Positives Signal in Vaterstetten:Auf ein Neues

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Ein Bohrplatz bei Icking im Landkreis Wolfratshausen. Dort ist es am Ende nichts geworden mit der Geothermie. (Foto: Hartmut Pöstges)

In der Gemeinde Vaterstetten gibt es einen weiteren Anlauf für ein Geothermieprojekt. Dieses soll das gewachsene Nahwärmenetz speisen

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Großgemeinde unternimmt einen erneuten Versuch, die Geothermie zu nutzen. Das Kommunalunternehmen (KU) soll ein Konzept zur Umsetzung eines entsprechenden Projektes erstellen, dies hat der Gemeinderat am Donnerstag ohne Gegenstimmen beschlossen. Hintergrund ist der Ausbau des Nahwärmenetzes in Vaterstetten, laut einer Einschätzung des KU könne dies nur dann mit regenerativer Energie betrieben werden, wenn man die Erdwärme nutzt.

Fast genau drei Jahre ist es her, da diskutierte man im Gemeinderat über ein neues Nahwärmekonzept. Der Plan, der seitdem auch eifrig umgesetzt wurde, sah die Zusammenlegung vorhandener kleinerer Netze sowie die Erweiterung auf weitere Wohngebiete vor. Damals wurden Varianten vorgestellt, wie sich ein solches Netz ohne fossile Brennstoffe betreiben ließe. Zwei Arten der Energiegewinnung waren dabei indes ausgeschlossen: die Windkraft, wegen übergeordneter politischer Implikationen, und die Tiefen-Geothermie, wegen des 2013 nach dem Ausstieg des Investors abgebrochenen interkommunalen Geothermieprojektes.

Übrig blieben zweieinhalb Möglichkeiten: Hackschnitzel, Solarthermie und Wärmepumpen, die aus Grundwasser und der Kanalisation gespeist werden. Letzteres hätte indes einen größeren Umbau der schon bestehenden Netze bedeutet. Aber auch die anderen beiden Optionen - ein drei Stockwerke hohes Kraftwerk, in dem täglich rund 30 Tonnen Hackschnitzel oder Holzpellets verbrannt werden oder eine fünf Hektar große Freiflächen-Solaranlage - erwiesen sich in der Umsetzung als schwierig.

Man habe in den vergangenen Jahren zusammen mit dem Bauamt verschiedene Freiflächen, sogar Spielplätze, untersucht, so Wirtschaftsförderer und Vorstand des Kommunalunternehmens Georg Kast nun im Gemeinderat, ohne Erfolg. Allerdings, so Kast weiter, "hatten wir schon 2017 klar gemacht, dass wir an der Umsetzung des Konzeptes Zweifel haben". Das betrifft auch die Kosten. Zwar werden die Ausgaben für ein Geothermieprojekt auf mindestens 25 Millionen Euro geschätzt, aber auch die anderen Kraftwerke wären nicht günstig. Laut Kast sei hier mit Kosten im Bereich von 30 Millionen Euro zu rechnen, alleine um den nördlichen Teil des Netzes mit Wärme zu versorgen. In den kommenden zehn Jahren soll es aber auch auf die Gemeindeteile südlich der Bahn ausgeweitet werden, dementsprechend müssten auch die Kraftwerkskapazitäten ausgebaut werden. Laut einer aktuellen Studie liefert das Vaterstettener Wärmenetz derzeit eine Leistung von 4,6 Megawatt. Anfang der 2030er soll sie bei 34,3 Megawatt liegen. Dementsprechend würde die jährliche Wärmeleistung aktuell 6,9 auf 51,5 Gigawattstunden im Jahr 2032 steigen. Die Studie kommt daher zu dem Schluss, dass das Geothermieprojekt wirtschaftlich wäre. Auch einen Standort schlagen die Prüfer schon vor: an der A 99 südlich der Autobahnraststätte.

Im Gemeinderat gab es in der Sache zwar viel Zuspruch, aber auch Kritik am Vorgehen des gemeindeeigenen KU. Klaus Willenberg (FDP) bemängelte, dass die Studie zur Geothermie ohne Einbindung des Gemeinderates erfolgt war. Wenn Beträge von 25 Millionen aufwärts im Raum stehen sollte die Politik mitentscheiden. Er forderte außerdem, dass das KU in einer kommenden Sitzung einmal den Stand des Nahwärmeausbaus vorstellen soll.

Dies unterstützte Josef Mittermeier (SPD), er schlug vor, das KU solle zweimal im Jahr einen Tätigkeitsbericht vorstellen. Dies könne etwa im Rahmen der Haushaltsberatungen passieren, regte Michael Niebler (CSU) an. Mittermeier sprach sich auch für mehr Einfluss der Politik aus: "jetzt muss der Gemeinderat entscheiden, wie es weitergeht". Wobei man heute ohnehin "nicht die Geothermie beschließt", gab Stefan Huber (CSU) zu bedenken, es gehe lediglich um ein Konzept. Laut Kast sei es durchaus in der Kompetenz des KU, Studien wie die zur Wirtschaftlichkeit der Geothermie zu beauftragen.

Auch Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) sagte am Freitag auf Nachfrage, das KU könne innerhalb seines Aufgabenbereichs und seines Budgets selbständig agieren. Dennoch werde das KU ohne den Gemeinderat die Geothermie sicher nicht auf den Weg bringen können. Auch Entscheidungen darüber, wie ein solches Projekt gestaltet werden soll, etwa ob man es alleine, mit einem Investor oder mit einer Nachbargemeinde - im Gespräch sind Zorneding, Grasbrunn aber auch Aschheim und Kirchheim - mache, seien Aufgabe der Politik: "Das wird sicher nicht am Gemeinderat vorbeilaufen."

Zunächst wolle man aber abwarten, was sich aus der vom Landkreis angekündigten Geothermie-Idee entwickelt, sagt Spitzauer. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) hatte am Dienstag ein interkommunales Geothermieprojekt ins Gespräch gebracht. Dabei könnte im Westen des Landkreises heißes Wasser gefördert werden, das dann über eine Pipeline die Kommunen entlang der B304 versorgt. Aufgebracht hatte den Plan das Konsortium, das 2013 aus dem Vaterstettener Projekt ausgestiegen war. Voraussichtlich im Februar sollen weitere Details zu dem Vorhaben vorgestellt werden.

© SZ vom 12.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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