Poing/Markt Schwaben:Großbaustelle auf der Linie S 2

Lesezeit: 3 min

2018 werden vier Bahnhöfe barrierefrei umgebaut. An einigen Wochenenden fahren daher Busse statt Züge

Von Barbara Mooser, Poing/Markt Schwaben

Der Anlass ist grundsätzlich positiv: Entlang der Linie S 2 werden im kommenden Jahr vier Bahnhöfe barrierefrei ausgebaut: Riem, Feldkirchen, Heimstetten und Poing. In Poing wird außerdem die lange ersehnte Radler- und Fußgängerunterführung in Angriff genommen, die den alten und den neuen Ortsteil verbinden soll. Für die Nutzer der S-Bahn und der Südostbayernbahn, die die Strecke zwischen München und Mühldorf bedient, wird die Großbaustelle an den Gleisen allerdings auch Einschränkungen mit sich bringen: Laut einem Bahn-Sprecher sind zwischen März und November an einzelnen Wochenenden komplette Gleissperrungen zwischen Berg am Laim und Markt Schwaben erforderlich, in dieser Zeit fahren Pendelbusse. Ansonsten aber soll der Bahnverkehr auch während der Bauarbeiten aufrecht erhalten werden.

Beginnen sollen die Arbeiten im Frühjahr; wie die Bahn mitteilt, ist bis dahin noch einiges zu tun: Die konkrete Ausführungsplanung muss noch erstellt werden, dann folgt die Ausschreibung und Vergabe. Auch das sogenannte "Baufeld" wird schon einmal vorbereitet, beispielsweise durch den Rückschnitt der Vegetation. In Poing werden zwei vergleichsweise komplexe Maßnahmen miteinander verzahnt, die noch dazu unterschiedliche Bauherren haben: Während die Bahn die Bahnsteige und die Zugänge barrierefrei umbaut, widmet sich die Gemeinde einem ihrer wichtigsten Projekte auf der Agenda, der Unterführung unter den Gleisen hindurch.

Die Stufe zwischen Bahnsteig und Zug soll verschwinden

Die Baumaßnahme der Bahn sieht eine Erhöhung der Bahnsteige von derzeit 76 auf 96 Zentimeter über Schienenoberkante vor, damit wird ein stufenfreies Ein- und Aussteigen in die S-Bahnen ermöglicht. Die Rampen zu den Außenbahnsteigen haben eine maximale Neigung von sechs Prozent. Für Blinde und Sehbehinderte werden die Bahnsteige mit einem Blindenleitsystem ausgestattet. Außerdem wird nach Angaben eines Sprechers der Bahn die Bahnsteigausstattung erneuert, dabei werden auch neue Wetterschutzanlagen aufgestellt.

Der Bahnsteig soll höher werden und ein Leitsystem für Sehbehinderte bekommen. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Parallel dazu erfolgt der barrierefreie Umbau einiger benachbarter Bahnhöfe. Ausgenommen ist dabei allerdings Grub, diese Station sei "aufgrund der deutlich geringeren Ein- und Aussteigerzahl nicht in das vom Freistaat Bayern mitfinanzierte Bayernpaket zum barrierefreien Ausbau mit aufgenommen", so der Bahn-Sprecher. Markt Schwaben komme mit dem vollständigen barrierefreien Ausbau voraussichtlich 2019 an die Reihe. Auch wenn der Zugverkehr an den betroffenen Stationen mit Ausnahme der Wochenendsperrungen normal weiter gehen soll, müssen die Kunden mit Einschränkungen an den Bahnsteigen rechnen.

Die nun geplante Unterführung wünscht sich Poing seit fast 30 Jahren

Details der Kreuzungsvereinbarung werden in der nächsten Sitzung des Poinger Gemeinderats am 14. September besprochen. Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) kann noch gar nicht so recht glauben, dass es im kommenden Jahr tatsächlich mit dem Projekt vorangehen soll, das ihn sein gesamtes Leben als Kommunalpolitiker bereits beschäftigt. Schon 1990 sei über die Verbindung zwischen Alt- und Neu-Poing im Gemeinderat gesprochen worden. In den Jahrzehnten danach war aber immer wieder unklar, wie die Planungen dafür aussehen sollten - vor allem, ob sie unter zwei oder doch unter vier Gleisen hindurch führen würde. Alle paar Jahre gab es hier andere Signale von Bahn und Politik, mittlerweile ist klar, dass der viergleisige Ausbau auch in der neuesten Variante des Bundesverkehrswegeplans, in dem die wichtigsten Projekte bis zum Jahr 2030 aufgeführt sind, nicht enthalten ist.

Sollte es dennoch hier nochmals zu einer Kehrtwende kommen und der viergleisige Ausbau doch wieder nach oben auf die Agenda rücken, wie dies viele Politiker in den Anrainergemeinden und auch die Messe München für dringend erforderlich halten, sind laut Hingerl Vorkehrungen getroffen. Eine Verbreiterung der Bahnhofsanlage sei theoretisch auch in Zukunft noch möglich, die Grundstücke dafür und für die zwei zusätzlichen Gleise angeblich vorhanden. An die Unterführung könnte theoretisch auch noch angestückelt werden. Für Hingerl steht allerdings fest, dass die Bahn in diesem Fall "Herr des Verfahrens" wäre und die entsprechenden Planungen vorlegen müsste.

Seine Wallfahrt nach Altötting hat Hingerl übrigens bisher noch nicht organisiert - diese hatte er angekündigt, sollte das Projekt Bahnunterführung noch in seiner Amtszeit als Bürgermeister realisiert werden. "Ich bin immer noch skeptisch", sagt er, in die Planungen für die Wallfahrt werde er erst einsteigen, wenn im nächsten Frühjahr der erste Spatenstich für das Kooperationsprojekt tatsächlich gesetzt werde und die Bagger anrollten. "Aber wenn es tatsächlich so kommt, dann mache ich es auch", sagt er und lacht.

© SZ vom 31.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: