Raum für Bildung:Vaterstettener Mengenlehre

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Die Entlastung der bestehenden Grundschulen durch den Neubau am Sportzentrum könnte bald wieder vorbei sein. Grund ist die steigende Schülerzahl, die in diesem Jahr ein Rekordhoch erreicht

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Seit diesem Herbst ist die neue Grund- und Mittelschule am Hans-Luft-Weg zumindest teilweise in Betrieb und der Effekt ist schon zu bemerken. Laut aktuellen Zahlen der Gemeinde, die Sylvia Schuster vom Amt für Jugend, Familie, Schule und Kultur nun vorstellte, ist die Zahl der Schüler und der Klassen in der seit Jahren chronisch überbelegten Wendelsteinschule bereits etwas zurückgegangen. In einigen Jahren könnte diese Entlastung indes schon wieder vorbei sein.

Bei den Grundschulen reichen die Kapazitäten derzeit zwar noch aus - allerdings gibt es im aktuellen Schuljahr so viele Grundschüler, wie nie zuvor in Vaterstetten. 1001 Mädchen und Buben besuchen eine der vier Grundschulen in der Gemeinde, vor einem Jahr waren es noch 60 weniger. Der bisherige Höchststand stammt aus dem Jahr 2005, da waren es 953 Grundschulkinder. Dies entsprach damals 39 Klassen, aktuell sind es 45.

Diese verteilen sich wie folgt: In der Wendelsteinschule gibt es heuer 315 Schüler in 14 Klassen, das sind 30 Kinder und eine Klasse weniger als im vergangenen Schuljahr. Dafür ist die Schülerzahl in der ehemals an der Gluckstraße gelegenen Schule mit dem Umzug ins neue Gebäude stark gestiegen: Bis zum Sommer waren es 218 Kinder und elf Klassen, seit Herbst sind es 280 Buben und Mädchen in 13 Klassen. Leicht gestiegen ist die Belegung in der Schule Brunnenstraße, hier gibt es aktuell elf Klassen, eine mehr als 2018/19 und 263 Schüler, zwölf mehr als im Vorjahr. Neun Kinder beträgt der Zuwachs in Parsdorf, derzeit besuchen 136 die dortige Grundschule, die aber wie im Vorjahr sieben Klassen hat.

In den kommenden Jahren, so die Gemeindeprognose, soll die Zahl der Klassen und der Kinder an allen Schulen weiter steigen. Ausnahme ist das nächste Schuljahr, da wird an der Wendelsteinschule noch einmal ein Rückgang um zwei Klassen oder 44 Schüler erwartet. Dies ergibt sich aus dem Neuzuschnitt der Schulsprengel. Dadurch wird zum einen eine jetzt zweite Klasse als dritte an die neue Schule am Sportplatz wechseln, außerdem wird die Zahl der Erstklässler in der Wendelsteinschule zurückgehen. Damit gäbe es in der neuen Schule dann 14 Klassen und 322 Kinder. Auch in der Brunnenschule gibt es im kommenden Jahr Zuwachs, 282 Schulkinder werden laut Prognose dann in zwölf Klassen unterrichtet. In Parsdorf ändert sich wohl nicht die Zahl der Klassen, mehr Grundschulkinder gibt es dort trotzdem, 142 sollen es im kommenden Schuljahr sein.

Spätestens mit dem im Herbst 2021 beginnenden Schuljahr wird es dann in allen vier Schulen etwas enger. Am deutlichsten könnte sich dies in der Schule an der Brunnenstraße bemerkbar machen, 206 Kinder und 13 Klassen werden erwartet. In der dann nicht mehr ganz so neuen Schule am Hans-Luft-Weg bleibt es voraussichtlich bei 14 Klassen, die Zahl der Schüler steigt aber auf 331. In der Wendelsteinschule wird ebenfalls ein Zuwachs erwartet, laut Prognose gibt es 2021/22 insgesamt 278 Schulkinder, was eventuell die Bildung einer 13. Klasse nötig macht. In Parsdorf bleibt es voraussichtlich bei sieben Klassen, auch wenn in zwei Jahren 149 Kinder dort in die Schule gehen.

Auch bei der Mittelschule ist ein Zuwachs zu erwarten, aktuell besuchen 182 Schülerinnen und Schüler dort zehn Klassen, eine mehr als vergangenes Jahr. Bis 2022 soll eine weitere Klasse dazukommen, dann werden dort 222 junge Leute unterrichtet.

Ausdrücklich nicht berücksichtigt sind zwei Unsicherheitsfaktoren: der hohe Zuzug und die schwankenden Jahrgangsstärken. Letzteres ist ein Faktor, den die Gemeinde weder prognostizieren geschweige denn planen kann. Denn seit diesem Jahr gibt es den sogenannten Einschulungskorridor. Wer jetzt an einen Warteraum für künftige Erstklässler denkt, hat zumindest teilweise recht. Konkret geht es darum, dass einige der eigentlich neu schulpflichtigen Kinder auf Wunsch ihrer Eltern um ein Jahr zurückgestellt werden können. Betroffen sind alle, deren sechster Geburtstag zwischen dem 1. Juli und dem 30. September liegt. Wie hoch der Anteil eines Jahrganges ist, lässt sich verständlicherweise erst kurz vor Schuljahresbeginn sagen. Was die Unsicherheit bei den Planungen kommender Jahre extrem verschärft. Im ungünstigsten Fall folgt auf ein Schuljahr mit sehr vielen Rückstellungen eines mit wenigen oder gar keinen, so dass auf einen eher schwachen Jahrgang ein sehr starker folgt.

Der andere Faktor - der Zuzug - ist etwas besser prognostizierbar, jedenfalls wenn es um die Neubaugebiete geht. Das in Nordwest ist so gut wie bezogen, Nordost, das eigentlich als innerörtliches Gewerbegebiet geplant war, soll im kommenden Jahr entstehen. Allerdings hat sich bereits in Nordwest gezeigt, dass man mit den Prognosen auch daneben liegen kann. Eigentlich waren die Planer der Gemeinde von ein bis zwei Kindern pro neu zugezogener Familie ausgegangen, wie sich Anfang dieses Jahres zeigte, sind es eher zwei bis drei Kinder. Noch überhaupt nicht vorhersehbar ist, wie hoch der Zuzug im dritten großen Wohngebiet ausfällt, das auf dem ehemaligen Schulgelände an der Gluckstraße entstehen soll. Derzeit ist weder absehbar, wann dort gebaut wird noch ob dies auf einmal oder in Abschnitten geschieht. Völlig unabsehbar ist der Zuzug durch Nachverdichtungen, dies hatte in vergangenen Jahren vor allem bei der Krippen- und Kindergartenbetreuung des Öfteren zu Engpässen geführt.

Im Rathaus geht man davon aus, dass die Schülerzahlen auch über den nun untersuchten Zeitraum bis 2023 hinaus steigen werden. So besagt die Einwohnerprognose für den Bereich der Wendelsteinschule und der neuen Schule, dass es in den beiden Sprengeln statt derzeit 37 Grund- und Mittelschulklassen im Jahr 2025 mindestens 41 geben wird. Weiter steigen könnte der Raumbedarf außerdem noch, sollte der sogenannte Klassenteiler erneut geändert werden. Derzeit dürfen in Grundschulklassen nicht mehr als 28 Kinder sitzen, beim 29. wird die Klasse geteilt. Ebenfalls mehr Platz wird der wohl 2025 in Kraft tretende Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung benötigen.

© SZ vom 26.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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