Porträt zum Konzert:Von der Kirche in die Talkshow

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Jakob Skudlik ist erst 16 Jahre alt und bereits anerkannter Kirchenmusiker. Doch der Grafinger beherrscht nicht nur die Orgel, sondern hat auch noch viele weitere kreative Talente

Von Yvonne Münzberg, Grafing

Seine braunen Augen leuchten, wenn er vom Orgel- und Klavierspiel spricht. Im "Tastenbereich", wie er es nennt, ist Jakob Skudlik schon immer zuhause. Gerade mal fünf Jahre war er alt, als der heute 16-Jährige mit dem Klavierunterricht anfing. Geübt wurde zunächst auf dem alten Instrument der Mutter, das diese wiederum von ihrer Oma bekommen hatte. Später nahm er Unterricht bei Thomas Pfeiffer, seinem Mentor, wenn man es so nennen möchte: Pfeiffer führte Jakob an die Orgel heran, durch ihn begann der Elfjährige, die größere, komplexere Version des Klaviers zu erlernen. Doch warum interessiert sich ein so junger Mensch für dieses doch eher ungewöhnliche Instrument? "Ich finde es einfach wahnsinnig spannend, dass man in der Kirche nicht sieht, wer da oben sitzt und spielt."

Das Zusammenspiel aus Händen und Füßen, das am Ende die Klangvielfalt der Orgel erzeugt, das hat Jakob Skudlik schon immer fasziniert. Auch der technische Aspekt reizt ihn. "Wann ziehe ich welchen Register, welche Taste drücke ich, damit aus einer bestimmten Pfeife etwas ertönt" - es gehört viel dazu, eine Kirchenorgel beherrschen zu können.

Dennoch: Es ist schwierig, neben Schule und Freizeit zwei Instrumente unterzubringen. Der 16-Jährige ist in der Bigband des Gymnasiums, im Jugendchor und im Grafinger Jugendorchester aktiv. Zusätzlich besucht Jakob Skudlik momentan einen Tanzkurs, Gitarre bringt er sich jetzt auch noch selbst bei. Das Übliche eben. Bisher hat er aber noch keines seiner Hobbys zurückstellen müssen, noch bekommt er alles unter einen Hut. "Wenn zum Beispiel in der Schule mal mehr los ist, konzentriere ich mich eben darauf", erzählt er. Das Wichtigste sei, immer einen Ausgleich zu finden zwischen all den Beschäftigungen.

Damit Jakob auch zuhause üben kann, haben die Skudliks einen Flügel und eine Digitalorgel angeschafft. Eigentlich ein kostspieliges Unterfangen - beide Instrumente waren jedoch ein Sonderangebot. (Foto: Peter-Hinz Rosin)

Unterstützt wird der Grafinger von seinem gesamten Umfeld. In erster Linie natürlich von seinen Musiklehrern, die ihn bestmöglich fördern und ihm vor allem Chancen eröffnen, aber auch von seiner Familie. "Natürlich", sagt er und lacht unbeschwert. Der junge Mann spricht bedacht, drückt sich gewählt aus. Im Dezember 2016 legte er die sogenannte D-Prüfung für die Orgel ab, ein großer Schritt für ihn. Ob er an Gott glaubt, wo er doch inzwischen anerkannter Kirchenmusiker ist? "Ich mache mir natürlich viele Gedanken", sagt er, überlegt kurz. "Doch, ich würde schon sagen, dass ich an Gott glaube." In der Kirche gefällt ihm besonders der gemeinschaftliche Aspekt der Gottesdienste. Doch auch allgemein schätzt er das musikalische und kulturelle Angebot in der Region, betont, dass ihm immer wieder die Möglichkeit gegeben wird, Musik zu machen.

Am Sonntag wird Skudlik wieder in der Öffentlichkeit musizieren, mit Thomas Pfeiffer spielt er auf Schloss Zinneberg ein Orgelkonzert für vier Hände und vier Füße. "Früher", erinnert er sich, "war die Nervosität vor Auftritten schon schlimm." Inzwischen sei das aber besser geworden, er sei jetzt souveräner. Die Routine - Skudlik spielt mittlerweile regelmäßig vor Publikum - macht sich bemerkbar. Kein Lampenfieber verspürt der junge Mann hingegen beim Moderieren, ein weiteres seiner Hobbys. Darauf ist er ebenfalls recht früh gekommen: Seine Lehrerin in der sechsten Klasse fragte ihn, ob er denn nicht durch die Eröffnung des Tags der offenen Türe führen wolle. Jakob sagte zu und moderierte später auch die neu eingeführten Schulkonzerte des Gymnasiums, die Texte dafür schrieb er selbst. Momentan ist der Elftklässler Teil eines P-Seminars, das im April eine Live-Talkshow in Grafing auf die Beine stellen möchte.

Doch Skudliks schulische Laufbahn neigt sich dem Ende zu, nächstes Jahr wird er sein Abitur in der Tasche haben. Im Moment geht ihm deswegen seine berufliche Zukunft durch den Kopf. Er würde gerne in der Medienbranche, beim Radio oder Fernsehen arbeiten. Die redaktionelle Arbeit bedeutet viel Aufwand, das weiß der 16-Jährige inzwischen. "Man merkt aber, dass man was zustande bringt." Aber auchm, dass es einmal in die musikalische Richtung geht, kann der junge Mann nicht ausschließen. Besonders die Leitung von Ensembles fände er interessant. Aber wenn er beispielsweise Klavier studieren wollte, könnte er "seine Freizeit nicht so frei gestalten wie jetzt." Die Konkurrenz sei einfach zu groß, das Geschäft zu hart. "Gerade bin ich noch am sondieren", erklärt er. Möglichkeiten gibt es eben viele. Aber, und das ist das Wichtigste: Jakob Skudlik weiß persönliche Prioritäten zu setzen.

© SZ vom 03.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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