Premiere in Parsdorf:Wieder dahoam

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Die Vaterstettener Brettlbühne, hier ein Foto aus der Spielzeit 2018, führt heuer das Stück "Der Mascara" auf. (Foto: Christian Endt)

Die "Brettlbühne Vaterstetten" kehrt nach dem Umbau an ihren angestammten Spielort in der "Alten Post" zurück. Das neue Stück "Der Habererbräu" kommt beim Publikum gut an

Von Amelie Hörger, Vaterstetten

"Die Bretter, die die Welt bedeuten", diese von Friedrich Schiller geprägte Beschreibung könnte kaum besser passen: Denn nicht nur trägt die Brettlbühne Vaterstetten eben jene hölzernen Dielen im Namen, nein, gerade der Boden, auf dem sie spielen, ist für die Beteiligten enorm wichtig und repräsentiert ein Stückchen Heimat. Und dieser war in den vergangenen Jahren einige Male in Gefahr.

Nach dem Rechtsstreit um die Gaststätte "Alte Post" im Jahr 2014, der darauffolgenden Suche nach einem neuen Besitzer und zuletzt den umfangreichen dreijährigen Umbauarbeiten kann die Theatergruppe nun zum ersten Mal auf den renovierten Brettern der Bühne im Festsaal ihr Können zeigen. "Seit 25 Jahren spielen wir hier", sagt Erich Drescher, der zusammen mit seiner Frau Anni die Truppe anführt. Es sei schön, dass es nun in der alten Heimat der Theatergesellschaft weitergehe mit dem fröhlichen Bühnenspiel.

Das geplante Stück im Frühjahr musste aufgrund der stagnierenden Umbauarbeiten bereits ausfallen. Umso begeisterter scheinen die 18 Mitglieder der Brettlbühne zu sein, jetzt ihr neues Stück "Der Habererbräu" im bis zum letzten Platz gefüllten Saal zu präsentieren. Gerade die zentrale Lage zeichne die "Alte Post" aus, so Drescher, da kämen neben Leuten aus Vaterstetten auch Zuschauer aus Poing oder Kirchheim. "Es ist wichtig, dass Kultur im Landkreis erhalten bleibt", sagt auch der neue Wirt der Gaststätte, Rainer Glück.

Ein lautes Kuhglockengeläut unterbricht unterdes die fröhlichen und lauten Gespräche an den Tischen. Als sich der Vorhang hebt, gibt dies zunächst die Sicht auf eine bayerische Idylle wie aus dem Bilderbuch frei. Ein Biergarten ist auf der Bühne aufgebaut, ein malerisches Alpenpanorama im Hintergrund, Bier, welches in rauen Mengen ausgeschenkt wird, und die ganze Dorfgemeinschaft in Tracht sowie in Feierlaune. Liebevoll komplimentiert wird die Kulisse von einer Kegelbahn, an der die Akteure sich gegenseitig messen. Gerade in den Momenten, in denen die gesamte Truppe auf der Bühne versammelt ist, kommt das bayerische Lebensgefühl, welches das Stück von Holger Zimmermann vorrangig transportieren will, bestens zur Geltung.

In den folgenden drei Stunden entspinnt sich auf der Bühne neben dem einen oder anderen Geschlechterklischee auch eine unterhaltsame Mischung aus Liebe, Intrigen und humorvollen Dialogen. Traudl (Doris Fragner) ist die Besitzerin des Biergartens "Bräumaxl" und versteht nach dem Tod ihres Mannes keinen Spaß, wenn es ums Geschäft geht. Dass ihr Konkurrent, der Sohn vom "Metzgerbräu", Alisi (Günther Ober-Winter) der Wirtin ihre Gaststätte abkaufen will, passt ihr so gar nicht. Aus diesem Grund muss Alisi zu anderen, hinterhältigeren Mitteln greifen und schleust seinen alten Kumpel Ferdl (Robert Petschinka) in die Szene ein, um Traudl den Kopf zu verdrehen und sie so schlussendlich sehnsüchtig verliebt, doch noch zum Verkauf zu überreden.

Von der naiven, abergläubischen Bedienung Rosl (Heidi Mittermeier) bis hin zum volltrunkenen Braumeister Zacherl (David Gilbert) können die Schauspieler in ihren Rollen überzeugen. Ein besonders liebevolles und beim Publikum beliebtes Detail: der Kegelbua (Tobias Gilbert), der tapfer nach jedem Wurf an der Bahn die Kugel hinter der Bühne hervorholt, um daraufhin laut zu verkünden, wie viele Kegel der Betreffende nun abgeräumt hat. Musikalisch begleitet eine Ziehharmonika den Abend und verleiht vor allem den feuchtfröhlichen Schlemmereien im Biergarten noch einmal mehr Authentizität.

Viel Arbeit ist in die Entstehung des Abends geflossen, das wird schnell deutlich. Vor einiger Zeit hatten Anni und Erich Drescher das Schauspiel bei der Aufführung einer anderen Gruppe gesehen und sofort war ihnen klar: Das Stück passt perfekt in den Landkreis Ebersberg und zu ihrer eigenen Truppe. Seit August wurde geprobt, in der Endphase sogar bis zu dreimal in der Woche, auch wenn das laut Drescher mit so vielen berufstätigen Mitgliedern organisatorisch immer sehr schwierig sei. Die Mühen imponieren dem Publikum sichtlich, das auch nach einem langen Abend mit zwei Pausen noch laut mitlachen kann.

Die "Brettlbühne Vaterstetten" spielt "Habererbräu" in der Alten Post in Parsdorf noch bis 24. November, immer freitags und samstags, Beginn 20 Uhr, Einlass von 18.30 Uhr an. Karten gibt es bei Drescher unter (08106) 68 94 oder (0176) 8443 71 40 sowie bei Papeterie Löntz in Baldham unter (08106) 67 69.

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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