Einrichtungsverbund Steinhöring:Ebersberger Polit-Prominez kritisiert Kündigung

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Gertrud Hanslmeier-Prockl 2015 bei einem Fachgespräch zwischen der ehemaligen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (links) und der Ebersberger Landtagsabgeordneten Doris Rauscher in Steinhöring. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die Entlassung von Gertrud Hanslmeier-Prockl zieht immer weitere Kreise. Nach Robert Niedergesäß, Thomas Huber und Doris Rauscher äußert sich eine frühere Ministerin.

Von Viktoria Spinrad, Steinhöring

Gegen die umstrittene Entlassung der Leiterin des Einrichtungsverbunds Steinhöring, Gertrud Hanslmeier-Prockl, kommt am Mittwoch Widerstand aus verschiedenen Richtungen. Nicht nur ihre Mitarbeiter, auch der Förderverein des Einrichtungsverbunds und Politiker von CSU und SPD appellieren unabhängig voneinander an die Entscheidungsträger von der Katholischen Jugendfürsorge (KJF), die Kündigung der langjährigen Leiterin zurückzunehmen. Die Kritiker befürchten negative Konsequenzen für die Sozialarbeit im Landkreis Ebersberg.

So mahnen die Landtagsabgeordnete und VdK-Kreisverbandsvorsitzende Doris Rauscher (SPD) und ihr Parteikollege, Poings Bürgermeister Albert Hingerl, in einem Brief an den KJF-Aufsichtsratsvorsitzenden Friedrich Seitz vor "schwerem Schaden" in der Inklusionsarbeit im Kreis Ebersberg, "der nicht im Interesse der katholischen Jugendfürsorge sein kann". Dank der "Vordenkerin und Galionsfigur" Hanslmeier-Prockl sei das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung im Landkreis keine Utopie mehr, "sondern ein Gewinn für alle."

Zugleich monieren die Sozialdemokraten die mutmaßlichen Beweggründe für Hanslmeier-Prockls Entlassung: Es wirke befremdlich, "wenn Beiträge zur Diskussion mit der sofortigen Kündigung bestraft werden". Die Leiterin soll vor dem Aufsichtsrat rote Zahlen im Kinder- und Jugendhilfeverbund (EVKJ) angesprochen und Vorschläge zur Neuausrichtung des EVKJ gemacht haben; die KJF hatte in einer internen Mitteilung an die Mitarbeiter wiederum von "unüberbrückbaren Differenzen" gesprochen.

Eine "fadenscheinige" Begründung, wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) kritisiert. Sie gehe "am realen Leben meilenweit vorbei". Ähnlich sieht es seine Parteikollegin Christa Stewens aus Poing. Wenn Hanslmeier-Prockl tatsächlich Kritik geäußert habe, "dann sollte man damit offensiv umgehen - gerade in der heutigen Zeit", so die langjährige Ebersberger Landtagsabgeordnete, Sozialministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin. Für einen Dialog plädiert auch der Grafinger Landtagsabgeordnete Thomas Huber (CSU): "Kein Grund kann so schwerwiegend sein, dass man nicht miteinander reden kann."

Die katholische Jugendfürsorge bestätigte am Mittwoch, dass kommende Woche eine außerordentliche Mitgliederversammlung mit Vorstand und Aufsichtsrat stattfinden soll. Nachdem es zwischen den Mitgliedern und dem Vorstand der KJF dem Vernehmen nach immer wieder Unstimmigkeiten über Personalentscheidungen gegeben habe, hatte die Basis der KJF die außerordentliche Versammlung einberufen. Der Vorgänger Hanslmeier-Prockls und Wegbereiter des Einrichtungsverbunds, Toni Karl, hofft auf einen fruchtbaren Dialog, wie er auf Nachfrage erklärt: "Gerade in einer kirchlichen Einrichtung muss man Wege finden, um Konflikte friedvoll zu lösen."

© SZ vom 23.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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