Porträt:Doppelrolle

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Die Regisseurin Barbara Betz ist nun auch Vorsitzende der Plieninger Theatergruppe

Von Theresa Parstorfer, Pliening

Gerade noch so passt die Trockenhaube durch die kleine Tür in der Mitte der Bühne im Plieninger Bürgerhaus. Barbara Betz, Regisseurin der Theaterbagasch, balanciert das sperrige Friseur-Utensil im Stil der 1970er-Jahre an den vorgesehenen Platz hinter zwei Stühle, die einen Friseur-Salon andeuten sollen. Es ist zwei Tage vor Weihnachten und noch knapp zwei Wochen hat die traditionsreiche Plieninger Laientheatergruppe Zeit, um das aktuelle Stück "QuardratlatschnSchlamassl" von Ralph Wallner zur Bühnenreife zu bringen.

In bayerischer Mundart geht es um einen Münchner Hinterhof, in dem die zwei Nachbarinnen Frau Gugl und Frau Hupf ratschen, tratschen, backen, essen (Guglhupf - was sonst?) und aufgrund finanzieller Nöte mit der Geschäftsidee einer Partnervermittlung in Frau Hupfs Friseursalon Geld verdienen wollen.

Noch hapert es an Text, Abläufen und auch Kostüme und Bühnenbild sind noch nicht vollständig vorhanden. Fieberhaft wird deshalb sogar an den Weihnachtsfeiertagen geprobt, was die "Familie natürlich sehr freut", sagt Betz ein wenig ironisch. Seit zehn Jahren führt sie bereits regelmäßig Regie, doch was ihr in diesem Jahr persönlich Albträume bereitet, ist nicht der kreative Teil des Probenprozesses, sondern ein organisatorischer: der Brandschutz. Denn seit Neuestem übernimmt Barbara Betz nicht nur die Rolle der Regisseurin, sondern auch die der Vorsitzenden der Theatergruppe. Geplant war das nicht, aber ein Ersatz musste her, als der Gründer des Vereins Markus Burgmair nach 40 Jahren aus gesundheitlichen Gründen das Amt niedergelegt hatte. Einfach so "reingewandert" sei Betz da deshalb und müsse sich jetzt mit bürokratischen Hürden wie den neuen Brandschutzverordnungen auseinandersetzen. "Die Anforderungen für die Fluchtwege sind so kompliziert, dass wir vielleicht kein Essen verkaufen können wie sonst immer", sagt Betz. Sie wirkt jedoch sehr gelassen, nimmt es mit Humor, "seit ich weiß, wie kompliziert das ist, laufe ich durch jedes Gebäude und denke mir: Das ist aber nicht 1,50 m breit!"

Regisseurin der Theaterbagasch: Barbara Betz (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das mit dem "Reinwandern" sei oft so bei ihr, eine Planerin ist sie nicht. Eher im Gegenteil. "Das Amt eines Vorstandes passt eigentlich überhaupt nicht zu mir", sagt die 49 jährige Mutter, reißt die blauen Augen auf und lacht. Sie breitet die Arme aus als würde sie versuchen, auf einem Tisch ausgebreitete Unterlagen zu sich herzuholen. "Ich bin unglaublich chaotisch, sodass ich schon am Anfang gesagt habe, bei mir wird es erst mal noch ein bisschen holprig laufen. Aber ich lern ja auch dazu", sagt sie. Deshalb habe sie aber auch angeregt, Arbeitskreise zu bilden, sodass die Verwaltungsarbeiten - Programmgestaltung, Essensbestellungen, Werbung - nicht nur an ihr hängen bleiben, sondern sich auch Mitglieder engagieren können, die vielleicht ein besonderes Talent für eine der anfallenden Aufgaben haben.

Dass seine Nachfolgerin die Rolle des Vorstandes "ein wenig anders gestaltet", findet Vorgänger Burgmair gut, der bei den Proben zuschaut. "Man kann ja Bewährtes weiterführen, und Neues dazufügen", sagt er und blickt ein wenig nachdenklich auf die Bühne. Burgmair ist von Beruf Schreiner und hilft nach wie vor beim Bau der Kulisse. So wirklich loslassen will er also noch nicht, aber den Vollzeitjob eines Vorstandes nicht mehr machen zu müssen, habe schon auch etwas Gutes, sagt er. Wichtig ist Barbara Betz vor allen Dingen, "dass die Leute auf der Bühne Spaß haben, schließlich opfern sie dafür ihre Freizeit". Und natürlich, dass das Stück gut wird. Deshalb besteht sie auch auf echten Showeffekten. "Einmal fängt die Trockenhaube Feuer und ich will Rauch", sagt sie in unumstößlicher Überzeugung.

Ganz in ihrem Element ist Barbara Betz als Regisseurin der Theaterbagasch, hier bei den Proben zum neuen Stück. In die Rolle als Vorsitzende muss sie sich noch einarbeiten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Noch ein Besuch bei der Feuerwehr also, denn selbst wenn nur eine einzige E-Zigarette für den Qualm sorgen soll, müsse da ein Feuerwehrmann in Vollmontur hinter der Bühne schwitzen. Bei dieser Vorstellung muss Betz einmal mehr herzlich lachen.

Die Premiere der bayerischen Komödie "QuadratlatschnSchlamassl" findet am Freitag, 5. Januar 2018, um 19.30 im Plieninger Bürgerhaus statt. Weitere Spieltermine sind der 6., 7., 11., 12., und 13. Januar. Die Karten kosten 9 Euro an der Abendkasse und auch für das leibliche Wohl wird gesorgt sein.

© SZ vom 04.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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