Präsentation im Kulturausschuss:Werbecoup: Heimspiel

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Obwohl der Lichthof im Vaterstettener Rathaus mittlerweile brandschutztechnisch saniert ist, dürfen sich nicht mehr als 199 Personen gleichzeitig darin aufhalten. Deswegen dürfen nur die Abonnenten beim einzigen "echten" Rathauskonzert 2019 zuhören. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Kommendes Jahr soll es in Vaterstetten endlich wieder ein "echtes" Rathauskonzert geben. Darüber hinaus lockt die Reihe erneut mit allerhand hochkarätigen Ensembles

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Frage, wo denn eigentlich ein Rathauskonzert stattfindet, klingt erst einmal nach einem Scherz. So wie nach der Länge des Dreißigjährigen Krieges oder dem Ort des ersten Marathonlaufs. Nicht so in Vaterstetten, wo es zwar seit 41 Jahren die sehr erfolgreichen Rathauskonzerte gibt, nur im Rathaus fanden diese zuletzt 2011 statt - Brandschutzprobleme. Kommendes Jahr aber könnte die Musik ins Rathaus zurückkehren, kündigte Kurt Schneeweis, Organisator der Konzertreihe, nun an - wenn auch nur in sehr begrenztem Umfang: Ein einziges Konzert im Rathaus soll es geben, und zwar ausschließlich für die Abonnenten.

Diese Idee ist Teil einer neuen Marketingstrategie, die nun im Kulturausschuss des Vaterstettener Gemeinderates vorgestellt wurde. Dazu gehört, dass man erstens mehr Abonnements verkaufen will, deswegen eben die kurze Rückkehr in den Lichthof des Rathauses. Der gilt seit der Brandschutzsanierung im vergangenen Jahr zwar nicht mehr als Todesfalle, allerdings ist dort nun deutlich weniger Platz. So gab es bei früheren Rathauskonzerten noch Zuschauerplätze auf den umlaufenden Galerien im ersten und zweiten Stock, diese sind nun aber mit Wänden versehen, genau wie einige Bereiche im Erdgeschoss. Wo außerdem nicht zu eng aufgestuhlt werden darf: Laut Brandschutzbestimmungen dürfen sich nämlich auch im sanierten Lichthof maximal 199 Personen gleichzeitig aufhalten.

Daher werden die regulären Rathauskonzerte auch 2019 zum achten Mal in Folge nicht dort stattfinden, sondern wie in den vergangenen Jahren an verschiedenen Orten wie dem Grasbrunner Bürgerhaus, dem Festsaal im Seniorenheim oder in der Reitsbergerhalle. Dort steigt am 6. Juli das zweite Sonderkonzert: eine große Udo-Jürgens-Revue. Was sehr passend sei, wie Bürgermeister Georg Reitsberger betonte, schließlich habe Jürgens einige Jahre in Vaterstetten gelebt, sein Pferd stand auf dem Nachbarhof des Rathauschefs. Dessen Amtsvorgänger Robert Niedergesäß würde Schneeweis am liebsten die erste Karte für die Revue überreichen, ist der jetzige Landrat doch ein bekennender Jürgens-Fan.

Aber sicher nicht der einzige - und damit auch möglichst viele andere von diesem und den anderen Konzerten erfahren, soll in der kommenden Saison stärker für die Rathauskonzerte geworben werden. Etwa mit einer Sonderbeilage im Gemeindeblatt "Lebendiges Vaterstetten", im Internet und ganz klassisch auf Plakaten. Überlegt wird außerdem, ein Komitee für die Rathauskonzerte einzurichten, etwa in der Art, wie es sie schon für die Städtepartnerschaften gibt. Christl Mitterer (CSU) stellte die Frage, wie die Werbekampagne finanziert werden soll. Aus dem Budget ihrer Abteilung, erklärten Kay Rainer und Janina von Rhein, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde.

Auch beim Ticketverkauf soll es Neuerungen geben, hier planen die Organisatoren die Zusammenarbeit mit dem Großhändler München-Ticket. Dies wirkt sich aber voraussichtlich auf die Preise aus, da die Firma Provision verlangt. Wie hoch diese ausfällt, ist noch unklar, aber voraussichtlich sind davon nur die Einzel-, nicht die Abokarten betroffen. Derzeit zahlt man in der Kategorie A, also für die besseren Plätze, 27 Euro für ein Konzert, das entsprechende Abo kostet 210 Euro. In der Kategorie B sind es 22 Euro für die Einzelkarte und 170 Euro fürs Abo. Ermäßigte Karten für Schüler und Studenten kosten jeweils die Hälfte, mit Ehrenamtskarte gibt es 15 Prozent Rabatt.

Zu hören gibt es dafür eine große Auswahl verschiedener Künstler und Musikstile. Das erste Konzert am 13. Januar bestreitet das Rudi-Zapf-Ensemble, am 27. Januar ist das Saxophon-Quartett zu Gast und am 8. Februar steht das erste der beiden Sonderkonzerte auf dem Spielplan: Das Kinderkonzert "Karneval der Tiere" und "Maus und Monster" mit Heinrich Klug und Salome Kammer. Das Klavierduo Grau/Schumacher mit Rezitation von Ulrich Noethen kommt am 24. Februar nach Vaterstetten, genau einen Monat später kann man Michel Dalberto am Klavier hören. Matti Zappa und sein Violoncello zusammen mit Massimiliano Mainolfi am Klavier gestalten den Abend des 19. Mai, nach der Udo-Jürgens-Revue ist Sommerpause. Diese endet am 22. September mit dem Auftritt des Streichsextett des BR, am 20. Oktober ist dann das Auryn-Quartett zu hören und am 24. November das Notos-Klavierquartett. Das letzte Rathauskonzert 2019 gibt das Guadignini-Trio am 15. Dezember. Wann das "echte" Rathauskonzert stattfindet, und wer auftritt, ist noch nicht bekannt.

Dafür aber schon einige Highlights, die Schneeweis für die kommenden Jahre vorbereitet hat. So wird im Sommer 2020 Quadro Nuevo die Reitsbergerhalle füllen, außerdem sollen die Schlagzeuger von Elbtonal Percussion kommen, genauso wie der bekannte Synchronsprecher Christian Brückner mit einer Lesung aus "Moby Dick". Den letzten Musiker aus der Originalbesetzung von Los Romeros, Pepe Romero, gibt es dann 2021 zu hören.

Um die hochkarätigen Künstler bezahlen zu können, gibt es Zuschüsse von der Gemeinde. Für 2019 betragen die Honorare etwa 62 000 Euro, dieses Geld bewilligte nun der Kulturausschuss. Wie viel davon am Ende gebraucht wird, hängt von den Einnahmen ab. Diese sind in den vergangenen Jahren stark geschwankt. Waren es 2011 noch mehr als 67 000 Euro, sanken sie 2013 und 2014 auf je 52 000 Euro, 2015 kamen 69 000 Euro zusammen, 2016 wieder nur 57 700 und 2017 dann 64 500 Euro.

© SZ vom 09.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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