Sechs Veranstaltungen:Wahnsinn und Würste

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Hedwig Rost und Jörg Baesecke, zusammen die "Kleinste Bühne der Welt", widmen sich verschiedensten Schöpfungsgeschichten. (Foto: Veranstalter)

Das Meta Theater in Moosach bietet im Frühling ein spannendes Programm aus Literatur, Musik und Performance

Von Manuel Kronenberg, Moosach

Das Meta Theater aus Moosach macht sich seit fast 40 Jahren mit außergewöhnlichen Bühnenprojekten und internationalen Tourneen quer durch Europa, USA und Asien einen Namen weit über die Landkreisgrenzen hinaus. Und zuhause bereichert es die Ebersberger Kulturlandschaft um viele bemerkenswerte Veranstaltungen. Nun startet das Theater von Axel Tangerding mit einem abwechslungsreichen Frühjahrsprogramm ins neue Jahr.

Den Anfang macht bereits am Samstag, 19. Januar, ein Miniaturtheater, die Kleinste Bühne der Welt, die sich diesmal Fragen nach dem Ursprung der Welt widmet. Schon immer sannen Menschen darüber nach und formten aus den Antworten Geschichten, überall auf der Erde. Bei der Vorstellung kommen Schöpfungsgeschichten aus fünf Kontinenten zu Wort - und ins Bild, mit Fundstücken aus der Natur und kunstvollen Papiergebilden. Mehr als zwanzig Geschichten sind dabei, mal ausführlich, mal knapp erzählt, die biblische Genesis ebenso wie die "Big-Bang"-Theorie. Hedwig Rost und Jörg Baesecke bilden seit 1982 die "Kleinste Bühne der Welt", sie waren schon in ganz Deutschland, halb Europa und bis nach Afrika unterwegs. Im vergangenen Jahr wurde das Duo für seine besonderen Darbietungen mit dem Tassilo, dem Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung geehrt. Los geht es um 20 Uhr, der Eintritt kostet 16 Euro, ermäßigt zwölf Euro.

Ein neuer szenischer Text des vielfach ausgezeichneten Autors und Übersetzers Simon Werle aus München steht am Samstag, 26. Januar, auf dem Programm: In "Duell im Morgengrauen" geht es um einen jungen Mann, der sich eines Tages vor ein Foto seines lange verstorbenen Vaters stellt - mit der Absicht, solange auf das Bild einzureden, bis es ihm Rede und Antwort steht. Tatsächlich ertönt bald eine zweite Stimme, die sich als die innere Stimme im Kopf des jungen Mannes ausgibt. Dieser deutet sie aber so unerbittlich als die reale Stimme des Verstorbenen, dass sich der Dialog nach und nach zu einem Abgrenzungs- und Selbstbehauptungskampf zweier autonomer Wesen entwickelt, die im Wettstreit um ihre wechselseitige Definition und mögliche Beziehung zugleich um ihre Existenz ringen. Der Vater wird dargestellt von Autor Werle selbst, der Sohn von Sprecher Martin Pfisterer. Die szenische Lesung beginnt um 20 Uhr, der Eintritt kostet zwölf, ermäßigt zehn Euro.

"Es geht um die Wurst": Die Lesung mit Wolfger Pöhlmann am Samstag, 2. Februar, kommt einer Liebeserklärung an ein deutsches Kulturgut gleich, schließlich ist Wurst viel mehr als nur ein Nahrungsmittel. In Zeiten von Veganismus und Tierschutz vermag sie aber auch gehörig zu polarisieren. Der Kunsthistoriker Pöhlmann rückt der Wurst kulturgeschichtlich, ästhetisch und geschmacklich auf die Pelle. In seinem Buch geht es um Weißwürste mit integriertem Senf, die Plüschwürste der Kuscheltierschlachterei, Wurstzigarren, Wursttheater Wurstheilige und vieles mehr. Seit seiner Kindheit liebt Pöhlmann Würste, er bezeichnet sich als Wurst-Ethnologe. Die Lesung beginnt um 20 Uhr, der Eintritt kostet zwölf, ermäßigt zehn Euro.

Keinen weiten Weg verursacht ein Auswärtsspiel am Samstag, 9. Februar, denn da ist der Architekt, Schauspieler und Gründer des Meta-Theaters Axel Tangerding mit einer Lesung in der Alten Brennerei, der Galerie des Kunstvereins Ebersberg zu Gast. Unter dem Titel "Utopia" spricht Tangerding hier über Architektur, urbanes Leben, Utopien und den Traum von Arkadien. Die Lesung basiert auf kritischen Texten von Architekt Rem Koolhaas und anderen klugen Köpfen. Beispiel gefällig? "Nirgendwo kann man so blind über die Dinge hinwegschauen, wie bei sich zu Hause. Man kauft sich zwar Sachen, von denen man glaubt, dass sie schön sind ..., man stellt sie in seine Wohnung und das ist die beste Methode, um diese Dinge völlig unsichtbar zu machen", sagt der deutsche Philosoph Peter Sloterdijk. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Jahresausstellung "Wo bitte geht's nach Arkadien?" des Kunstvereins statt. Der Eintritt ist frei, Beginn um 18 Uhr. Ganz sicher ein Highlight wird das Musiktheater "Mad Man" aus Mazedonien sein, das im Meta Theater seine Deutschlandpremiere feiert. Die Performance aus Musik, Video und Spiel basiert auf der Erzählung "Tagebuch eines Wahnsinnigen" von Nikolai Wasiljewich Gogol. Es handelt von den verschiedenen Zuständen der Schizophrenie, des Wahnsinnigwerdens über die Zustände der Welt, die Gesellschaft, die Realität, die Nachbarn, über Ost und West, über Religion und Atheismus. Die Produktion wurde mit dem "Best Play in the Balkan Award" sowie zwölf weiteren Awards ausgezeichnet. Kopf des Ganzen ist Marjan Necak, der in Bitola, Mazedonien, das "Moving Theatre" als Labor und experimentelle Plattform für neues Musiktheater begründet hat. In Moosach wird er mit seinem Ensemble zu Gast sein. "Mad Man" ist dort zwei Mal zu sehen, und zwar am Samstag, 9., und Sonntag, 10. Januar, jeweils um 20 Uhr. Der Eintritt kostet 18 beziehungsweise 14 Euro.

Eine musikalische Reise durch den Balkan kann man am Samstag, 23. Februar, mit der Performance "Rikata Tour" erleben. Das Duo Alice in Wonder-Band führt das Publikum durch die hügeligen Regionen der ungeraden Rhythmen und die Traditionen dieser Kulturen. Die Stilmittel der beiden serbischen Künstler Ana Vrbaški und Marko Dinjaški sind Body Percussion, Gesang, Bewegung und Tanz. Los geht es um 20 Uhr, der Eintritt kostet 16, ermäßigt zwölf Euro.

Meta Theater, Osteranger 8 in Moosach, reservieren kann man unter der Nummer (08091)35 14 oder per Mail an info@meta-theater.com

© SZ vom 18.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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