Interview:Leben wie die Ärmsten

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Claudia Höwing hat zwölf Jahre lang als Entwicklungshelferin in einem Dorf in Peru gelebt. Damit Kinder in der nächstgrößeren Stadt in die Schule gehen können, hat sie ein Wohnheim gegründet.

Interview: Nina Kugler, Grafing

Die Grafingerin Claudia Höwing (Foto: privat), 62, hat zwölf Jahre lang als katholische Entwicklungshelferin unter dem Motto "Mit den Armen leben" in Peru gearbeitet. In dieser Zeit lernte sie nicht nur eine neue Kultur kennen, sie ermöglicht auch mittellosen Kindern weiterführende Bildung.

SZ: Wie sind Sie nach Peru gekommen?

Claudia Höwing: Schon als Jugendliche wollte ich als Entwicklungshelferin arbeiten, habe mich aber nie so recht getraut. Ich habe dann Sozialpädagogik studiert und für die Caritas gearbeitet. Anfang der 1990er Jahre habe ich von der katholischen Organisation "Bethlehem Mission Immensee" erfahren, die Teams aus je zwei Personen als Entwicklungshelfer entsenden. Das hat mich angesprochen und ich habe mich entschieden, das für ein Jahr zu probieren. Am Ende sind zwölf Jahre daraus geworden.

Was bedeutet "mit den Armen leben"?

Claudia Höwing, 62, hat zwölf Jahre lang als katholische Entwicklungshelferin unter dem Motto "Mit den Armen leben" in Peru gearbeitet. (Foto: privat)

Das war das Motto von meiner Organisation. Ich sollte selbst erfahren, wie die Menschen dort leben. Also habe auch ich in einfachen Lehmhäusern gewohnt, ohne Heizung, oft ohne Strom und fließend Wasser. Meine Arbeit wurde durch Spenden aus Deutschland und der Schweiz finanziert und eine korrekte Verwendung der Spenden ließ keine Verschwendung für persönlichen Luxus zu. Allerdings hat das Motto nicht immer gestimmt. Wenn ich krank war, konnte ich einen Arzt aufsuchen oder ich hätte bei politischen Unruhen nach Deutschland fliegen können.

Sie haben in Peru ein Kinderheim-Projekt gegründet. Was kann man sich darunter vorstellen?

Viele Familien hatten nicht die finanziellen Mittel, um ihren Kindern eine weiterführende Schule zu bezahlen. Einige haben ihre Kinder in die nächste große Stadt zu fremden Leuten schicken müssen, wo ihre Kinder tagsüber arbeiten mussten und abends zur Schule gehen konnten. Aber das konnte nicht kontrolliert werden. Deshalb habe ich vor sieben Jahren eine Art Wohnheim in der Stadt gegründet für Kinder von Familien, die sich eine Schule nicht leisten konnten. So können die Kinder zur Schule gehen, ohne ausgebeutet zu werden. Das Haus bietet Platz für sechs Kinder und finanziert sich zum Teil aus Spenden, zum Teil finanziere ich es aber auch selbst.

Vortrag von und mit Claudia Höwing, Dienstag, 10. März, 19 Uhr, Alter Gemeindesaal in Egmating

© SZ vom 10.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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