Sicher unterwegs:Fitte Oldtimer

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Bei der Ebersberger Verkehrswacht können Senioren ihre Fahrkenntnisse auffrischen. Angst um seinen Führerschein muss aber selbst beim praktischen Teil niemand haben

Von Anna Horst, Ebersberg

Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Alt und Jung: Wer stellt eine größere Gefahr hinter dem Steuer dar? Die Fahranfänger, die oft mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit unterwegs sind und zu waghalsigen Überholmanövern ansetzen? Oder doch die schon etwas betagteren Senioren? Immerhin werde deren Sehkraft mit den Jahren immer schlechter, die Reaktionsgeschwindigkeit sei zu langsam und teilweise seien ihnen die aktuellen Vorschriften gar nicht bekannt, argumentieren viele.

Dass altersbedingte Schwächen nur schwer auszugleichen sind, weiß auch Bernhard Schweida, Vorsitzender der Ebersberger Verkehrswacht. Sehr wohl aber könne man entsprechende Verhaltensweisen trainieren. Dazu dient das Seniorenfahrtraining "Fit im Auto" der Ebersberger Verkehrswacht, das sich an alle Fahrer über 50 Jahren richtet. "Die jüngste Teilnehmerin war 55, der älteste 92 Jahre alt", erzählt Schweida. Es gebe ältere Menschen mit sehr guten Fahrkenntnissen, aber auch solche, die nicht mehr ganz so sicher unterwegs seien. Für diese sei es am wichtigsten, sich die eigenen Schwierigkeiten beim Fahren einzugestehen und aktiv problematische Situationen zu üben.

Bevor die Kursteilnehmer von "Fit im Auto" dazu Gelegenheit haben, werden in einem theoretischen Teil erst einmal Verkehrsregeln und rechtliche Neuerungen wie das Handy-Verbot oder die Promille-Werte erklärt. Anschließend steht noch die Besprechung einiger Grundlagen rund ums Auto auf dem Programm, zum Beispiel die Überprüfung des Ölstandes oder die richtige Sitz- und Spiegeleinstellung. Die praktische Phase beginnt dann auf dem Übungsplatz, wo die Senioren im eigenen Auto durch einen Slalom-Parcours fahren oder die Gefahrenbremsung und das Parken üben. Solche Aufgaben sind es, die betagteren Autofahrern häufig schwer fallen. "Viele benutzen auch den rechten Außenspiegel nicht, früher hatten die Autos ja keine", sagt Schweida. Das mache es natürlich nicht leichter, richtig einzuparken oder die Abstände einzuschätzen.

Anschließend steigen die Kursteilnehmer in Dreiergruppen auf ein Fahrschulauto um und testen unter Anleitung eines Fahrlehrers ihre Fähigkeiten im realen Straßenverkehr. "Wir fahren dabei Stellen an, die unübersichtlich und deshalb für viele besonders schwierig sind, wie die Amtsgerichtskreuzung in Ebersberg oder den Marktplatz in Grafing", sagt Schweida. Die Fahrlehrer geben dabei Tipps zum richtigen Verhalten in besonders kniffligen Situationen.

Nach der Fahrt bekommt jeder Teilnehmer ein Feedback vom Fahrlehrer und den beiden Mitfahrern, wobei auch die persönlichen Schwächen thematisiert werden. "Was im Auto besprochen wird, bleibt natürlich auch im Auto", betont Schweida. Eine angenehme Atmosphäre ohne Druck sei sehr wichtig, aber allen Senioren werde selbstverständlich eine ehrliche Rückmeldung gegeben. Allerdings könne die Verkehrswacht in dieser Hinsicht tatsächlich nicht mehr unternehmen, als eine Empfehlung auszusprechen. "Keiner muss Angst haben, dass ihm der Führerschein abgenommen wird", so Schweida.

Seiner Meinung nach wäre es der falsche Ansatz, älteren Menschen das Fahren zu verbieten oder sie zu einem Test zu verpflichten, wie es in letzter Zeit bisweilen gefordert wird. "Gerade auf dem Land kann man den Leuten nicht einfach ihren Führerschein wegnehmen. Dann würden sie ja gar nirgends mehr hinkommen." Schweida betont, dass natürlich niemand fahren sollte, der körperlich nicht dazu in der Lage ist, und plädiert deshalb für Gesundheitschecks. Auf das Feedback der Verkehrswacht reagierten laut Schweida bis jetzt alle Kursteilnehmer positiv: "Viele werden zum Beispiel von ihren Kindern angemeldet und kommen mit gemischten Gefühlen her. Aber am Ende sehen sie dann ein, dass sie doch sehr nützliche Ratschläge bekommen haben."

Der nächste Termin für "Fit im Auto" ist am Samstag, 23. März, von 9 Uhr an. Die Veranstaltung findet in der Ebersberger Straßenmeisterei statt. Anmelden kann man sich unter www.verkehrswacht-ebersberg.de.

© SZ vom 03.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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