Schwierige Kalkulation:Neue Wege zur Bildung

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Die neue Schule am Sportpark soll 2019 fertig sein. Hier werden dann künftig die meisten Kinder unterrichtet, sie bietet Platz für 16 Klassen. Die beiden anderen Schulen sind jeweils für zwölf Klassen ausgelegt. (Foto: Christian Endt)

In Vaterstetten werden von Herbst kommenden Jahres an andere Schulsprengel gelten. Damit sollen die Kinder gleichmäßiger auf die drei Standorte verteilt werden

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Was der eine zu viel hat, hat der andere zu wenig - das gilt in der Großgemeinde auch für die Schulen. Während an der Wendelsteinstraße die Schülerzahlen immer weiter steigen, gehen sie in der Brunnenstraße langfristig sogar etwas zurück. Mehr Platz wird es Ende 2019 auch in der dritten Schule geben, wenn sie von der Gluckstraße in ihren Neubau am Sportpark umzieht. Um die Schulkinder möglichst gleichmäßig auf alle drei Standorte zu verteilen, gelten mit dem übernächsten Schuljahr in der Gemeinde neue Sprengel.

Wie diese aussehen und warum der Neuzuschnitt in der geplanten Form nötig wird, erklärte Sylvia Schuster, im Rathaus zuständig für die Schulentwicklung, nun im Schulausschuss. Dass man mit der neuen Schule auch neue Sprengel brauchen werde, sei von dem Zeitpunkt an klar gewesen, als der Gemeinderat beschloss, die neue Schule vierzügig zu bauen. Mit der Vergrößerung um vier Klassen musste auch das Einzugsgebiet wachsen. Parallel dazu sollte der neue Sprengel auch die Wendelsteinschule entlasten - aber auf der anderen Seite der Schule an der Brunnenstraße mehr Schüler verschaffen.

Denn zwar ist der gemeindeweite Trend bei den Einwohner- und Schülerzahlen eindeutig: Bis Mitte der 2020er-Jahre wird es bis zu 3500 Vaterstettener mehr geben, als derzeit. Besonders stark wachsen werde dabei laut Prognose der Anteil der Kinder und Jugendlichen, ganz besonders jener im Grundschulalter. So gebe es im laufenden Schuljahr in Vaterstetten 961 Erst- bis Viertklässler, 935 von ihnen besuchten eine Grundschule im Gemeindegebiet. Im Schuljahr 2025/26 könnten es bis zu 1225 Grundschulkinder sein, so Schuster, die Statistiker gingen davon aus, dass mindestens 1125 von ihnen eine Schule im Gemeindegebiet besuchen werden. Mehr Platzbedarf gebe es nicht nur wegen des zahlenmäßigen Zuwachses, auch die Mittagsbetreuung brauche zusätzliche Räume.

Allerdings fällt der Trend für die einzelnen Schulsprengel, wie sie jetzt bestehen, sehr unterschiedlich aus. So würde die Wendelsteinschule laut Schuster bis Mitte der 2020er Jahre bis zu 18 Klassen aufnehmen müssen und vierzügig werden - was aber kaum möglich sei, denn bereits mit den aktuell 15 Klassen sei das Raumangebot ausgeschöpft. Umgekehrt sei in den Wohngebieten, die zum Sprengel der Brunnenschule gehören, in den kommenden Jahren ein leichter Rückgang der Kinder im Grundschulalter zu erwarten.

Ziel der Umsprengelung sei daher gewesen, ein "Gleichgewicht der Schulstandorte" zu erreichen, so Schuster, das auch in den kommenden Jahren Bestand habe. Die Schule an der Wendelsteinstraße würde dabei künftig dreizügig mit zwölf Klassen, genau wie die Schule Brunnenstraße. Bei der neuen Schule am Sportgelände wäre es ein Zug mehr, das entspräche genau 16 Klassen. Damit die Wendelsteinschule möglichst zügig entlastet und die neue Schule gut ausgelastet wird, sollen die Schüler der jetzigen Klasse 1d als Drittklässler umziehen, ein Jahr darauf folgen die Erstklässler des Jahrgangs 2018/19. Alle anderen Schüler sollen auch nach der Umsprengelung bis zum Ende der vierten Klasse in der Schule bleiben, wo sie als Erstklässler angefangen haben.

Ebenfalls wichtig bei der Neueinteilung war, dass die Schulwege nicht länger als zwei Kilometer werden, andernfalls muss die Gemeinde eine Schulbusverbindung einrichten. Daraus ergeben sich folgende drei Sprengel: für die Wendelsteinschule der Bereich westlich der Dorfstraße, einschließlich des neuen Wohngebietes Nordwest, außerdem alle Häuser westlich der Friedenstraße bis zur Einmündung in die Zugspitzstraße. Südlich der Bahnlinie gehen alle Kinder, die im Luitpold- und Heinrich-Laberger-Ring wohnen in die Wendelsteinschule, genau wie jene, die westlich der Linie Aurikelstraße zu Hause sind. Der Rest des Gebietes südlich der Bahn gehört zum Sprengel Brunnenstraße. Außerdem der Bereich zwischen Karl-Böhm-Straße im Westen und Fuchsweg im Norden, sowie alles östlich des Ginsterweges. Das übrige Gemeindegebiet in Vaterstetten, Baldham und Baldham-Dorf gehört künftig zum Sprengel der neuen Schule.

Keine Auswirkung wird die Umsprengelung auf die Grundschule in Parsdorf haben. Diese bleibt zweizügig mit sieben bis acht Klassen und ihr Sprengel umfasst neben Parsdorf selbst die Ortschaften Weißenfeld, Hergolding, Purfing und Neufarn. Auch für den Mittelschulverbund, in dem Vaterstetten mit Haar und Höhenkirchen-Siegertsbrunn zusammengeschlossen ist, ergibt sich keine Änderung, da es auch künftig nur einen Mittelschulstandort in Vaterstetten geben wird.

Im Ausschuss wurde die neuen Sprengeleinteilung ohne Gegenstimmen beschlossen, dass der Gemeinderat in einer kommenden Sitzung dem Votum folgt, gilt ebenfalls als sicher. Das letzte Wort hat in der Sache die Regierung von Oberbayern als zuständige Schulaufsicht, doch auch hier gilt eine Zustimmung als sehr wahrscheinlich, da sich die Gemeinde bei der Umsprengelung eng mit dem Schulamt abgesprochen hatte.

Es sei "eine umfangreiche und langwierige Arbeit" gewesen, so Bürgermeister Georg Reitsberger (FW). Trotz vieler Unwägbarkeiten sei ein gutes Ergebnis herausgekommen. Dieses lobte auch Cordula Koch (SPD). Alle Beteiligten hätten ein "sehr konstruktives Miteinander" gezeigt, und man habe sich bemüht, möglichst alle Eventualitäten zu bedenken, etwa, wo in nächster Zeit Nachverdichtung stattfinden könnte. So wie die Sprengel künftig angeordnet seien, könnten sie für einen langen Zeitraum bleiben, so Koch. Renate Will (FDP) lobte ebenfalls die Arbeit aller Beteiligter, mahnte aber auch an, bei allen künftigen Schulplanungen das Thema Ganztag nicht zu vergessen.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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