Rasant wachsende Gemeinde:Brumm, brumm, brumm

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Auf der Poinger Bürgerversammlung kommen Beschwerden und Anträge wegen des Verkehrs auf

Von Korbinian Eisenberger, Poing

Ein Vater, seine drei Kinder und eine viel befahrene Straße im Ort, die es irgendwie zu überqueren gilt. Ohne Ampel. "Die Fahrzeuge fahren da immer noch weit jenseits von Tempo 70": Ein Szenario, das der Poinger Matthias Andres so oder so ähnlich immer wieder erlebt. So schilderte er es auf der Poinger Bürgerversammlung. Er lebe seit 38 Jahren in der Gemeinde, in der Neufarner Straße nahe des südlichen Ortseingangs. In seiner Wahrnehmung fahren dort zu viele Autos mit zu hohem Tempo - deswegen stellte er einen Antrag für eine Ampel an dieser Stelle. Ein Antrag, den die Versammlung ohne Gegenstimme befürwortete.

Es war nur einer von vier Anträgen zum Thema Verkehr, die am Dienstagabend bei der Poinger Bürgerversammlung aus dem Publikum zur Abstimmung kamen. Bei der Veranstaltung in der Anni-Pickert-Grundschule wurde einmal mehr deutlich, dass Poing zu einer jener Gemeinden im Großraum München zählt, die sehr schnell wachsen. In knapp 30 Jahren hat sich die Einwohnerzahl mehr als verdoppelt, von damals 7218 im Jahr 1990 auf derzeit 16 493, wie Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) mitteilte. Zu Beginn seiner Amtszeit vor 19 Jahren hatte Poing 11 000 Bürger. Wenn er 2020 aufhört, dürfte die Gemeinde an der 17 000er-Marke kratzen.

Und so stand auch die letzte Bürgerversammlung unter der Leitung von Albert Hingerl im Zeichen des Wachstums. Der Bürgermeister nahm zum Neubau der Grundschule an der Karl-Sittler-Straße Stellung. Das Projekt "macht uns sehr große Sorgen bei der Ausführung und bei den Kosten", so Hingerl. Bei dem Bau hatte es Probleme mit der Baufirma gegeben, schließlich kündigte auch noch der Architekt. "Wir suchen jetzt eine Firma, die die Arbeiten fertig macht", so Hingerl. Der geplante Termin zur Fertigstellung am 17. Januar 2020 könne sich deswegen nach hinten verschieben.

Weitere Großprojekte, die weniger Probleme bereiten: Der Neubau des Katholischen Kindergartens am Endbachweg, der im August 2020 fertig sein soll, die Eisenbahnüberführung in der Neuen Ortsmitte Poing, geplante Inbetriebnahme Ende November 2019. Weiter in der Planung ist der barrierefreie Ausbau des Poinger S-Bahnhofs "in 2020 bis 2021", der Neubau der Eisenbahnüberführung Anzinger Straße seit April 2019 bis Dezember 2020 und die Vergrößerung des Maibaumplatzes. Bereits in diesem Jahr abgeschlossen wurde die Sanierung der Eisenbahnunterführung Endbachweg.

Mit all den Neubaugebieten, neuen Schulen und Einrichtungen wächst nicht nur die Einwohnerzahl, auch der Verkehr nimmt zu. So zumindest die Wahrnehmung zahlreicher Gäste, die bei der Bürgerversammlung im Publikum saßen. So kam ein Antrag zur Abstimmung, bei dem es um die Verkehrsinsel an der südlichen Ortseinfahrt ging. Hier seien die Autos innerorts teils noch mit 100 Stundenkilometern unterwegs, so der Antragsteller. Sein Antrag, die Verkehrsinsel entsprechend zu optimieren, wurde von der Bürgerversammlung einstimmig unterstützt. Allerdings machte Hingerl deutlich, dass der Landkreis als Baulastträger hier maßgeblich für eine Entscheidung ist, weniger die Gemeinde - wobei das Votum einer Bürgerversammlung auch im Ebersberger Landratsamt ankommen werde.

Ein weiterer Antrag ging ohne Gegenstimme durch: Eine Poingerin machte sich dafür stark, die Bahnhofsstraße bis zur Siemens-Allee zu verlängern. "Damit die Unterführung mehr genutzt wird und es zu einer Entlastung der Gruber Straße im Zentrum kommt", so die Antragstellerin, was die Zuhörer überzeugte. Ihr Vorschlag, die Eisenbahnüberführung Grub zu öffnen, fand hingegen nur sechs Fürstimmen, auch weil Bürgermeister Hingerl nach ihrem Plädoyer davon abriet.

Schließlich sprach Poings Polizeichef Hintereder über die Sicherheit im Ort. Die Quintessenz seiner Vortrags: Obwohl in der Gemeinde so viele Menschen wie nie zuvor leben, sind die Straftaten dort von 2017 zum vergangenen Jahr merklich zurückgegangen. Und so hatte dieser Abend, an dem Bürgermeister Hingerl seinen Rückzug erklärte, doch noch eine positive Nachricht.

© SZ vom 16.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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