Soziale Projekte im Landkreis:Mit neuem Ansatz gegen rechtes Gedankengut

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Menschen zusammenbringen, um Vorurteile abzubauen - das ist das Ziel von Julia Bissinger in ihrer neuen Funktion beim KJR. (Foto: Christian Endt)

Mit Julia Bissinger an der Spitze wird der Kreisjugendring Träger der "Partnerschaft für Demokratie". Dabei soll vor allem Kommunikation im Fokus stehen

Von Valentin Tischer, Ebersberg

Ein Hakenkreuz im Maisfeld in Aßling, der Überfall auf einen Dönerimbiss in Ebersberg oder jüngst die Schmierereien am Grafinger Gymnasium - rechtsextremes Gedankengut ist auch im Landkreis Ebersberg verbreitet. Um solchen demokratiefeindlichen Strömungen entgegen zu treten, wurde 2015 vom Bundessozialministerium die bundesweite "Partnerschaft für Demokratie" gegründet.

Die Trägerschaft für das Projekt hatte im Landkreis das Aktionsbündnis "Grass 21" inne. Dieses löste sich aber Ende 2018 auf. Vorausgegangen waren Diskussionen, weil es dem im Süden des Landkreis Ebersberg entstandenen Bündnis nicht gelungen war, seinen Fokus auf den gesamten Landkreis auszuweiten. Zum ersten Januar 2019 hat nun der Kreisjugendring (KJR) die Trägerschaft der "Partnerschaft für Demokratie" übernommen. Drei Monate lang suchte der KJR nach einer Fachkraft, die zukünftige Projekte koordinieren sollte. Nun hat sich eine neue Mitarbeiterin gefunden.

Julia Bissinger ist 24 Jahre alt und hat Soziologie in München studiert. Sie übernimmt den neuen Aufgabenbereich beim KJR, auf den sie über die sozialen Medien aufmerksam geworden ist. In ihrer neuen Funktion hat Bissinger zwei Kernanliegen, die sie in Aktionen zum Ausdruck bringen will: Kommunikation und demokratische Werte greifbar machen.

Bissinger engagiert sich schon länger im sozialen Bereich. In ihrer Jugend hat sie lange in einem Jugendheim in ihrer hessischen Heimat gearbeitet. Als viele Flüchtlinge in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland kamen, arbeitete sie in einer Erstaufnahmeeinrichtung. Während dieser Zeit habe sie auch gemerkt, dass es in großen Teilen der Gesellschaft Menschenverachtung gebe und das die Menschenwürde ihren Stellenwert verloren habe. In ihr sei der Beschluss gereift, dass sie dazu nicht mehr schweigen kann, erzählt sie.

Während des Studium hat sich Bissinger mit neuen rechten Gruppierungen auseinandergesetzt, etwa einem Forschungsseminar zu Pediga. Was sie dort beobachtet hat, seien keine latenten Sticheleien, sondern eindeutig rechte Symbolik, erzählt sie. Auch sei ihr immer wieder aufgefallen, dass der Alltagsrassismus nicht verschwunden ist, sagt die Soziologin.

Der Weg, um solche Herausforderungen und Missstände zu meistern, gehe nur über kleine und lokale Strukturen, so Bissinger. Weswegen sie auch mit möglichst vielen zivilgesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten will, ob Caritas oder "Bunt statt Braun". Besonders will sie die Begegnung in den Mittelpunkt stellen.

"Das Fremde macht Angst", sagt Bissinger. Wo Vielfalt herrsche sei rechtsextremes Gedankengut auch nicht so verbreitet, erklärt sie. Weswegen sie vor allem Begegnungsstätten schaffen will, wo Menschen in Kontakt kommen und dabei Vorurteile abgebaut werden sollen.

Kommunikation ist für Bissinger der Hauptbestandteil von demokratischen Miteinanders. "Demokratie bedeutet allen eine Stimme zu geben", sagt Bissinger. Unterschiedliche Meinungen seien gewollt, aber man müsse sich auch gegenseitig respektieren und versuchen Differenzen zu überwinden, um zusammenzukommen, erklärt sie.

Solche Grundwerte sind abstrakt, sagt Bissinger. Weswegen sie auch angetreten ist, diese den Menschen näher zu bringen. Denn nicht nur Rassismus sei ein großes Problem sagt sie, sondern auch die Bedrohung der demokratischen Grundwerte. "Da ist es wichtig ein Zeichen zu setzen und sich zu bekennen."

Sie müsse sich erst noch vernetzen, deswegen seien ihr alle demokratieförderlichen Projekte willkommen. Verbände und Vereine weißt Bissinger darauf hin, dass die "Partnerschaft für Demokratie" über Gelder verfügt und bei der Antragstellung für Fördermittel, deren Verteilung oder der Organisation und Durchführung von Projekten hilft. Auch sucht Bissinger aktiv nach geeigneten Projekten, denn: "Es ist wichtig, dass man zusammenkommt und mitgestaltet."

© SZ vom 17.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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