Schleichweg in den Nachbarort:Die Verbindung wird gekappt

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Zu eng und zu kaputt: Der Markt Schwabener Gemeinderat will die Poinger Straße komplett schließen. Jetzt muss nur noch die Nachbargemeinde zustimmen

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben/Poing

Auf dem Schleichweg Poinger Straße von Markt Schwaben in die Nachbargemeinde: Wenn es nach dem Markt Schwabener Gemeinderat geht, soll das in Zukunft nicht mehr möglich sein. Denn die Straße ist eng und in schlechtem Zustand und der Unterhalt überdurchschnittlich hoch, heißt es in einem Untersuchungsbericht, den die Gemeinde in Auftrag gegeben hatte. Weil die Autos bei Gegenverkehr auf das Bankett ausweichen müssen, seien die Fahrbahnränder abgefahren und ausgebrochen. Anwohner und landwirtschaftliche Fahrzeuge sollen die Straße aber weiterhin nutzen dürfen. Die Sperrung wird voraussichtlich mittels einer Schranke geschehen; ob sie kommt, hängt nun von der Gemeinde Poing ab, die für etwa ein Viertel der Straße zuständig ist.

Mit seinem Votum entschied sich der Gemeinderat gegen eine Einbahnstraßen-Regelung, eine Freigabe lediglich für Anlieger sowie einen Aus- oder Neubau der Strecke. Die Straße, die je nach Stelle zwischen dreieinhalb und vier Meter breit ist, könne nicht verbreitert werden, ohne Flächen von den angrenzenden Grundstücken zu kaufen, sagte Katrin de Laporte, Leiterin des Sachgebiets Ordnung. Der Ausbau sei nur außerhalb der Siedlungen möglich, innerorts bliebe das Problem der engen Strecke bestehen.

Hinzu kommt, dass sich die Straße durch die ständigen Ausbesserungen über die Jahre in einigen Bereichen auf Privatgrund verschoben hat, was rechtlich problematisch sei, so de Laporte. Eine Sperrung mit einer Freigabe lediglich für Anlieger sieht sie als wenig Erfolg versprechend an: "Das interessiert letztlich keinen, der Schleichweg bliebe." Auch eine Einbahnstraßen-Regelung scheidet aus ihrer Sicht aus, die Anlieger müssten dann Umwege in Kauf nehmen.

Das Thema beschäftigt die Gemeinde seit Jahren. 2002 versuchte man, eine alternative Trasse zu planen; sie scheiterte daran, dass manche Grundstückseigentümer ihre Flächen nicht verkaufen wollten. Markt Schwaben und Poing haben für die Straße die Verkehrssicherungspflicht, sie müssen Schadensersatz zahlen, sollte sich dort ein Unfall ereignen und die Strecke war in schlechtem Zustand. "Wir stopfen immer wieder die Schlaglöcher, und zwei Monate später sind sie wieder da", sagt de Laporte.

Dass Handlungsbedarf besteht, bezweifelte im Gemeinderat kaum jemand. "Kritisch ist gar kein Ausdruck: Das ist lebensgefährlich", findet Bürgermeister Georg Hohmann (SPD). Vor allem nachts und bei Regen sei die Poinger Straße mit ihren Schlaglöchern und Rissen eine echte Gefahr. Auch Andrä Le Coutre (Grüne), der die Strecke nach eigenen Aussagen mehrmals mit dem Fahrrad gefahren ist, sprach sich für eine komplette Sperrung aus. Der Umweg über Pliening sei Autofahrern zuzumuten: "Das gibt sich nicht viel im Vergleich zur Strecke über Gelting." In den vergangenen fünf Jahren hat es auf der Strecke 40 Mal gekracht, fünfmal wurden dabei Personen verletzt.

Max Weindl (FW) befürchtete allerdings Auswirkungen für seine Firma, in der er landwirtschaftliche Maschinen verkauft und repariert: "Für unseren Betrieb ist die Straße die Lebensader." Auf seine Wortmeldung hin nahm der Gemeinderat Kundenfahrzeuge in die Ausnahmeregelung mit auf. Widerspruch kam auch von Manfred Hoser (FW): "Ich würde einfach hinschreiben, dass die Bankette nicht befahrbar sind, dann ist der Kas bissen." Hoser stimmte gemeinsam mit Dieter Kämpf (SPD) gegen die Sperrung.

Wie die Durchfahrt für Berechtigte gewährleistet wird, ist noch nicht entschieden. Zunächst muss sich der Poinger Gemeinderat mit dem Thema befassen. Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) will das Thema demnächst auf die Tagesordnung setzen, er habe den Gemeinderat aber auch schon einmal kurz über die Markt Schwabener Pläne informiert. Er selbst sieht das Thema relativ gelassen: "Die Welt würde bei einer Sperrung jedenfalls nicht untergehen." Die Klagen in der Nachbargemeinde könne er nachvollziehen, die Straße sei wirklich sehr eng.

Wichtig sei ihm auf jeden Fall, dass die Durchfahrt für Anlieger und Radler weiter möglich bleibe, unterstreicht der Poinger Bürgermeister. Markt Schwabens Sachbearbeiterin Kathrin de Laporte jedenfalls hofft, dass auch der Poinger Gemeinderat der Komplettsperrung zustimmt: "Wenn Poing Nein sagt, haben wir ein Problem."

© SZ vom 06.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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