Rechtsextreme Szene in Aßling:Weiter auf der Hut

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Aßling, immer wieder Aßling: Mit dem Hakenkreuz in einem Maisfeld hat die Gemeinde bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Erwin Mehl ist Streetworker - und bekämpft als solcher die rechte Szene.

Martin Mühlfenzl

Erwin Mehl weiß um die Medienwirksamkeit rechter Symbolik. Schließlich hat es seine Gemeinde unlängst auf die Titelseiten zahlreicher Zeitungen geschafft, nachdem bisher unbekannte Täter ein Hakenkreuz in ein Maisfeld bei Aßling getrampelt hatten. "So etwas lässt sich besonders gut verkaufen, wenn es in Aßling passiert", sagt der Jugendpfleger. "Wir hatten ja früher auch eine nicht unerheblich große rechte Szene. Aber die Fortschritte, die wir im Umgang mit dieser Szene gemacht haben, lassen sich eben nicht so gut verkaufen."

Überdimensionales Hakenkreuz in einem Maisfeld in Aßling: Steckten Rechtsextreme dahinter? (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vor gut zehn Jahren hat die Gemeinde den Erzieher als Streetworker eingestellt - auch als Reaktion auf die stetig wachsende Gruppe rechts orientierter Jugendlicher. Dass sich Mehl heute Jugendpfleger nennen darf, ist auch seinen Erfolgen bei der Eindämmung rechter Tendenzen geschuldet. "Natürlich ist die Szene in Aßling - wie auch in andere Gemeinden - nicht ganz verschwunden", weiß Mehl. "Aber wir haben den Rechten den Nährboden entzogen und es geschafft, dass sich rechte Profis nicht durchgesetzt haben." Dies, so der Jugendpfleger, habe nur gelingen können, weil sich in der Gemeinde auch eine überparteiliche Front stark gemacht habe: "Es herrscht hier Konsens, dass der Kampf gegen Neonazis nicht vorbei ist. Wir sind auf der Hut und arbeiten weiter - immer im direkten Kontakt mit den Jugendlichen."

Dass die Arbeit der Jugendpfleger auch über die Gemeinde hinaus reicht, stellen Mehl und seine beiden Kollegen aus Ebersberg und Grafing, Peter Hölzer und Ibrahim Al-Kass, immer wieder mit gemeinsamen Projekten und Aktionen unter Beweis. "Wir suchen den engen Kontakt, um gemeinsam etwas zu bewegen", bestätigt Hölzer. Die alljährlich in Grafing stattfindenden Skatertage oder die Ehrenamtausbildung gehören zu den großen Projekten der drei Sozialpädagogen. "Vor allem das Ehrenamt ist für uns sehr wichtig", betont Hölzer. "Denn wir sind ja auch Interessenvertreter der Vereine und wollen diese damit aktiv unterstützen."

So sehr sich die Themengebiete der Jugendpfleger - Suchtprävention, Jugendkultur, Schulbetreuung und Berufsberatung bis hin zum Ferienprogramm - ähneln, so verschieden gestalten sie ihren Arbeitsalltag. Hölzer und Al-Kass verstehen sich als klassische Jugendpfleger und nehmen sich vor allem der Zusammenarbeit mit den Jugendzentren und Schulen an.

"Ich versuche die Schnittstellen, die ich etwa mit Schulen, dem JIG (Grafinger Jugendzentrum, d. Red.) und Vereinen habe, weiter auszubauen", erläutert Al-Kass. "Das heißt, ständig neue Angebote zu entwickeln." Etwa Kurse in der Hauptschule, Präventionsmaßnahmen und auch Sportevents im Stadion des EHC Klostersee. Die Arbeit auf der Straße, der intensive Kontakt mit Jugendlichen, sagt Ebersbergs Jugendpfleger Hölzer, leide darunter etwas: "Weil jede Maßnahme auch immer viel bürokratischen Aufwand mit sich bringt." In Ebersberg sei aber Streetworker Stefan Kern täglich an den wichtigen Brennpunkten unterwegs - also dort, wo sich Jugendliche abends treffen.

Ganz wie Aßlings Jugendpfleger Mehl: "Ich muss raus zu Kindern und Jugendlichen. Ich will Jugendarbeit ja mit den Betroffenen machen und nicht über sie hinweg." Auf halbem Weg stehen zu bleiben, genügt dem Idealisten nicht: "Ich bin nicht nur für Jugendliche da. Mein Ziel ist es, ein Gesamtkonzept zu entwickeln, das alle Altersschichten, Institutionen und Interessenverbände einschließt."

© SZ vom 17.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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