fraktionschef die Lippen zusammen und sagte: "Das wird jetzt spannend für den Finanzplan". In den Finanzausschuss war Rechberg geradewegs aus dem Eisstadion gekommen. Jenem Ort, den er an diesem Abend als die große Bedrohung für die Grafinger Etatplanung der kommenden Jahre ausmachte.

Ins Eisstadion hatten die Stadtverwaltung und der EHC Klostersee zur großen Bestandsaufnahme in das mittlerweile 50 Jahre alte Gebäude eingeladen. Laut Protokoll waren neben EHC-Vorstand Sascha Kaefer und Architekt Niko Rinkes auch Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) und Stadtkämmerer Christian Bauer dabei. Dazu kamen 15 von 24 Stadträten. Das zeugt von starkem Interesse.

Oder davon, wie groß die Furcht vor kostspieligen Überraschungen ist. Denn seit der EHC als Betreiberverein des Stadions im Herbst 2013 vor der drohenden Insolvenz gerettet werden musste, nimmt der Stadtrat das Stadion als Damoklesschwert über der Finanzplanung wahr.

Für die Rettung des Vereins vor gut vier Jahren gab die Stadt gerade einmal 15 000 Euro mehr aus, als sie über den vertraglich zugesicherten jährlichen Investitionskostenzuschuss für das Eisstadion von 50 000 Euro ohnehin zu zahlen verpflichtet gewesen wäre. Beim Grafinger Gesamthaushalt von damals 30 Millionen Euro ist der Betrag zwar verschwindet klein. Trotzdem zeichnen Stadträte beständig das Bild, dass das Stadion für den Stadthaushalt finanziell zum Fass ohne Boden wird, solange der EHC es selbst betreibt. Rechbergs Reaktion aus dem vergangenen Finanzausschuss steht wie ein Sinnbild dafür. Dazu passt, dass später in der Sitzung gleich mehrere Stadträte klagten: Hätte der Eishockeyverein seinen vollen Investitionskostenzuschuss jedes Jahr abgerufen, sei jetzt womöglich weniger zu sanieren. Tatsächlich hatte sich der EHC deutlich weniger Unterstützung auszahlen lassen, als er hätte können. In manchem Fällen, etwa im Jahr 2010, waren es statt der möglichen 50 000 Euro gerade einmal 6400 Euro - um die Notfallbeleuchtung zu erneuern. "Selbstverständlich rufen wir nur das ab, was unbedingt nötig ist", sagt EHC-Vorstandsmitglied Michael Schunda. "Das gehört für uns zum ehrlichen Umgang."

Ein Blick auf das Zehn-Jahres Fenster zwischen 2008 und 2017 scheint Schunda recht zu geben. In dieser Zeit überwies die Stadt - zweckgebunden für Investitionen am Stadion - rund 230 000 Euro Zuschüsse an den EHC. 500 000 Euro hätten dem Verein vertraglich zugestanden. Die Rechnung ließe sich deshalb auch andersherum aufmachen: Mit seinem konservativen Vorgehen bei der Stadionsanierung sparte der EHC der Stadt 270 000 Euro.

Zwischen 7000 und 9000 Ehrenamtsstunden leisten die EHC-Aktiven laut Schunda jedes Jahr. Ohne den EHC läge die Verantwortung für den Stadionbetrieb und die Instandsetzung bei der Stadt.

Alternative wäre eine Bauruine oder ein kostspieliger Abriss. Die Kritik aus dem Stadtrat wundert auch deshalb, weil die im Protokoll der Begehung aufgezählten Investitionen überschaubar sind: Auf 35 000 Euro wird die Sanierung des Umkleideraums im Südosten des Stadionstüberls geschätzt, der Umbau vom Maschinen- zum Aufwärmraum auf 70 000 Euro. Ein neuer Lagerbereich für die Shorttrack-Sparte ist mit 6 000 Euro veranschlagt. Umkleiderenovierungen und Ausbesserungen an den Fassaden würden wohl 155 000 Euro kosten. So entspräche die Summe von gut 250 000 Euro den Zuschüssen aus etwa zweieinhalb Jahren. Schließlich unterstützt der Landkreis das Stadion ebenfalls mit 50 000 Euro im Jahr.

Die positivste Nachricht der Begehung war im Finanzausschuss eine Randnotiz. "Die Statik und Stabilität vom Dach, also das, was teuer geworden wäre, scheint in Ordnung", verwies die Bürgermeisterin auf die Einschätzung des Architekten. Solange die sich nicht als falsch herausstellt, dürfte das Eisstadion den Finanzplan kaum gefährden.

© SZ vom 23.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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