S-Bahn-Strecke nach Ebersberg:Klare Prioritäten

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Ein Ausweichgleis in Wiesham steht seit langem auf der Wunschliste von Politikern und Pendlern. Momentan ist die eingleisige Strecke zwischen Grafing und Ebersberg sehr störungsanfällig. (Foto: Matthias Ferdinand Döring)

Die Idee aus Pfaffing für eine direkte Bahnverbindung zwischen der Kreisstadt und Kirchseeon bewerten die meisten Ebersberger Stadträte positiv - halten ein anderes Projekt aber für dringender

Von Wieland Bögel, Ebersberg

An uns soll es nicht scheitern. So lässt sich die überwiegende Meinung der Ebersberger Stadträte zu einem Vorschlag aus Pfaffing zusammenfassen. Dort hatte der Paffinger Gemeinderat Klaus Wagenstetter angeregt, eine direkte Bahnverbindung zwischen der Kreisstadt und Kirchseeon zu bauen. Damit würde eine Abkürzung für den Filzenexpress geschaffen, und die Fahrzeit nach München ließe sich um gut zehn Minuten verkürzen. Eine Aussicht, welche nun im Ebersberger Technischen Ausschuss fast alle Mitglieder begrüßten. Ein anderes Bahnprojekt war den Stadträten allerdings deutlich wichtiger: Das seit Jahren geforderte Ausweichgleis auf der Strecke zwischen Ebersberg und Grafing Stadt nahe Wiesham.

Der Vorschlag aus Pfaffing sei ein "nice to have", sagte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Als Ebersberger "kann ich es gar nicht ablehnen", auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass die Bahn demnächst wirklich einen Bypass für den Filzenexpress bauen wird, eher gering sei - und es gerade in Ebersberg und Umgebung wichtigere Projekte gebe, wie eben das Ausweichgleis bei Wiesham. Und genau diese Priorisierung sollte man den Pfaffingern auch mitteilen, was diese wiederum zusammen mit ihrem eigenen Vorschlag an die Staatsregierung weiterleiten sollten.

Dass dieser kaum Aussicht auf Erfolg hat, meinte auch Hans Mühlfenzl (SPD). "Ich fühle mich an einen früheren bayerischen Ministerpräsidenten erinnert", nämlich den, der direkt am Hauptbahnhof in den Flughafen einsteigen wollte, so Mühlfenzl. Trotzdem solle man die Anregung aus Pfaffing nicht pauschal ablehnen, "ohne neue Ideen ändert sich nichts in der Welt". Aber gleichzeitig solle man bei der Bahn darauf drängen, dass zunächst "die Strecke zwischen Ebersberg und Grafing verbessert wird".

Ähnlich argumentierte Alois Lachner (CSU), "das Ziel ist hehr", zehn Minuten schneller in München würde die Bahn deutlich attraktiver machen. Allerdings scheine der Initiator der Idee "wenig Erfahrung mit der Bahn" zu haben: "Das wird auf absehbare Zeit nicht kommen". Aber man solle "das eine tun, ohne das andere zu lassen", also sich sowohl für die Abkürzung nach Kirchseeon als auch den Ausbau der Strecke nach Grafing einsetzen - wenn auch letzteres deutlich vehementer, wie Philipp Goldner (Grüne) forderte. Der Pfaffinger Vorschlag sei zwar "so daneben nicht", es gehe letztlich nur um knapp drei Kilometer Strecke - allerdings gehe es schließlich um die Bahn, "der es 30 Jahre lang nicht gelungen ist, die Strecke zwischen Wasserburg und Reitmehring instand zu setzen".

Allerdings habe es vor 30 Jahren auch noch geheißen, "der Filzenexpress wird zugemacht, und jetzt fahre ich damit in 28 Minuten nach München - und die Züge sind voll", meinte Martin Schechner (CSU). Man solle bei der Pfaffinger Initiative daher "doch mitmachen, dass wir das zweite Gleis bei Wiesham auch brauchen ist doch klar."

Dieses befürwortete auch Zweiter Bürgermeister Toni Ried (Freie Wähler), den Neubau einer Bahnstrecke von Ebersberg nach Kirchseeon lehnte er jedoch ab. "Dass man quer über die Flur und über Privatgrundstücke ein Gleis baut" sei erstens völlig illusorisch - Ried nannte die Debatte ein "Schattengefecht", die Bahn werde das nie umsetzen - zweitens mit einem enormen Flächenverbrauch verbunden und drittens sei "der Nutzen relativ gering". Ried beantragte daher, über eine Unterstützung Ebersbergs für den Pfaffinger Vorschlag und über die Forderung nach dem Ausweichgleis bei Wiesham getrennt abzustimmen. Ersteres wurde bei einer Gegenstimme - jener Rieds - befürwortet, letzteres einstimmig beschlossen.

Ob, wann und wo genau es auf dem letzten Abschnitt der Line S 4 ein Ausweichgleis geben wird, ist derzeit aber völlig unklar. Aktueller Stand ist, dass das bayerische Verkehrsministerium das Vorhaben prüfen lassen will. Doch nicht einmal für diese Prüfung geschweige denn für ein Ergebnis gibt es einen konkreten Termin, das Ausweichgleis steht zusammen mit weiteren Bahnprojekten - darunter auch der viergleisige Ausbau der Strecke nach Markt Schwaben - auf einer Liste, die das Ministerium bis zum Jahr 2022 abgearbeitet haben will.

© SZ vom 14.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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