Reaktionen in Grafing:Lokalpolitiker sind geschockt

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Die Lokalpolitiker Grafings sind geschockt über die Messerattacke in Grafing-Bahnhof. Der Stadtrat hat seine ursprünglich für den Dienstagabend angesetzte Sitzung verschoben. Am Mittwochabend findet ein Gedenkgottesdienst statt.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Der Grafinger Stadtrat hat seine ursprünglich für den Dienstagabend angesetzte Sitzung auf den Donnerstag verschoben. Am Mittwochabend, 18 Uhr, findet in der St. Ägidius-Kirche ein Gedenkgottesdienst für die Opfer statt. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) ordnete Trauerbeflaggung an den Gebäuden des Landkreises an, Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) legte am Tatort Blumen nieder. Die Grafinger Lokalpolitiker sind schockiert.

Er sei schlicht "baff", reagierte ein um Worte ringender CSU-Ortsvorsitzender Josef Carpus am frühen Dienstagmittag. "Einfach ohne Ende baff." Eine aufrichtige und ehrliche Betroffenheit nehme er in der Bevölkerung war. Carpus betreibt ein TV-Geschäft in der Stadt - er gilt als einer, der nah dran ist am Puls der Leute. "Plötzlich ist etwas ganz unmittelbar bei uns, das man eigentlich nur aus den Nachrichten und dann von viel weiter weg kennt", sagte er.

Dankbar für die schnelle Klarstellung

Wenn es im großen Chaos der Betroffenheiten so etwas wie eine kleine Erleichterung gab, dann war es bei Carpus eine vergleichsweise schnelle Klarstellung: Dass es sich bei dem mutmaßlichen Täter nämlich nicht um einen Flüchtling handelte. Genau diese Information hatte bis in den Dienstagvormittag hinein in Teilen der Sozialen Medien die Runde gemacht. "Wer weiß, was dann für eine Diskussion gefolgt wäre!"

Dass Bürgermeisterin Angelika Obermayr die Startratssitzung vom Dienstagabend um zwei Tage auf den Donnerstag verschob, stieß in dem Gremium auf Verständnis. "Das kann ich sehr gut nachvollziehen", sagte Stadtrat Franz Frey (SPD). "Das wäre doch eine Sitzung geworden, in der niemandem nach Beraten und Beschließen zumute gewesen wäre." Sein CSU-Kollege Carpus formulierte es ähnlich: "Man kann sich doch ein paar Stunden nach so einer Tat nicht einfach an den Sitzungstisch setzen und die Tagesordnungspunkte abarbeiten."

Die "First Responder" leisteten schnell erste Hilfe

Georg Schlechte, Grafinger Feuerwehrkommandant und nebenbei CSU-Stadtrat, ist von der Tat gewissermaßen doppelt betroffen - als Volksvertreter und als Chef der sogenannten "First Responder". Die Einsatzkräfte dieser in Grafing der Freiwilligen Feuerwehr unterstellten Sanitäter waren auch am Dienstagmorgen die ersten professionellen Hilfskräfte in Grafing Bahnhof.

Zufall ist das nicht. Die Ersthelfer werden in aller Regel von der Rettungsleitstelle gleichzeitig mit den restlichen Rettungskräften per "Piepser" alarmiert. Weil sie zu den jeweiligen Einsatzorten meist den kürzesten Weg haben, treffen sie oft als allererstes ein. "Wir sind unglaublich froh, dass wir solche Leute in unseren Reihen haben", sagte Schlechte. Die Mitglieder der Ersthelfergruppen seien exzellent ausgebildet und mit einem sogenannten Notfallrucksack ausgerüstet. "Dort ist im Prinzip alles enthalten, was für eine effektive erste Hilfe nötig ist und sich gut tragen lässt."

Wenn die "First Responder" von den regulären Rettungskräften abgelöst werden, ist der Einsatz aber längst nicht zu Ende. "Wir haben gleich für den Abend eine Nachbesprechung mit dem Feuerwehr-Seelsorger angesetzt", berichtete Kommandant Schlechte. "Solche Einsätze stecken auch erfahrene Leute nicht so einfach weg - deswegen gehen wir proaktiv vor und warten natürlich nicht, bis ein Kollege Auffälligkeiten zeigt.

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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