Premiere mit Potential:Von Feen und Königen

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Märchenhafte Figuren erwarten die Besucher der ersten Kunsttage auf Gut Georgenberg. Elf Künstler aus Region und Umgebung zeigen ein buntes Best-of ihrer Werke

Von Franziska Langhammer, Glonn

Ein wahrer König erhebt sein Gegenüber zu Seinesgleichen. Er begegnet ihm auf Augenhöhe, mit Respekt, und fordert gleichzeitig vom anderen Selbstachtung. Ein König, wie er nur im Märchen steht? Nein, es gibt ihn wirklich, und er wartet geduldig auf seine Besucher. Die kleine Bronzefigur "Auf Augenhöhe" hat es in sich: Mit verschränkten Armen steht der König da, sein Blick ist neugierig und zugleich etwas aufmüpfig; trotz seiner unauffälligen Größe zieht er den Betrachter in seinen Bann.

"Die Figuren stehen hier, warten auf Sie und verwickeln Sie dann in ein Gespräch", formuliert es Andrea Matheisen, Künstlerin und Schöpferin des parlierfreudigen Königs. Und tatsächlich: Auch im Vorübergehen kann man sich des Charmes der Bronzefiguren nicht erwehren. Kleine poetische Momente hat die Waldtruderinger Künstlerin in ihren Skulpturen festgehalten. Ihren Werken gemeinsam sind die großen Füße. "Sie sind alle geerdet", erklärt Matheisen, "wenn man geerdet ist, kann man mit dem Kopf und dem Herzen fliegen, wohin man will". Und so fliegt in dem Bronze-Ensemble "Die Überglücklichen" die Frau auf den Mann zu, der stoisch und etwas überrumpelt steht und staunt. Die Liebenden berühren sich an der Brust. "Springt sie auf ihn zu, oder nimmt sie ihn mit?", fragt Matheisen. "Es zeigt das Geben und Nehmen in einer Beziehung".

Andrea Matheisen ist eine von elf regionalen und überregionalen Künstlern, die an diesem Wochenende auf Gut Georgenberg bei Glonn im Rahmen der ersten "Kunsttage" dort eine Auswahl ihrer Werke präsentieren. Das Ambiente der ehemaligen Tenne allein vermittelt schon ein märchenhaft-festliches Gefühl: Helle Holzstreben stützen die hohen Decken der Ausstellungsräume, und der schwülstige Kronleuchter in Gold kontrastiert die sonst eher rustikale Atmosphäre. Die Organisatorinnen Getraud Viktor und Michaela Schulte, die auch beide selbst ausstellen, haben bei der Komposition der Werksschau den Schwerpunkt auf gegenständliche Malerei und figürliche Plastik gelegt. Herausgekommen ist ein Nebeneinander von farbprächtigen und sinnenfreudigen Kunststücken aus den verschiedensten Stilrichtungen und Ansätzen - Skulpturen, Malereien, Steinmetzkunst, Tonfiguren oder Holzbildhauereien finden sich auf der oberen Etage des Guts Georgenberg wieder.

Beeindruckend sind die leuchtenden Hinterglasmalereien der Grafinger Künstlerin Erika Prabst. Der Besuch einer Ausstellung von Gerhard Richter, so Prabst, sei für sie der Einstieg in diese Art der Malerei gewesen: "Die Strahlkraft der Farben fasziniert mich." Dabei muss man beim Hinterglasmalen ganz schön quer denken: Da die Farbe auf der Rückseite des Glases angebracht wird, müssen alle Arbeitsschritte nicht nur seitenverkehrt, sondern auch in umgekehrter Reihenfolge ausgeführt werden. Zuerst werden die Konturen gezeichnet, dann die Details und schließlich erst der Hintergrund. "Man muss sich schon vorher genau entscheiden, wie man das Bild komponiert", erklärt Prabst.

Ein Hingucker der Ausstellung sind die feengleichen Holzskulpturen, die der Oberpfälzer Künstler Michael Pickl durch die Räume tanzen lässt. Eine rothaarige Elfe etwa begrüßt den Besucher in weißem Kleid; ihre Augen erwartungsvoll geschlossen, die Haare fliegen im Frühlingswind nach hinten. Zarte Rottöne beleben ihr feines Gesicht; barfuß stellt sie sich der Welt entgegen und dem, was da kommen mag. Bei seiner Arbeit habe er zuallererst ein Gefühl vor dem inneren Auge, sagt, Pickl, vor allem ein Körpergefühl: "Ich begebe mich dann auf die Suche danach im Holz." Die filigranen Farben, die schon fast ins Pastell reichen und den Figuren ihren charakteristischen Zauber verleihen, hat Pickl selbst entwickelt. "Ich habe mit verschiedenen Bindemitteln und teils unorthodoxen Methoden jahrelang daran getüftelt", verrät er - alles andere sei Betriebsgeheimnis.

Rätselhaft wie eine junge Mona Lisa blickt auf einer Malerei von Michaela Schulte ein junges Mädchen nach vorne. Es hält ein Huhn im Arm; ein weiteres Federvieh pickt sich von der Seite her den Weg ins Bild. "Der Blick des Mädchens war Auslöser dafür, dass ich es malen wollte", erklärt Schulte, "so aufgeweckt und neugierig". War das Hühnermädchen ursprünglich in eine Landschaft versetzt, entschied sich die Künstlerin letztlich für einen schlichteren, abstrakten Hintergrund. Oft, so Schulte, entwickelten sich Bilder eben erst beim Malen.

Die Ausstellung in diesem Rahmen ist ein Pilotprojekt, das in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindet. Doch wenn die Pläne der Organisatorinnen Viktor und Schulte aufgehen, könnte sich daraus ein regelmäßiges Stelldichein qualitativ hochwertiger Künstler entwickeln. Die Vorzeichen scheinen gut, denn schon ein erster Rundgang durch die außergewöhnliche Ausstellung erweckt den Wunsch: mehr davon!

Die Vernissage zu den "Kunsttagen" auf Gut Georgenberg bei Glonn findet am Freitag, 23. März, um 18 Uhr statt. Geöffnet ist die Werksschau am Samstag, 24. März, und Sonntag, 25. März, jeweils von 11 bis 18 Uhr. Gleichzeitig findet in den nahen Herrmannsdorfer Werkstätten ein Kunst- und Handwerker-Markt statt.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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