Poing:Kinderbetreuung wird teurer

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Die Gemeinde erhöht die Gebühren für Krippe, Kindergarten und Hort - auch schon vorbeugend: Die Verwaltung geht davon aus, dass die Gehälter der Erzieherinnen nach den Kita-Streiks kräftig steigen werden.

Von Karin Kampwerth, Poing

Die Erhöhung der Gebühren für Kindertagesstätten in Poing wird voraussichtlich Schule machen. Der Gemeinderat hat einer Anhebung der Beiträge von bis zu 27 Prozent zugestimmt. Damit reagiert die Gemeinde vorausschauend auf den Tarifkonflikt, der derzeit von den Erziehern ausgetragen wird und bei dem zahlreiche kommunale Kindertagesstätten bestreikt werden. Die Kitas in Poing fallen zwar nicht darunter, sie werden vom Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und dem Kinderland betrieben. Wohl aber werden auch private Kita-Träger wie diese auf einen Tarifabschluss im öffentlichen Dienst reagieren müssen. Der Leiter des Poinger Jugendreferates, Michael Krach, geht davon aus, dass die Gehälter des pädagogischen Personals kräftig angehoben werden. Gefordert wird eine Gleichstellung der Erzieherinnen-Bezüge mit dem Gehalt von Grundschullehrerinnen. Die Differenz liegt derzeit bei zirka 2000 Euro brutto. Krach ist überzeugt, dass die Awo und auch das Kinderland, die noch andernorts im Landkreis Kitas betreiben, die Gebühren an einen neuen Tarif in kommunalen Kitas anpassen müssen, um auch weiterhin qualifiziertes Personal zu finden.

Die Besonderheit in Poing ist allerdings, dass hier die Gemeinde die Gebühren bestimmt, auch wenn sie nicht Träger der Kitas ist. Damit wird gewährleistet, dass die Beiträge in allen Krippen, Kindergärten und Horten am Ort dieselben sind und die Einrichtungen einerseits bei der Gebührengestaltung nicht in Konkurrenz geraten und andererseits Eltern eine Kinderbetreuung nicht nach dem Preis aussuchen müssen. Geregelt ist das in Verträgen der Gemeinde mit den Kita-Betreibern.

Von September an müssen Poinger Eltern vor allem dann kräftig mehr für die Betreuung ihrer Kinder bezahlen, wenn diese in einer Krippe untergebracht sind. Dort ist die Gebührenerhöhung von bis zu 27 Prozent am deutlichsten zu spüren. Kostete das bei neun bis zehn Stunden bislang monatlich 299 Euro, werden dann 380 Euro fällig. Bei bis zu elf Stunden steigt der Beitrag von 358 auf 430 Euro. Wer sein Kind zwischen vier und acht Stunden betreuen lässt, zahlt statt zwischen 184 und 253 Euro dann 260 bis 320 Euro, was einer Erhöhung von 26 Prozent gleichkommt.

In den Kindergärten fällt die Steigerung der Beiträge moderater aus und liegt bei 9 bis 13 Prozent. Wer sein Kind etwa sieben bis acht Stunden unterbringt, zahlt statt 116 Euro von September an 128 Euro. In den Poinger Horten werden die Gebühren um neun bis maximal elf Prozent angehoben. Wer sein Kind fünf bis sechs Stunden nach der Schule im Hort betreuen lässt, bezahlt dann monatlich nicht mehr 114, sondern 126 Euro.

"Das ist eine erhebliche Erhöhung der Beiträge", räumte Jugendreferatsleiter Krach zwar ein. "Aber wir erwarten auch erheblich steigende Gehälter." Bislang hätte Poing mit seinen Gebühren außerdem deutlich unter dem Landkreisdurchschnitt gelegen, was Krach mit Zahlen aus den Nachbargemeinden belegte. So müssen Eltern in Vaterstetten in einer Krippe bei einer Buchungszeit von sieben bis acht Stunden bis zu 388 Euro monatlich bezahlen. Das sind immer noch 68 Euro mehr als der neue Vergleichsbeitrag in Poing.

Die Gemeinde will mit den neuen Beiträgen die Kindertagesstätten aber nicht nur auf steigende Gehälter vorbereiten, sondern ihnen auch die Möglichkeit geben, Springer bereitzuhalten, um auf personelle Engpässe durch Krankheit oder auch durch Schwangerschaft in den Einrichtungen schnell reagieren zu können. "Damit laufen sie nicht in Gefahr, den Qualifikationsschlüssel nicht einhalten zu können", sagte Bürgermeister Albert Hingerl (SPD). Im schlimmsten Fall schreite sonst nämlich die Aufsichtsbehörde ein, was zur Rückforderung von Fördermitteln bis hin zu einer Schließung der Einrichtung Folgen haben könnte.

Dass das keine leere Drohung ist, wissen die Poinger aus leidvoller Erfahrung. So musste der Diakonieverein voriges Jahr für zwei Kitas Insolvenz anmelden, weil der Freistaat Fördergelder in Höhe von fast 1,1 Millionen Euro zurückgeforderte, nachdem von der Leitung unter anderem falsche Angaben über die Qualifizierung des Personals gemacht wurden.

© SZ vom 26.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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