Gewalt beim Volksfest:Poing verstärkt Sicherheitsdienst und verschärft Kontrollen

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"Wir lassen uns das Volksfest von niemandem kaputt machen", sagt Bürgermeister Hingerl. Wie die Gemeinde auf die Gewalttaten am ersten Fest-Wochenende reagiert.

Von Korbinian Eisenberger, Poing

Nach den Vorfällen mit mehreren Verletzten im Dunstkreis des Poinger Volksfestes am ersten Wochenende soll es in den verbleibenden sechs Tagen kontrollierter zugehen. Zu diesem Zweck hat die Gemeinde in Absprache mit der Polizei und dem Veranstalter mehrere Maßnahmen beschlossen. Wie Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) am Montag mitteilte, sollen von Dienstag an zusätzliche Sicherheitsleute eingesetzt werden. Zudem, so Hingerl, sollen die Tatverdächtigen vom Wochenende Betretungsverbot für das Volksfestgelände erhalten. "Als Signal, dass solche Leute nichts bei uns verloren haben."

Die Gemeinde Poing reagiert damit unmittelbar auf die Vorfälle vom Wochenende. Das Volksfest in Poing gilt als friedlich, am Samstag und Sonntag aber verzeichnete die Polizei dort mehr Straftaten als vergangenes Jahr während der kompletten zehntägigen Volksfestzeit. Wie am Montag von Dienstgruppenleiter René Dorfmann zu erfahren ist, ermittelt die Polizei an der Volksfestfront derzeit gegen 15 Beschuldigte, fünf davon unbekannt. Weil in einigen Fällen nicht nur ein Verdächtigter beteiligt war, geht es um mehrere Verfahren: drei wegen Körperverletzung, vier wegen gefährlicher Körperverletzung, zwei wegen Beleidigungen und eines wegen einer sexuellen Nötigung.

Dagegen geht die Gemeinde nun vor: Sie verdoppelt den kommunalen Sicherheitsdienst auf dem Volksfest von bisher vier auf nun acht Personen. Der Festwirt stellt weiterhin 16 Sicherheitskräfte, "die in der Spitze alle gleichzeitig eingesetzt werden", heißt es von der Pressestelle des Veranstalters. Zudem, heißt es, prüfe die Gemeinde ein Alkoholverbot im Umfeld des Festgeländes. "Besucher müssen damit rechnen, dass die Polizei bei Kontrollen um den Festplatz mitgeführte alkoholische Getränke sicherstellen wird."

Polizei: Kein Ausmaß wie die Probleme, die einst in Grafing herrschten

Bis vor zwei Jahren galt das Volksfest im unweit gelegenen Grafing als berühmt-berüchtigt für seine Schlägereien und Saufexzesse von Minderjährigen. Mit dem einstigen Ausmaß in Grafing, so teilt die Polizei mit, sei das Poinger Volksfest trotz der nächtlichen Vorfälle am Freitag und Samstag nicht vergleichbar. Für die Pressestelle des Veranstalters vermittelt der Polizeibericht zwar kein falsches - jedoch ein verzerrtes Bild. Sprecher Thomas Schächtl zitiert in seiner Pressemitteilung mehrere Volksfestbesucher, die von friedlichen und familienfreundlichen Erlebnissen berichten. Also von dem, was dem Volksfest der jungen Wachstumsgemeinde auch bisher stets nachgesagt wurde.

900 Menschen aus 38 Vereinen waren am Freitag in einem Festzug auf den Platz Am Hanselbrunn marschiert. Anschließend eröffnete Bürgermeister Albert Hingerl das Volksfest am Freitagnachmittag zum letzten Mal, mit diesmal drei Schlägen beim Anzapfen. Vor acht Jahren hatte er das Poinger Volksfest ins Leben gerufen - mit der Intention, so hieß es damals, einen großen Stammtisch für alle zum Kennenlernen schaffen.

Bei seinem letzten Volksfest als Bürgermeister ging es ihm umso mehr darum, schnell einzugreifen, so Hingerl. Deswegen arrangierte er wie am Sonntag angekündigt gleich für Montag ein Treffen mit der Polizei, dem Ordnungsamt und dem Veranstalter - mit dem bekannten Ergebnis. Sein Fazit: "Ganz verhindern kann man solche Vorfälle nicht", erklärt er kurz nach diesem Treffen am Telefon. Er sei aber überzeugt, "dass 99,9 Prozent der Gäste mit dem Volksfest zufrieden sind". Die Pöbler seien "eine kleine Gruppe, die man nur in Promille ausdrücken" könne. Hingerl weiter: "Wir lassen uns das von niemandem kaputt machen, es bleibt ein Familienfest und Stammtisch."

© SZ vom 09.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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