Sportliche Sippe:Als Familie über die Ziellinie

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Sportliche Familie: Wenn Mutter Anja und Vater Steffen Pilopp am Zehntel-Triathlon teilnehmen, wird die neunjährige Tochter Jolie am Rand jubeln. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Beim Zehntel-Triathlon am Steinsee treten die Pilopps nicht einzeln, sondern als Team an

Von Amelie Hörger, Vaterstetten

"Sport ist bei uns Teil der Familie", sagt Vater Steffen und nickt begeistert. Im Garten der Pilopps gibt es einige klare Anzeichen für die sportliche Begeisterung der vierköpfigen Familie. Der Basketballkorb über der Garage sei für die kleine Bewegung zwischendurch gedacht, sagt die 41-Jährige Anja Pilopp, da es ihren Mann spätestens nach zwei Stunden Herumsitzen in den Beinen jucke. Das familieneigene Tor steht bei den Nachbarn, da das Fußballfeld kurzerhand ein Haus weiter aufgebaut wurde. "Bei uns gibt es immer Diskussionen wegen der Pflanzen", meint Steffen Pilopp zerknirscht und lächelt seine Frau Anja an.

Die beiden Kinder, die neunjährige Jolie und der 13-jährige Benny, sind ebenso sportlich wie ihre Eltern. "Opa, aber nicht", sagt Jolie mit ernstem Blick und alle am Tisch müssen lachen. Die Disziplinen im Hause Pilopp sind vielfältig. Voltigieren und Turnen sind die Fachgebiete der Tochter. Bruder Benny spielt intensiv Handball und bei den Erwachsenen stehen aufgrund von zeitlicher Flexibilität vor allem Joggen und Radfahren auf dem Programm.

Den größten sportlichen Ehrgeiz, da sind sich Mutter und Tochter einig, hat vor allem Vater Steffen. Der 40-Jährige nimmt regelmäßig an Triathlon-Wettkämpfen teil, hat bereits einen Ironman bewältigt und träumt davon, irgendwann einmal beim Original in Hawaii mitzumachen. Vor ein paar Jahren suchte er nach einer Möglichkeit seine Leidenschaft für die Kombination der drei Sportarten Schwimmen, Laufen und Radfahren in der näheren Umgebung gemeinsam mit seiner Familie ausüben zu können und fand sie im Angebot der Glonner Wasserwacht - dem Zehntel-Triathlon. Seitdem machen die Pilopps jedes Jahr mit, inzwischen zum vierten Mal.

Die einzelnen Etappen sind dabei so lang wie jeweils ein Zehntel der Strecke eines Ironmans, also 400 Meter Schwimmen, 18 Kilometer Radfahren und circa vier Kilometer Laufen. Vater, Mutter und Sohn treten in der Familienstaffel gegen circa 20 andere Teams an. Jeder der drei übernimmt einen Abschnitt in dem hügeligen Gelände rund um den Steinsee. Tochter Jolie ist mit ihren neun Jahren noch recht jung, außerdem "brauchen wir doch Support von der Außenlinie", lächelt Anja Pilopp ihrer Tochter zu. Wer welche Disziplin übernimmt, war schnell klar. "Wir haben einfach geschaut, wo könnten wir in Summe am schnellsten sein", erzählt der Vater. Eine gute Zeit hinzulegen, scheint augenscheinlich wichtig zu sein. Mutter Anja deutet heimlich auf ihren Mann und sagt lachend, er sei der Ehrgeizige in der Staffel. Der 40-Jährige stimmt nickend zu.

Eine Stunde und zwölf Minuten war die kombinierte Familienzeit der Pilopps im Vorjahr, damit sind sie auf dem zweiten Platz gelandet. Auch Drittplatzierte waren sie bereits. Logische Konsequenz: Diesmal muss ein erster Platz her, stichelt der Vater. "Also gar kein Druck", sagt seine Frau Anja ironisch zu ihrem Mann. Hauptsächlich gehe es natürlich um den Spaß und darum Zeit mit der Familie zu verbringen, da sind sich die Eltern einig. Deshalb wollen sie nach dem Wettbewerb noch gemütlich in den Biergarten gehen.

Tochter Jolie hat sich inzwischen auf den Schoß ihres Vater gesetzt, der sie liebevoll in den Arm nimmt. Dass sie in ein paar Jahren vielleicht einmal Mutter Anjas Platz in der Familienstaffel einnimmt, glaubt sie nicht. Das Anfeuern vom Rand mache ihr mehr Spaß als Laufen oder Schwimmen. Am ehesten würde sie noch Fahrrad fahren - ausgerechnet Vater Steffens Paradedisziplin. Aber das Pfeifen und Jubeln wird Jolie am Wochenende sicherlich genauso viel Kraft kosten wie die Leistung der restlichen Familie. Die Neunjährige spricht ganz aufgeregt über den bevorstehenden Wettkampf. Das könne schon sehr anstrengend sein, am Rand zu stehen und die Familie zum Sieg zu schreien, bestätigt Mutter Anja, die bei jedem Wettkampf ihres Mannes als Unterstützung mit dabei ist.

Sie schaut auch zu, wenn Steffen Pilopp sich mit drei ebenfalls sportverrückten Freunden mal wieder eine neue abenteuerliche Herausforderung überlegt hat. So kam die Gruppe vor einigen Jahren auf die Idee gemeinsam 100 Kilometer zu laufen. Die Baldhamerin schüttelt ungläubig den Kopf und schaut mit einem Zwinkern zu ihrem Mann hinüber.

So hart wird der Zehntel-Triathlon am Wochenende sicherlich nicht, und auch wenn Vater Steffen gerne einmal neckend Druck bei der Familie aufbaut, dass die Leistung heuer auf jeden Fall verbessert werden müsse, so steht auch für ihn vor allem die Zeit mit der Familie im Fokus. Auf den Wettkampf freue sie sich auf jeden Fall, denn es sei eine sehr entspannte und dennoch motivierende Atmosphäre, sagt Mutter Anja. Und sollten sie es auf das Treppchen schaffen, dann müsse der gemeinsame Biergartenbesuch dieses Mal rechtzeitig abgebrochen werden, um zur Siegerehrung zu kommen. Denn im vergangenen Jahr hätten sie diese vor lauter verdienter Entspannung bei einer gemütlichen Brotzeit beinahe verpasst.

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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