Soziales Jahr im Landkreis:Ein langer Weg nach Grafing

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Shahriyori Nabizoda hat eigentlich Biologie studiert. Die Arbeit mit Kindern gefällt ihm aber auch. (Foto: Christian Endt)

Shahriyori Nabizoda ist "Bufdi" im Waldkindergarten Grafing

Von Nathalie Stenger, Grafing

Als wahrscheinlich erster Tadschike, der über Lettland in den Landkreis Ebersberg kam, ist Shahriyori Nabizoda seit September dieses Jahres der neue "Bufdi" im Waldkindergarten Grafing. Wie man sich den Weg von Zentralasien in den Osten Münchens vorzustellen habe? "Das war eine Stellenanzeige im Internet", erklärt Regina Fögler, Leiterin des Waldkindergartens auf der Nachfrage der SZ Ebersberg, "das geht über das Bundesamt für Familie und Zivildienstleistungen." Auf diesem Weg habe man auch schon mal einen Bufdi aus Costa Rica gefunden. Weil sie den Bewerbern aber immer schreibe, es gebe hier nur wenig Geld und keine Wohnung, würden die meisten wieder absagen.

Nicht so Shahriyori Nabizoda. Der 21-Jährige habe in Lettland bereits seinen Bachelor in Biologie absolviert, sagt er, seine Bachelorarbeit handle von Käfern. "Außerdem habe ich zu Hause auch immer auf meinen kleinen Bruder aufgepasst, ich war seine zweite Mutter," so der neue Bundesfreiwilligendienstleistende. Deshalb nun der Waldkindergarten.

Weil er sich aufgrund seines Studiums und seiner Laborarbeit in den Monaten Mai und Juni in Lettland, also in Europa befand, konnte er trotz Pandemie zum neuen Kindergartenjahr nach Deutschland einreisen. Nach seiner Ankunft, erzählt er, habe er erst mal seinen anderen Bruder in Passau besucht. "Er macht eine Ausbildung zum Fachinformatiker." Dann begann sein Dienst in Nettelkofen. Sein Eindruck? "Die Arbeit ist gut und es fällt mir leicht", sagt Nabizoda. Dieser Meinung ist wohl auch die Kindergarten-Chefin: "Er hat sich gut eingelebt und ist fleißig und lernwillig", lobt Regina Fögler. Mit Kindern zu sprechen sei für jemanden, der die Sprache nicht perfekt beherrsche, anfangs auch immer ein wenig leichter, sagt sie. So traue man sich mehr.

Der Bachelorabsolvent hat Deutsch auf dem Level B1 in Tadschikistan gelernt. "In einem Intensivkurs an einem Sprachkurscenter mit Verbindung zum Goethe-Institut", so Nabizoda. Wie das in Grafing denn so mit dem Bairisch funktioniere? "Es gibt zwei Kinder mit bairischem Akzent", sagt der 21-Jährige, "ja, das ist schwierig. Aber dann frage ich meine Kolleginnen." Grafing gefalle ihm aber - genauso wie Passau - sehr. In einem Jahr geht es für den Bundesfreiwilligendienstleistenden dann wieder nach Lettland, zurück zum Studium. "Dann mache ich meinen Master in Biologie", sagt er.

Nach einem von Regina Fögler gestellten Antrag auf Übernahme der Kosten wird der Waldkindergarten Grafing nun mit insgesamt knapp 13 000 Euro im Kindergartenjahr 2020/2021 unterstützt. Zu den Lohnkosten und Lohnnebenkosten, die auch im vergangenen Jahr für eine Bundesfreiwilligendienstleistende aus Rosenheim anfielen, kommt jetzt noch Unterstützung für anfallende Unterkunfts- und Verpflegungskosten.

© SZ vom 19.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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