Pliening:Zimmer, Küche, Bad - bezahlbar

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Pliening sucht nach günstigen Wohnungen oder Grundstücken für Container, um anerkannte Flüchtlinge und sozial schwache Bürger unterzubringen

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Einen "Schnellschuss" bei der Entscheidung für die Traglufthalle in Pliening, in der inzwischen Flüchtlinge aus anderen Landkreisgemeinden eingezogen sind, will sich Bürgermeister Roland Frick (CSU) von seinen Gemeinderäten nicht vorwerfen lassen. Im Herbst vergangenen Jahres war die Errichtung der Halle beschlossen worden, als jeden Monat mehr Flüchtlinge nach Bayern und auch in den Landkreis kamen, mittlerweile sind 175 Asylbewerber dort untergebracht, ausgelegt ist sie für maximal 300 Bewohner. "Das war eine einstimmige Entscheidung im Gemeinderat, und die Situation, in der sie getroffen wurde, war noch eine ganz andere", erklärte Frick verärgert.

Geäußert hatte den Vorwurf Gemeinderat Martin Eberl (Neues Forum), als das Gremium einen Beschluss zur Unterbringung von Obdachlosen fassen wollte - worunter auch anerkannte Asylbewerber aus der Traglufthalle fallen könnten. Momentan gibt es in der Gemeinde gerade mal zwei Zimmer in der Alten Schule in Gelting, in der maximal drei Personen untergebracht werden können. Allerdings ist das alte Gebäude renovierungsbedürftig, vor allem den Brandschutz, erklärte Frick, "müssen wir auf feste Füße stellen." Schon seit Jahren ist das Problem bekannt. Bereits 2014 und 2015 mussten jeweils zwei Anfragen zur Unterbringung von Menschen ohne Wohnung abgelehnt werden, 2016 waren es schon drei. Zwei Personen sind aktuell untergekommen, so eine Auflistung der Verwaltung. Eine Entspannung der Situation ist langfristig nicht in Sicht.

Weil schon lange die Sanierung und der behindertengerechte Umbau des Rathauses ansteht, mussten nun auch die sieben Flüchtlinge, die hier in einer Wohnung ein vorübergehendes Heim gefunden hatten, in die Traglufthalle umziehen. Zwei von ihnen sind inzwischen anerkannte Asylbewerber und hätten Anspruch auf eine feste Unterkunft. In der Traglufthalle gelten sie als so genannte Fehlbeleger, die aber dort wohnen bleiben dürfen, bis sich etwas anderes findet. Etwa 40 bis 50 solcher Fehlbeleger seien derzeit in der Traglufthalle untergebracht, schätzte Gemeinderat Stefan Seizl (Alternative für Pliening), der im Helferkreis aktiv ist.

Nun sucht die Verwaltung nach leer stehendem Wohnraum in der Gemeinde oder nach Grundstücken, auf denen Wohncontainer aufgestellt werden können und will dazu Aufrufe im Gemeindeblatt veröffentlichen. Das heiße aber nicht, dass Pliening für sämtliche anerkannten Asylbewerber aus der Traglufthalle selbst zuständig sei, erklärte Frick. Er verwies einmal mehr auf eine Vereinbarung, in der die Bürgermeister der Gemeinden und der Landrat übereingekommen sind, dass Pliening und Poing mit ihren Traglufthallen sowie den anderen Kommunen, in denen eine große Anzahl an Flüchtlingen untergebracht sind, nicht die alleinige Verantwortung für die anerkannten Flüchtlinge überlassen werden soll. Eine Vereinbarung, der allerdings einige Gemeinderäte offensichtlich nicht viel Vertrauen schenken. "Da kann es sein, dass es uns mit der Traglufthalle noch bös trifft", erklärte Emmeran Königer (CSU). Und Martin Eberl sagte: "Wir haben mit der Traglufthalle doch schon die Hälfte der Flüchtlinge hier, jetzt sind mal andere dran."

Der Vertrag für die Traglufthalle ist nur auf ein Jahr abgeschlossen, mit der Option für eine Verlängerung um ein weiteres Jahr. "Niemand weiß doch, was noch kommt", erklärte Frick. Wenn man jetzt nach Grundstücken für die Unterbringung von Obdachlosen suche, gehe es dabei nicht automatisch nur um anerkannte Flüchtlinge, sondern auch um andere sozial Schwache. Überdies sei die aktuelle Entscheidung ein reiner Vorratsbeschluss, damit die Gemeinde reagieren könne, wenn sie das müsse. "Wir müssen nicht der Primus sein, aber es geht darum, verantwortungsbewusst zu handeln." Eva Strauss (SPD/Unabhängige), die ebenfalls für den Helferkreis arbeitet, berichtete von Gesprächen mit den Flüchtlingen, in denen sich heraus gestellt habe, dass ohnehin viele künftig nicht im Großraum München und damit in Pliening bleiben wollten. "Die gehen nach Kiel oder woanders hin, wo es billiger ist und wo sie vielleicht schon Verwandte haben."

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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