Poinger Kommandant:In Feuerwehrmontur zum Geburtstermin

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Robert Gaipl ist seit zehn Jahren Feuerwehr-Kommandant in Poing - ein Posten, bei dem man lernt, spontan zu reagieren.

Porträt von Korbinian Eisenberger, Poing

Das Alarmgerät klingelt um 12.35 Uhr. Normalerweise würde er jetzt von seinem Platz aufspringen, den halb vollen Teller stehen lassen und zum Einsatz fahren. Doch an diesem Sonntagmittag ist alles ein bisschen anders. Schließlich sind sie alle wegen ihm ins "Wirtshaus zur Poinger Einkehr" gekommen, alle, um ihn zu ehren, den Feuerwehrkommandanten, der nicht nur springt wenn es brennt, sondern immer, wenn es heißt: Alarm.

Nur diesmal eben nicht, denn jetzt singt der örtliche Feuerwehr-Chor, das Poinger Bläser-Ensemble mit dem treffenden Namen Funkenflug ist gekommen, und 80 Gratulanten. Alarm? Er checkt kurz die Brisanz der Lage. "Diesen Einsatz schaffen die Kollegen ohne mich", sagt er, steckt das Gerät zurück in die Tasche und lauscht der Musik. Robert Gaipl ist seit zehn Jahren Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Poing - ein Mann, den sich viele kaum mehr ohne Feuerwehruniform vorstellen können. An diesem Sonntag erhält er nun eine Auszeichnung, zu der er sagt, "dass ich sie eigentlich gar nicht alleine annehmen kann." Weil er "ohne die Kameraden nicht hier stehen würde". Und dann nimmt Gaipl ihn doch an, den "Bürgerpreis der Freien Wählergemeinschaft Poing", der einmal im Jahr an einen besonders verdienten Bürger des Orts verliehen wird. Und bei der 24. Auflage erhält den Preis nun zum zweiten Mal ein Feuerwehrler: "Ich sage - im Namen der Feuerwehr - danke."

Gaipl, 49, hat zu diesem Anlass die Festuniform gewählt, mit den wichtigen Abzeichen, die er über die Jahre gesammelt hat. 25 Jahre Feuerwehr steht auf einem Emblem, das hat er 2014 bekommen, daneben hängt eine Auszeichnung aus dem Jahr 2013, die gab es für die Helfer der Flutopfer. Und natürlich das Abzeichen für die Leistungsprüfung, in gold-rot - die höchste Stufe, die es hier gibt. Laudatorin Karin Kölln-Höllrigl hebt den Aufwand hervor, den Gaipl neben seinem Vollzeit-Beruf ins Ehrenamt investiert. "Drei bis vier Stunden täglich", sagt sie.

Dann ist der offizielle Teil vorbei und Gaipl erzählt. Einer seiner ersten Einsätze war ein Brand in Angelbrechting, keine Verletzte aber viel Rauch. Auch damals klingelte es plötzlich, nur dass es diesmal kein Einsatz war, sondern die Familie. "Ich musste schnell ins Krankenhaus", sagt er. Und so stapfte Gaipl in Feuerwehr-Montur in die Ebersberger Kreisklinik. "Ich habe sehr rauchig gerochen" sagt er. Dafür schaffte er es rechtzeitig zur Geburt seines zweiten Kindes.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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